Giuseppe e Figlio Mascarello
Legendär in diesem Zusammenhang ist das Londoner Forum Vinorum von 1985, eine prominente Verkostungsveranstaltung an der renommierte Weinexperten, Masters of Wine und unabhängige Verkoster dem Giuseppe Mascarello Barolo Monprivato 1978 die volle Punktzahl (20 Pt.) und das noch vor namenhaften Herstellern wie Lafite oder Mouton-Rothschild gaben! Diese ad hoc Entdeckung der Mascarello-Barolo-Weine war der Beginn der bis heute andauernden Erfolgsgeschichte des Weinguts Giuseppe Mascarello. Gleichzeitig gab sie den sogenannten Traditionalisten und "back to the nature"-Befürwortern einen großen Aufschwung.
P. S. Die berühmte Tenuta Bartolo Mascarello, gleichfalls in der Barolo-Gemeinde, ist nicht mit Giuseppe Mascarello verwandt – außer in Fragen der traditionellen, kompromisslosen Weinherstellungsmethoden.
Giuseppe Mascarello und das kongeniale Monprivato
Das seit Jahrhunderten aus einer Familienhand geführte Weingut Giuseppe Mascarello in Castiglione Falletto (Cuneo) baut vorrangig Nebbiolos, daneben auch Barbera, Dolcetto und Freisa in den Regionen Alba und Langhe an, die zu den besten und berühmtesten Weinlagen Italiens gehören. Im Besitz der Familie Mascarello sind 15 Hektar Weinberge, die im Barolo-Gebiet, im Tal von Serralunga und Barolotal, liegen. Die Böden sind, wenn man so will, maritimen Ursprungs, denn hier erstreckte sich das prähistorische toskanische Meer. Lehmlagen zwischen Muschelkalk, teilweise organische Ablagerungen von fossilen Algen und anorganische Metallverbindungen machen die hiesigen Erdschichten kostbar und einmalig. Bevor die Winzerfamilie eine neue Lage dazukaufte, wurden die Trauben zunächst auf ihren Weinqualitäten getestet. Terroireigenständig, charakterstark, intensiv, gleichzeitig aber auch weich in den Tanninen – das sind die optimalen Qualtäten, die die Trauben mit sich bringen müssen, um von dem Winzer als gut befunden zu werden. Der familienälteste Weinberg "Monprivato" im Dorf Castiglione Falletto ist eine Referenzgröße, die kaum zu toppen ist. Mit seinen an wertvollen Spurenelementen reichen grauen Mergelböden ist der "Monprivato" laut Renato Rattis Einschätzung das, was Experten als "den besten Boden der Welt" bezeichnen. Kein Wunder, dass dieses Terroir nicht mit Gold aufzuwiegen ist. Neben "Monprivato" hat das Weingut sechs weitere Top-Lagen, die allesamt einzeln vinifiziert werden und in den Lagenweinen des Weinguts Giuseppe Mascarello zum Ausdruck kommen. Namentlich zu nennen sind: Bricco, Codana, Toetto, Villero, San Stefano di Perno und Scudetto del S. Stefano di Perno.
Bei Mascarellos werden die Weinberge ausgedünnt, so dass circa fünf oder sechs Tonnen Traubengut pro Hektar eingefahren werden. Für die Monprivato-Lage gilt das nicht, denn hier wird noch einmal reduziert! Die Weinberge werden alle händisch und ökologisch-naturnah allerdings ohne offizielle Beglaubigung bearbeitet. Diese Kompromisslosigkeit und Naturverbundenheit im Weinberg sorgt nicht nur für notwendige Nachhaltigkeit, sondern später auch für die Extraklasse der Weine. Der aktuelle Winzer Mauro Mascarello setzt wie schon seine Vorfahren auf Spontanvergärung und traditionellen Ausbau. Dafür stehen große aus slowenischer Eiche angefertigte, sowohl neue als auch gebrauchte Weinfässer bereit, die sogenannte "botti". Seit 1980 verkürzte Mauro Mascarello die Mazerationsdauer auf die "traditionellen" 20 bis 30 Tage, da die zuvor von ihm präferierten 40 bis 60 Tage nicht erwünschte Ergebnisse lieferten. Ganz offensichtlich dreht sich in der Azienda Giuseppe Mascarello alles um den besten klassischen Barolo – jedoch nie um Fragen nach "Modernität", "Schnelligkeit" oder "Gefälligkeit". Die besten Weine altern zwischen 30 und 40 Monate in mittelgroßen Eichenfässern bevor sie in den Verkauf gelangen. Sie sind für die Ewigkeit gemacht. Zu schnell beim Entkorken sollte man jedenfalls nicht sein.
