Vigneti del Vulture
Das Weingut basiert auf der Philosophie des Ferini-Vini-Weinimperiums, das das hervorragende Terrain in der Basilikata erkannte und ein kleines genossenschaftliches Gut übernahm – samt der alten Reben, die in dieser vulkanischen Erde wachsen. Ziel war es, aus den behäbigen Weinen des alten Weinguts echte Qualitätserzeugnisse mit Charakter aber auch mit einer kleinen Portion internationalem Esprit zu machen.
Rustikal war mal – jetzt ist Vigneti del Vulture
Das Weingut Vigneti del Vulture hat seine Tore gewissermaßen neu gestrichen als es von der Farnese-Vini-Group übernommen wurde. Fast alles sollte neu und besser werden – nur eines nicht: die alten Reben blieben im Wesentlichen dort, wo ihre Vorbesitzer sie pflanzten oder bereits selbst vorfanden. Sie sind bestens gewachsen in der vulkanischen reichen Erde der Basilikata. Die für Vigneti del Vulture verantwortlichen Winzer waren sich darüber einig, was besser werden sollte – und man kann sagen, bereits bestens geworden ist. Produzierten die Vorbesitzer vor allem rustikale Weine, die gerne lange auf Holz lagerten, so sind die neuen Kreationen der Vigneti del Vulture leichter, gleichzeitig aber auch komplexer und eleganter, ohne dabei den typischen Charakter der Region zu verleugnen.
Das Terroir ist vulkanischen Ursprungs und bestens geeignet für den Weinanbau. Die Lagen des Weinguts erstrecken sich auf einer alten Lavazunge des erloschenen Vulkans Vulture. Das in der Basilikata vorherrschende Klima wird teils durch das Meer, vor allem aber durch die Hügellandschaft und die Berge bestimmt. In den höheren Regionen ist das Klima kontinental, in tieferliegenden Hügelzonen und am Meer herrscht das sogenannte mediterrane Klima vor mit bisweilen sehr warmen und trocken Tagen. Die Weingärten der Vigneti del Vulture liegen im Val d’Agri auf Höhenlagen zwischen 500 und 800 m. ü. M. Hier herrschen noch spürbare Tag-und-Nacht, sowie Sommer-und-Winter thermische Temperaturunterschiede, die sich hervorragend auf die Qualität der Trauben auswirken. Der vulkanische Boden ist voller mineralischer Hinterlassenschaften, an erster Stelle ist Kalium zu nennen, ein Mineral, das für geschmackliche Frische bei den Weinen sorgt. Das sonnig-trockene Klima ist ideal für vollausgereifte, süße Trauben mit schöner Komplexität. Auf diesem Terroir – gelegen im Südosten von Barile und Rionero Vulture – baut Vigneti del Vulture autochthone Traubensorten, u.a. Greco, Nero di Troia und Malvasia, aber auch wenige internationale Varietäten wie Merlot, Cabernet Sauvignon und Sangiovese an. Wie sollte es anders sein, wenn man ein Weingut in der Aglianico del Vulture DOC-Zone hat: Die wichtigste Rebsorte ist hier die Anglianico del Vulture, eine Pflanze, die zu den ältesten Weingewächsen gehört und wahrscheinlich von den ersten griechischen Siedlern nach Kampanien und in die Basilikata gebracht wurde.
Der Star-Önologe Alberto Antonini, der für die Farnese Vini tätig ist, berät auch dieses basilikatische Weingut an der Seite von Dennis Verdecchia. Dem Team sind zwei Dinge heilig: die Qualität und die Charakteristik. Beides entfaltet sich am besten naturnah. So arbeitet sie daran, das gesamte Weingut auf Bioweine umzustellen.
Die Gesichte hinter der Vigneti del Vulture
Die Azienda Vigneti del Vulture gehörte ursprünglich einer kleinen Winzerkooperative und wurde 2008 von der Farnese-Vini-Group erworben. Farnese ist vielen Weinkennern und Weinliebhabern ein wohlbekannter Name hinter dem sich ein italienisches Weinimperium verbirgt, das in sechs Weinregionen – Abruzzen, Toskana, Kampanien, Basilikata, Apulien und Sizilien – tätig ist mit insgesamt acht Weingütern mit 12 Labels. Gegründet wurde die Gruppe 1994 in Ortona von zwei Enthusiasten: dem nach England ausgewanderten „Rückkehrer“ Camillo de luliis und dem italienischen Rennradfahrer und Winzer aus einer uralten Winzerfamilie Valentino Scotti. Ihnen folgte schon bald der dritte im Bunde, der Önologe Filippo Baccalero.
