Murva di Renata Pizzulin
Das kleine Weingut ist dem italienischen Verband unabhängig Winzer angeschlossen und geht vielen kleinen Winzern mit gutem Beispiel voraus, indem es sich auf organischen Weinbau spezialisiert. Wer über Weine die Nase rümpft, die auf naturnahen bewirtschafteten Weinbergen gedeihen, der sollte sich durch die Erzeugnisse der Murva inmitten des dolomitischen Friauls eines Besseren belehren lassen. Die Winzer Renata und Alberto haben eine klare Weinphilosophie, die mit den Pflanzen im Weinberg ihren Anfang nimmt und die alles entscheidende „Grundierung“ für sie spätere Qualität der Weine liefert. Ihr Leitspruch ist: „Die Weine sind Fenster auf die Weinberge. Durch jeden Wein können Sie mit absoluter Genauigkeit sehen, was der Weinberg großzügig schafft.“
Kleines Rebland mit vielfältigen Böden
Das kleine Weingut kultiviert Weine auf nur 4 Hektar Land. Es liegt nur 17 Kilometer nördlich vom Monfalcone und der Adria entfernt. Sloweniens Grenze ist fast zum Greifen nahe und die von Österreich liegt circa 100 km weiter im Norden. In diesem Dreiländereck liegt Friaul, eine kulturhistorisch alte, ungewöhnliche Gegend, die mit viel Geschichte und hervorragenden Weinen aufwarten kann. Die kleine Murva gehört sicherlich zu den Geheimtipps unter den Weinkennern italienscher Weine.
Die Region dominieren die Dolomiten mit vielfältigen mikroklimatischen und geologischen Eigenschaften. Da sind zunächst stark kalksteindominante Böden, Böden mit vielen Einschlüssen, daneben auch Ton- und Mergelareale. Das Weingut Murva hat ganz bewusst das Potenzial der Region ausgenutzt und in vier verschiedene, wenn auch sehr kleine, Lagen investiert, wie da wären: Teolis, Corvatis, Monumente, Paladis in der Moraro-Gemeinde sowie Melaris und Murellis in der Nachbargemeinde. Entsprechend der alten Tradition der Bauern und Grundbesitzern bezeichnet die Weinkellerei Murva ihre Weinlagen nach den mittelalterlichen Flurnamen, die zunächst mündlich überliefert wurden, bevor sie ihren Weg (nicht immer) in das Katasteramt fanden. Zu den historischen Fluren gehört Teolis, Melaris, Paladis und Murellis. Nach ihnen sind auch die Weine des Murva-Weingut benannt.
Das Winzerpaar Renata und Alberto Pelos, das die Murva gründete, hat sich von Anfang an für eine organische Weinwirtschaft stark gemacht und dementsprechend große Aufmerksamkeit dem Terroir geschenkt, um darauf die passende Bepflanzung mit Reben vorzunehmen. Auch hier war der Leitfaden durch die regionale Tradition vorgelegt. Man ließ sich dabei vor allem von der friaulischen und österreichisch-ungarischen Anbautradition leiten, orientierte sich aber auch an den französischen Methoden und pflanzte neben Malvasia Istriana und Refosco dal Peduncolo Rosso auch Chardonnay und Sauvignon Blanc. Auf den Cru-Lagen Teolis und Corvatis wachsen ausschließlich Sauvignon-Blanc-Reben, wohingegen Monumente und Paladis dem Chardonnay vorbehalten sind. Die Melaris-Lage produziert die istrische Malvasia (Istriana) und Refosco dal Peduncolo Rosso wächst in Murellis. Die kleinen Crus der Murva-Weinkellerei unterscheiden sich stark im Terroir, das sich augenfällig in der Bodenbeschaffenheit äußert. Hier herrscht ein Nord-Süd-Gefälle, mit Marmorböden aus Ton- und Kalklagen im Norden und dolomitischen Kalkböden im Süden, während dazwischen unterschiedliche Übergangsböden vorherrschen. Klimatische Unterschiede ergeben sich mit dem Abstand beziehungsweise mit der Nähe zu den nahegelegenen Bergen und äußern sich vor allem in der jährlichen Niederschlagsmenge und der Thermik. Diese hat großen Einfluss auf die Temperaturen und das trotz der gleichen Ausrichtung der Weinfelder. Mit feuchter und warmer Luft werden die südlich gelegenen Areale durch die warme Adria versorgt. Es ist vor allem der heiß-feuchte Wind Scirocco, der die ansonsten bergnahe Region entsprechend mediterran gestaltet und das vorherrschende Kontinentalklima stört. Die Bora, ein starker, kalter Wind aus den adriatischen Bergen, bringt trockene wenn auch zum Teil äußerst frische Perioden mit sich. Dieser Wind ist entscheidend für die Qualität, die „Knackigkeit“ der weißen Trauben und ihre frische Aromen.
