La Tunella
Ponto-Böden, autochthone alte Varietäten und die ungewöhnliche Technik
Ponto – so bezeichnet man im Friaulischen besondere Mischböden, die ein Gemenge aus Mergel und Sandstein sind, das in Jahrmillionen zunächst zu festen Platten gepresst und später zu kleinen Plättchen verwittert, so wie wir es heute in Friaul vorfinden. Auf diesen Ponto-Böden gründet die Cantina La Tunella ihren Erfolg. Hervorragend sind auch die ausgewogenen klimatischen Verhältnisse zwischen Meer und Berg. Hier wachsen neben einigen internationalen Rebsorten wie Sauvignon, Chardonnay und Pino Noir vorwiegend die alten friaulischen Varietäten Malvasia Istriana, Refosco, Ribolla Gialla, Schioppettino und Friulano.
Die Weinpalette des Hauses ist trotz der auf Maximum 9 000 Kilo pro Hektar beschränkte Erträge erstaunlich vielfältig und präsentiert neben klassischen Rotweinen und Weißweinen der Region auch Besonderheiten wie Trockenbeerenauslesen und reinsortige Spitzenweine aus autochthonen Varietäten. Erzogen werden die Rebstöcke in der für Friaul typischen Methode Monocapovolto, bei der der Rebstock mit Überhang hoch wächst. Daneben wird auch die bekannte Guyot-Methode eingesetzt.
Verantwortlich für die Kreationen ist Luigino Zamparo, ein junger aber bereits bestens ausgebildeter Önologe und gleichzeitig auch ein guter Freund der Winzerfamilie Zorzettig, der in dritter Generation die Geschicke des Weingut leitet. Als Kellermeister herrscht Luigino Zamparo über eine außerordentlich moderne und innovativ ausgelegte Weinkellerei. Das Hauptgebäude ist architektonisch ansprechend und funktional auf zwei Ebenen angelegt. Es verfügt über einen riesigen Lagerraum für die hier zum Einsatz kommende kleine und große Holzfässer, die vorwiegend aus slowenischer Eiche, wie es für Friaul traditionell üblich ist, gefertigt sind. Sie sind – gleicherweise traditionell – ungetoastet, was zu den typischen frischen Weißweinen Friauls beiträgt.
Bei den süßen Trauben verwendet die Weinkellerei der Zorzettig eine geradezu revolutionäre Technik, bei der ein Computer die spezielle Trocknung der Trauben in einer mit Botrytis angereicherten Luft 60 bis 80 Tage lange überwacht und steuert. Hochmodern ist auch die Kühlmethode durch ein temperaturregulierendes Kühlsystem, das den gesamten Kellerraum vollautomatisch überwacht und in Abhängigkeit von der jeweiligen gerade verarbeiteten Traubensorte reguliert.
Die sehr junge (Erfolgs-) Geschichte der La Tunella
Min Zorzettig kaufte zwischen den Weltkriegen den Grund und Boden, auf dem einer seiner drei Söhne, Livio Zorzettig, die heutige Weinkellerei gründete. Offiziell gilt das 1986 als Gründungsjahr. Als er überraschend früh verstarb, übernahm seine Witwe Gabriella Zorzettig die Leitung des Weinguts und wurde wenig später von ihren damals noch sehr jungen Söhnen Marco und Massimo zusammen mit dem gleichfalls noch jungen Önologen Luigino Zamparo unterstützt. Giovanna Zamparo, de Ehefrau von Luigino, war für das Marketing verantwortlich. Auf sie geht der 2002 vorgenommene Namenswechsel des Weinunternehmens vom einstigen „Colli Orientali del Friuli Zorzettig“ zu dem griffigen „La Tunella“. Der Name stammt aus einer Gebietslandkarte aus der napoleonischen Zeit und ist die Friulanische Version von Antonella. Heute wird das Familienunternehmen in dritter Generation von den bereits sehr erfahrenen Brüdern Massimo und Marco, der sich vorwiegend um die Rebstöcke und die Arbeit im Weinberg kümmert, geführt. Unterstützung erfahren sie weiterhin von ihrer Mutter Gabriella und ihren Ehefrauen Romina und Barbara.
Erstaunlich vielfältig: das Portfolio der La Tunella
La Tunella verfügt über eine äußerst vielfältige Weinpalette an qualitätsvollen Weinerzeugnissen zu denen klassische friaulische Weiße, Cuvées als auch sortenreine DOC- und DOCG-Weine gehören. Ergänzt wird das Angebot durch besondere Dessertweine aus autochthonen Sorten. Erwähnenswert ist der „Verduzzo Friulano DOC“ (100% Veruzzo), bei dem die Trauben am Rebstock getrocknet sind. Ein Passito – so nennt man Dessertweine in Italien – ist auch der weiße „Noans“, eine Cuvée aus Riesling Renano, Sauvignon und dem Traminer Aroatico. Etwas ganz Besonderes für Kenner der Materie ist der Passito „Picolit DOCG“. Bei diesem Wein werden diejenigen, die über Dessertweine die Nase rümpfen, wohl ihre Vorurteile schnell ablegen müssen. Aus den uralten autochthonen Malvasia Istriana-Trauben entsteht der überaus interessante, körperbetonte Weiße „Valmasìa DOC“, der GAMBERO ROSSO mit Zwei Gläsern belohnt, wohingegen „Rjgialla DOC“ aus 100% Ribolla Gialla gemacht wird und James Suckling 2018 so überzeugte, dass er ihm 92 Punkte gab.
Die Weißen sind die Vorzeigeweine der La Tunella und bilden ihren Schwerpunkt im Weinangebot. Dazu gehört der „Biancosesto“, eine Cuvée aus den Trauben Friulano und Ribolla Gialla, und „Lalinda“, eine Cuvée aus Malvasia Istriana und Ribolla Gialla. Ihnen zur Seite stehen die sortenreinen Roten „Schioppettino“, „Pignolo“ und „Refosco dal Peduncolo Rosso“. Ein besonderer komplexer Genuss ist die rote Cuvée „L’Arcione“ aus den autochthonen Trauben Pignolo (50%) und Schioppettino (50%). Ein interessanter Weißer ist der nach exotischen Früchten duftender „Col Matiss DOC“, ein Cru aus Sauvignon Bianco. Ausgebaut wird er auf der Feinhefe in slowenischen Eichenfässern. Auch er überzeugt GAMBERO ROSSO, der Zwei Gläsern vergibt, und James Suckling, dem er 92 Punkte wert ist (Jahrgang 2016).Feine reinsortige Chardonnays, voller Blumenblüten- und Ananas-Bouquet, Pino Grigios und Sauvignon Blancos ergänzen das Angebot an Weißweinen.
La Tunella
Gründungsjahr: 1986
Eigentümer: Massimo und Marco Zorzettig
Önologe: Luigino Zamparo
Jahresproduktion: ca. 390.000 Flaschen
Rebfläche: ca. 7 Hektar im konventionellen Anbau
Notabene: Besuchen Sie die außergewöhnliche friaulsche Cantina (feste Geschäftszeiten) und lassen Sie sich in den herausragend gestalteten, hypermodernen Präsentationsraum führen, der so gut zu den technischen Innovationen des Weinguts passt und an eine Weltraumkapsel erinnert. Wer sich vorab einen Einblick verschaffen möchte, der kann dies mithilfe des Azienda-Videos tun. Die Sengiora Gabriella geizt nicht mit hervorragenden Gaumengenüssen aus der Küche und präsentiert die typischen friaulischen Rezepte online.