Die Philosophie der Mascarellos ist ein immerwährender Perfektionismus, der sich auch in dem Weinprojekt "Cà d’Morissio" widerspielt. Damit ist die Bestockung des besten Weinbergs im Castiglione Falletto mit alten Nebbiolo-Klonen gemeint. Der Winzer gibt an, dort seit 1992 mit drei Untersorten zu experimentieren: 30 % Michét-, 45 % Lampia- und 25 % Rosé-Klone werden hier gehegt und gepflegt. Aus den handverlesenen, zudem radikal sortierten Trauben entsteht die einmalige Selektion Barolo Monprivato "Cà d’Morissio" Riserva. Daneben gibt es den Barolo "Monprivato", der laut Experten zu den beeindruckendsten sortenreinen Barolos und zu den größten Weinen weltweit zählt. Zu den ikonenwürdigen Weinen des Weinguts gehören vor allem die Jahrgänge 1989 und 1990.
Giuseppe Mascarello: "Ein Weingut auf der Grundlage jahrhundertealter Tradition"
Beinahe zwei Jahrhunderte sind es schon vergangen, seitdem die Mitglieder der Familie Mascarello als Weinbauern tätig sind. Begonnen hat die Geschichte des Weinguts strenggenommen nicht erst mit dem Namensgeber der Azienda Agricola Giuseppe Mascarello, sondern bereits mit seinen Vorfahren. Es war das Bauernpaar Mascarello, das im späten 18. Jahrhundert das Weingut der Marchesa Giulia Colbert Faletti di Barolo im Dorf La Morra bearbeitete. Ihrer Entscheidung, sich als Weibauern selbständig zu machen, verdankt sich strenggenommen die Existenz des heutigen Guiseppe Marscarello Weinguts. Die offizielle Geschichte der aktuellen Azienda beginnt 1881 mit dem Winzer Giuseppe Mascarello, der eine Weinbergparzelle in Pian della Polvere kaufte und das erste Familienweingut im Monforte d'Alba gründete. Sein Sohn Maurizio Mascarello folgte in die Fußstapfen seines Vaters und erwarb 1904 eine klassische Azienda Agricola (Bauernhof) und den Weinberg "Monprivato" – und begann sofort seine Weine zu produzieren. Der Eigenertrag reichte dem ehrgeizigen und umtriebigen Winzer, der auch als Baustoffhändler und Immobilienvermittler tätig war, nicht aus und so begann er von besten Lagen der Region weitere Trauben für seine Dolcetto- und Barbera-Weine von, wie es heißt, "zuverlässigen Winzern in der Umgebung" aufzukaufen. Seine zweite entscheidende Investition betraf den Kauf eines uralten Reisspeichers. Das Gebäude im Monchiero Dorf stammte aus dem 18. Jahrhundert, war trocken, luftig und sorgte für konstante Temperaturen Sommers wie Winters. Der Ort war wie geschaffen für ein perfektes Alterungslager! Als Maurizios dritte zukunftsentscheidende Maßnahme kann man die Neubestockung des "Monprivato"-Weinbergs im Jahr 1921 mit dem Michét-Klon hervorheben. Als Maurizio 1923 verstarb hinterließ seinen vier Kindern ein umfangreiches Unternehmen zu dem neben dem Weingut auch eine Baustofffirma und ein Immobiliengeschäft gehörten. Giuseppe, "Gepin" Mascarello war derjenige, der die Leitung aller Unternehmen übernahm und von seinem Bruder Natale und seinen beiden Schwestern Giuseppina und Adelaide unterstützt wurde. Differenzen zwischen den Geschwistern führten jedoch alsbald zu einer Aufteilung der Leitung des Familienunternehmens zwischen den beiden Brüdern. Circa 10 Jahre später entschloss sich Gepin Mascarello die Baustofffirma abzugeben und sich dem Winzerberuf voll und ganz zu widmen. In den 1950er Jahren erneuerte er radikal das elterliche Weinunternehmen, wobei er sein Augenmerk auf neue Eichenfässer richtete. Deren Herstellung betreute er zusammen mit einem erfahrenen Küfermeister persönlich und verwendete ausschließlich bestes Eichenholz aus slawonischen Wäldern. Gepin Mascarello traf schließlich