Das Winzerpaar versucht so wenig wie möglich in die natürlichen Bedingungen ihrer Parzellen und Weine zu intervenieren. Zu den Eingriffen zählen ausschließlich: das notwendige Beschneiden samt Knospenselektion und gegebenenfalls „grüner Ernte“, das Beizen und das sogenannte Pirodiserbo-Verfahren gegen Schädlinge, natürliches oder pelletierte Düngermittel – sonst nichts. Die unmittelbare Umgebung der Reben ist begrünt und wird ausschließlich gemäht, das Gras geschreddert und nicht gejätet, wodurch der Boden an zusätzlicher Portion an organischer Substanz, guter Insektenversorgung und damit schützenswerter Biodiversität bekommt. Alle Vorgänge geschehen auf dem Weingut von Hand. Daher bezeichnen die beiden Winzer ihre Produktion auch gerne als „natürliche Weine“.
Auch die Vinifizierung unterliegt der Philosophie der Natürlichkeit, ohne das wesenhafte önologische Ziel des Weinguts Murva zu verraten, das in der Qualität der Weine und ihrer hochkarätigen Trinkbarkeit liegen soll. Es wundert daher nicht, dass der Weinmacher der Murva – der Gutsherr selbst – so gut wie keine Eingriffe in die Vinifizierungsvorgänge unternehmen möchte. Dazu gehört beispielsweise die Nichtfiltration. Doch an allerersten Stelle nennt er die absolute Sauberkeit bei allen mit der Vinifizierung zusammenhängenden Vorgängen. Der Gärung erfolgt sowohl in Stahl- als auch in Holztanks. Die erste Verfeinerung geschieht nach der alkoholischen Gärung und findet auf eigener feiner Hefe statt. Seine letzte Verfeinerung bekommt der Wein hingegen in der Flasche, in der er bis zu zusätzlichen 12 Monaten reift, um so den an sich schon geringen Schwefeldioxidgehalt noch einmal zu reduzieren und das sensorische Ergebnis zu verfeinern. Insgesamt gönnen die Winzer den Weißweinen 24 und den Rotweinen zwischen 36 bis 48 Monate Reifungszeit bis sie dem Endverbraucher angeboten werden.
Die kurze Geschichte der Murva Weinkellerei
Die Gründung der Weinkellerei Murva geht auf das Jahr 2007 als das Ehepaar Renata Pizzulin und Alberto Pelos beschlossen, auf dem seit Generationen bestellten Land professionell, und nicht nur für den familiären Bedarf, Wein anzubauen. Zunächst geschah das auf gerade mal einem Hektar und wurde in Wochenendarbeit bestellt, denn zunächst war Alberto Pelos als Winzer bei dem ikonischen Weingut Vie di Romans beschäftigt. Sein Vertrag hinderte ihn daran, dem neuentstandenen Weingut seinen eigenen Namen zu geben, und so wurde die Murva nach Albertos Ehefrau Renata Pizzulin benannt und eingetragen. Die Parzellen, die das Winzerpaar nach und nach in Weinland umstrukturierten, kamen aus dem alten landwirtschaftlichen Besitzt beider Elternteile. Die erste Vinifizierung des winzigen ersten Weinareals wurde noch in der Garage von Albertos Vater vorgenommen. Seitdem Alberto Pelo sein eigener Winzer geworden ist und „Vollzeit“ auf dem gemeinsamen Weingut arbeitet, verändert sich auch das Gesicht der Murva allmehlig. So findet die Vinifizierung nun in einem festen Zelt statt, der demnächst einem neuen Gebäude weichen wird, in der Garage hingegen altern nun die Weine – auch dies wird sich mit dem neuen Gebäude grundlegend ändern. Albertos enormer Trumpf, sind seine regionalen geographischen, und das heißt klimatischen und geologischen Kenntnisse, die sich mit seinen önologischen Fähigkeiten und Winzerkenntnissen auf wunderbarste ergänzen.
