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Roséwein aus der Provence – Das Mutterland des Rosé

Man könnte behaupten, Roséwein aus der Provence ist die Mutter aller Rosés. In keinem anderen Anbaugebiet weltweit ist der Anteil an Roséwein im Vergleich zu Rot- und Weißwein so hoch wie in der Provence. Schon der Name – die Provence – befeuert Sehnsüchte.

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Sehnsüchte nach mediterranem savoir vivre, nach frischem Kräuterduft, nach einer Landschaft, wie von Malern wie Cézanne und van Gogh geschaffen, in saftigem Grün, strahlendem Blau und vor allem in Pink, Rosé und Violett, mit orangefarbenen Sonnenuntergängen und dem morgendlichen Nebel über den Feldern mit blühendem Lavendel. Eine Kulturlandschaft wie komponiert – Olivenhaine, Mandel- und Pfirsichbäume und natürlich Weingärten, so weit das Auge reicht. In den meisten Anbaugebieten weltweit wird zwar Rosé, Rosado oder Rosato (Chiaretto) eher stiefmütterlich behandelt, doch die Winzer haben realisiert, dass die Nachfrage steigt und Roséwein mittlerweile ein Muss ist in jedem Portfolio. Man kann mit Recht behaupten, dass die Winzer in der Provence einen Löwenanteil zu diesem Trend beigesteuert haben. Traditionell wird der Rosé in der Provence in etwas bauchigen Flaschen abgefüllt, die lange als Erkennungsmerkmal galten. Doch Marketingfachleute dichten der bauchigen Flasche einen schlechten Ruf an, sodass die meisten Qualitätswinzer ihren Rosé in den schlanken Standardflaschen auf den Markt bringen.

Aber bitte in dezentem Blassrosa

Der Trend geht eindeutig in Richtung Blassrosa. Einen eleganten, rosa Teint sollen die Weine haben. Ein Hauch von Zartheit ausstrahlen. Das lässt sich in Italien beim Chiaretto beobachten und auch hier war die Provence Trendsetter. Das Verfahren der Pressurage direct bzw. Direktpressung sorgt für die richtige Farbnuance. Die roten und blauen Trauben werden mit ihren Schalen sofort gepresst und verbleiben nur für kurze Zeit auf der Maische. So gelangen nur kleine Anteile der Gerb- und Farbstoffe in den Wein. Häufig wird der Trester direkt noch dem Pressen getrennt. Die Weine bringen ein Aroma von reifen Zitronen, Himbeeren und Erdbeeren mit floralen Obertönen mit und sind fruchtig bis dezent würzig. Sie driften dabei nie ins Bonbonartige ab. Sie gelten zu Recht als der Idealtypus des modernen Roséweins.

Die zertifizierten Anbaugebiete der Provence und deren Rebsorten

Die Hauptrebsorten für den Roséwein aus der Provence sind Grenache, Mourvèdre, Syrah und Tibouren sowie Carignan und Cabernet Sauvignon in kleineren Anteilen. Eine Produktionsregel besagt, dass der Anteil der Hauptrebsorte einer Cuvée nicht mehr als 90 % betragen darf. Der gemeinsame Anteil aller Hauptrebsorten muss mindestens 80 % betragen. Der Anteil an weißen Rebsorten in roten und weißen Cuvées darf 10 % nicht überschreiten.

Das Anbaugebiet ist in neun geschützte AOP-Regionen (Appellation Origine Protegée) aufgeteilt. Die drei wichtigsten sind Côtes-de-Provence, Coteaux d’Aix-en-Provence und Coteaux Varois-en-Provence. Aus diesem Dreigestirn stammen 90 Prozent der Roséweine aus der Provence.

Côtes-de-Provence

Unangefochten an der Spitze steht die Appellation Côtes-de-Provence. Sie liegt im Osten der Provence. Hier werden zu 80 % Roséweine produziert. Das ist mehr als in jeder anderen Appellation, nicht nur in Frankreich, sondern weltweit. Die Produktionsbestimmungen verlangen, dass die Cuvées aus mindestens zwei der festgesetzten Hauptrebsorten bestehen müssen. Diese sind Cinsault, Grenache Noir, Mourvèdre und Syrah. Der Anteil der Hauptrebsorten muss wiederum mindestens 80 % betragen.

Einer der populärsten und Roséweine aus der Provence ist der Miraval. Er ist mehr als ein Trend-Rosé ond Promi-Wein (Das Weingut gehört Brad Pitt.). Denn der Winzer Perrin hat hier eine echte Referenzgröße in Sachen Rosé geschaffen, der mittlerweile weltweit viele Winzer nacheifern.

Coteaux d’Aix-en-Provence

Weiter westlich liegt bei der gleichnamigen Stadt Aix-en-Provence das Weinanbaugebiet Coteaux d’Aix-en-Provence, das für seinen Rosé aus Grenache bekannt ist. Maximal 40 Prozent andere Rebsorten dürfen in der Cuvée mit Grenache vermählt werden, die da wären: Cinsault, Counoise, Mourvèdre, Syrah, Cabernet Sauvignon und Carignan. Maximal zehn Prozent zugelassene Weißweinreben erlauben die Statuten ebenfalls. 

Coteaux Varois-en-Provence

Eine Enklave innerhalb der Appellation Côtes-de-Provence bildet Coteaux Varois-en-Provence. Die Hauptrebsorten sind Mourvèdre, Syrah und Grenache. Der Anteil beträgt mindestens 70 %. Dazu dürfen die Rebsorten Cinsault, Carignan, Cabernet Sauvignon oder Tibouren in die Cuvées einfließen.

Für Liebhaber und Individualisten: Die fünf kleineren AOP-Gebiete

Die Appellation Les Baux de Provence ist eine Enklave innerhalb der größeren Region Coteaux d’Aix-en-Provence. Sie gilt als Edel-Appellation oder als Grand-Cru der Provence. Die Reben stammen sämtlich aus biodynamischem Anbau. Eine absolute Seltenheit, dass ein biodynamischer Anbau in den Herstellungsregeln festgeschrieben ist.

Cinsault sollte noch ein Begriff sein, doch die Rebsorten Braquet und Fuella gelten durchaus als Exoten. Diese finden wir in der Appellation Bellet im Osten der Provence. Ein vergleichsweise kleiner Anteil an Roséwein wird in den Appellationen Cassis und Palette hergestellt. Doch gerade diejenigen aus Palette sind gefragt und versprechen Rosévergnügen auf Cru-Niveau. Bleibt letztendlich noch die Appellation Bandol zu nennen. Die hier vinifizieren Roséweine bestehen aus den Rebsorten Mourvèdre, Grenache, Cinsault, Syrah und Carignan.