die richtige Entscheidung und bestockte 1963 die Weinberge mit dem Michét-Klon, den schon sein Vater pflanzte. Die Ära von Gepin Mascarello ist gekennzeichnet durch die allesentscheidende Weichenlegung, die sowohl auf Steigerung der Produktion als auch der Qualität seiner Barolo-Weine beruhte. Unter den Kennern der Barolos sprach sich die Qualität der Mascarello-Weine schnell herum. Vielleicht ist es kein Zufall, dass gerade die Weinkenner aus der Kunst- und Kulturszene zu den ersten und größten Fans der Giuseppe-Mascarello-Weinkellerei wurden und die Weine promoteten. Als Gepins Sohn, Mauro Mascarello, das Weingut 1967 Jahren übernahm, war er bestens auf die Linie seines Vaters, an dessen Seite er Jahrelang gearbeitet hatte, eingeschossen. Dabei entwickelte er sich früh zu einem eingefleischten Traditionalisten, der nur durch konkrete Experimente am Wein sich seinen eigenen Weg zum Erfolg bahnte. Experimentierfreudig wie er war, suchte er das beste Gärverhältnis herauszufinden, um die Methode der Intensivierung des Mosts zu verbessern. Es ist auch Mauro zu verdanken, dass die Trauben nach ihren Lagen separiert vinifiziert werden. Seit 1979 ist das Weingut Giuseppe Mascarello wieder vereint mit dem einst separieren Unternehmen von Natale Mascarello und heißt offiziell Azienda Agricola Giuseppe Mascarello e Figlio. Im alten Familienunternehmen arbeiten an Seite von Mauro Mascarello seine Ehefrau Maria Teresa und ihr beider Sohn Giuseppe. Giuseppe hat zwar 1994 seine Weinausbildung am berühmten Landwirtschafts- und Önologieinstitut in Alba abgeschlossen, hat aber bisher die Rechtswissenschaften der aktiven Winzertätigkeit vorgezogen.
Die edelsten Welt-Weine der traditionellen Barolo-Schule
Barolos sind die Trümpfe im Portfolio des Giuseppe Mascarello Weinguts. Allen voran die zwei Flaggschiffe Barolo DOCG "Monprivato" und der Barolo DOCG Monprivato "Ca’ d’Morissio" Riserva aus der gleichnamigen berühmten Lage. Mit diesen traditionellen Weinen bewegen wir uns auf der höchsten Stufe der Barolo-Vinifizierung. Das Ergebnis ist eine Paarung von Eleganz, Kraft, Charakter und exquisit herausgearbeitete Nuancen. Mal sind es Gewürze und Rosen, mal sind es frisch duftende Früchte gepaart mit sagenhafter Opulenz ohne Aufdringlichkeit. Einfach brillant! Auf diese herausragenden Kultweine folgen zwei Barolo-Crus aus den beiden anderen Top-Lagen: der Barolo DOCG "Perno S. Stefano" aus Monforte d’Alba und der Barolo DOCG "Villero" aus Castiglione Falletto. Das Weingut produziert außerdem drei Barbera d’Alba Weine: Barbera d’Alba DOC "Codamonte" aus der Subzone des DOCG-Barolo, den Barbera d’Alba DOC "Santo Stefano di Perno" und den Barbera d’Alba DOC "Scudetto" aus der Kommune Monforte d’Alba. Komplementär dazu werden zwei Dolcetto-Weine angeboten: Dolcetto d’Alba DOC "Bricco Mirasole" und Dolcetto d’Alba DOC "Santo Stefano di Perno". Auch bei diesen beiden handelt es sich um im traditionellen Stil vinifizierte Dolcettos. Der alten Freisa-Weintraube widmet das Weingut den Langhe DOC "Freisa Toetto" und beschließt seine Produktionsreihe mit den – man traut sich hierbei gar nicht das Wort zu benutzen – 'einfachen' Nebbiolo-Weinen Langhe DOC "Nebbiolo" und Langhe DOC "Rosso Status".
Azienda Agricola Giuseppe Mascarello e Figlio
Gründungsjahr: 1881
Eigentümer: Mauro Mascarello
Önologe: Mauro Mascarello
Rebfläche: 15 ha in ökologisch-naturnahem Anbau
Notabene: Die Azienda ist nur mit Voranmeldung zu besichtigen. Lassen Sie sich die prähistorischen Fossilien zeigen, die bei den Weinbergarbeiten zutage gefördert wurden!