In vorsichtigen, sehr umsichtigen Schritten haben die neugebackenen Weinmacher das Land und die klimatischen Bedingungen mit den jeweils am besten geeigneten Rebsorten in Einklang gebracht. 2010 folgten stetige Erweiterungen um einen weiteren Hektar, nach drei Jahren um einen weiteren halben Hektar, und schließlich nach weiteren fünf Jahren kam noch eineinhalb Hektar Rebland dazu. So sind bedächtig und geradezu penibel genau etwas mehr als 4 Hektar Rebland für die Murva entstanden. Alberto Pelos übernimmt selbst, unterstützt durch seine Ehefrau Renata, alle önologischen Schritte und notwendigen Maßnahmen im Weinberg.
Die kleine Weinproduktion mit Leitfaden
Die Weinkellerei Murva spezialisiert sich gewissermaßen auf besondere regionalverankerte Weiß- und Rotweine, die möglichst „eigen“ daherkommen. Wie ein roter Faden zieht sich durch die Produktionspalette der Murva die Idee von unverfälschten Weinen, die ihre Wachstumsbedingungen so zu sagen in sich tragen. Dabei wird großer Wert gelegt, dass die Eigenheiten des Terroirs sich mit der höchsten Qualität im Handwerklichen als auch mit entsprechenden Weingenuss paaren. So entstanden bisher drei Linien der Murva-Weinkellerei, wobei die Weine als Cru-Lagen gelabelt bzw. nach Rebsorten benannt sind: die „Vecchia Cru“ („alte Cru“): Teolis, Paladis, Melaris, Murellis, die „Junge Cru“: Monuments, Corvatis und die „Varietäten“: Refosco dal Peduncolo Rosso und Friulano (Stand: Februar 2020). Die italienische Vereinigung „Slow Wine“, die Weine aber auch Weingüter, Restaurants bis hin zu Unterkünften mit ihrer „Schnecke“-Abzeichnung für besondere Leistung zwischen Geschmack, Tradition, regionaler unverfälschter Qualität auszeichnet, hat Murva di Renata Pizzulin schon für sich entdeckt. Zuletzt wurde der Weiße „Paladis“ Friuli Isonzo Chardonnay DOC 2017 als „Grande Vino“ – ein Großer Wein – ausgezeichnet und als „Bottiglia per l’alto livello di tutti vini aziendali“ (sinngemäß: „Eine Weinflasche auf höchstem Niveau aller Hausweine“) geehrt. Ein sur plus ist sicherlich der hervorragende Preis, zu dem – noch – die Weine von Murva erworben werden können.
Murva di Renata Pizzulin
Gründungsjahr: 2007
Eigentümer: Renata und Alberto Pelos
Önologen: Alberto Pelos
Jahresproduktion: nicht genannt
Rebfläche: 4 Hektar im organischen (nicht zertifiziert) Anbau
Notabene: Die Weinkellerei Murva di Renata Pizzulin ist für interessierte Besucher nur nach schriftlicher oder mündlicher Voranmeldung offen. Hier erwartet sie eine persönliche Führung mit engagierten Weinmachern. Bitte erfragen Sie die möglichen Sprachen der Führung im Voraus! Wer sich über die neusten Auszeichnungen, aber auch über Ansichten direkt vom Weingut auf eine kurzweilige Art informieren möchte, der kann dies beispielsweise bei INSTAGRAM tun.