Heute gehört die Farnese Vini mit Scotti als CEO zu den größten und wichtigsten Herstellern und Exporteuren italienischer Weine und verfügt über einige Verzweigungen mit unterschiedlichen Geschäftspartnern. Seit Februar 2013 übernahm mehrheitlich die 21-Investimenti-Gruppe, die von Alessandro Benetton geleitet wird. Sie ist es, die Farnese Vini neue Impulse, finanzielle Spritzen und Umstrukturierungsanregungen geben will. Ihr ist es zu verdanken, dass das Projekt in der Basilikata mit 5 Millionen Euro unterstützt wurde. Die Vergrößerungsstrategien schaden ganz offensichtlich in keiner Weise der Professionalität und dem Bestreben nach charakteristischen Qualitätsweinen. Davon zeugen die nicht endend wollenden Auszeichnungen, die die Firma immer wieder bekommt. Der italienische Weinführer „Annuario dei Migliori Vini Italiani“ von Luca Maroni gibt Farnese Vini mehrfach die begehrte Auszeichnung für den „Bester italienischer Produzent“, zuletzt 2019. Die Weine des Unternehmens werden immer wieder als „Beste des Jahres“ hervorgehoben und stehen beim WINE SPECTATOR in der TOP-100-Liste. Die Produktionsmenge beläuft sich – wie nicht anders zu erwarten bei einer solchen Anzahl an Weingütern – zwischen 16 und 20 Millionen Weinflaschen jährlich. Für Farnese Vini arbeiten 13 bekannte Önologen, die wiederum unter der Leitung von zwei Berühmtheiten auf dem Sektor der Weinherstellung stehen: Alberto Antonini als beratender Kopf an der Seite von Filippo Baccalaro, einem Winzer und Weinmacher, dessen Familie seit vielen Generationen dem Wein verschrieben ist. Zu Alberto Antonini muss man mittlerweile nicht viel sagen. DECANTER zählt ihn zu den fünf besten Önologen und Kellermeistern der Welt (Stand 2015). Beide Önologen kreieren Weine für die Farnese Vini, so auch für Vigneti del Vuture, wobei Filippo Baccalaro als der ‚Fachmann‘ für besondere Weißweine gilt.
Die Leitung der Vigneti del Vulture hat Valentino Scotti übernommen, der sich fast um alle Weingüter der Farnese Vini kümmert, die im Süden des Landes liegen, so auch um das in Kampanien liegende und damit benachbarte San Grasso. Doch Farnese lässt nicht nur alte Hasen an die leitenden Stellen heran, sondern auch besonders vielversprechende Jungtalente wie Dennis Verdicchia.
Als Farnese 2008 begann, die Weinlagen der ehemaligen Winzerkooperative aufzukaufen, spiegelte sich darin eine typische und zweischneidige Entwicklung der Basilikata wider. Die schlechte ökonomische Lage dieser Region, die schon immer ein Armenhaus Italiens und durch massive Auswanderungen bestimmt war, verstärkt durch die allgemeine Wirtschaftsflaute Italiens, zwangen viele kleine und mittelgroße Weingutsbesitzer dazu, ihre Anwesen zu verkaufen. Die Interessenten sind häufig große, international agierende Unternehmen wie die Farnese-Vini-Group, die sich leisten können, schwierige Zeiten auszusitzen. Die Weintrinker können sich zwar darauf freuen, dass diese Umstrukturierung zu international anerkannten Qualitätsweinen führt, die unter der Einbringung modernsten Knowhows und unter experimentierfreudigen Einsatz bester Önologen entstehen. Auch werden durch entsprechende Würdigungen und Vermarktungsstrategien international eher unbekannte Weinregionen und ihr Potenzial einem größeren Publikum bekannt gemacht. Doch die Kehrseite dieser Medaille liegt häufig im Verlust an Eigenständigkeit und eine Homogenisierung der Agrarwirtschaft als auch der Weine.
Die Farnese-Vini-Group behauptet von sich, das Gegenteil anzustreben. Statt Angleichung soll hier eine Strategie der regionalen Hervorhebung und Förderung angewendet werden. Farnese Vini zieht es vor, Weingüter beziehungsweise Weinlagen eher zu pachten als zu kaufen, und regionale Winzer als Leiter der Weingüter einzusetzen. Ihnen wiederum stellt die Farnese Vini anerkannte, gewissermaßen ‚group-eigene‘ Önologen sowie eine entsprechende technische Ausstattung, Modernisierungsmöglichkeiten und ihre Weinlabore an die Seite. Im Gegenzug arbeiten die angestellten Winzer entsprechend den Vorgaben der Mutterfirma und werden nach der Qualität der Ernte vergütet.
Typisch Farnese – typisch Basilikata
Stand 2019: Das Weingut hat 4 Rotweine, 2 Weiße und 1 Rosé im Portfolio. Vigneti del Vulture legt Wert darauf, charakteristische Weine der Basilikata zu produzieren, die einen hohen Wiedererkennungswert besitzen. Als Flaggschiff des Hauses Vigneti del Vulture darf wohl der reinsortige Rote „Piano del Cerro“ Aglianico del Vulture DOC gelten, der aus den uralten regionalen Trauben der Aglianico-del-Vulture-Rebe gewonnen wird, und 24 Monate im neuen Barrique altert. Hier steht der präsente Körper mit starken Aromen nach reifen Waldfrüchten und Heidelbeeren im Vordergrund. Gefolgt von rauchigen Noten und geröstetem Kaffee. Die Würze im Finish ist eine glänzende ‚Überraschung‘ und der wohlkomponierte Gesamteindruck bringt dem Wein regelmäßig international Goldmedaillen und 93 Punkte von Robert Parker ein. Wahrscheinlich nicht mehr lange ein Geheimtipp ist der Zweitwein und gleichfalls reinsortige Rote „Pipoli“ Aglianico del Vulture DOC. Unter den Weißweinen ist die Cuvée „Pipoli“ Greco Fiano Basilicata IGT hervorzuheben, der aus Greco- und Fiano-Weintrauben im fast ausgewogenen Verhältnis gewonnen wird. Der Wein reift in Edelstahltanks und in der Flasche. Hier erwartet Sie ein herrlich frisches Bouquet nach Limetten und anderen Zitrusfrüchten mit Beigaben von Melone und Birne. Auch bei diesem Wein macht das Finish mit würzigen bis mineralischen Nuancen eine schöne Überraschung. Die i-Tüpfelchen bei allen Weinen der Vigneti del Vulture ist das kaum zu schlagende Preis-Leistungs-Verhältnis. Mehr Qualität zu besseren Preisen geht eigentlich nicht mehr.
Vigneti del Vulture
Gründungsjahr: 2008 (Kaufdatum)
Eigentümer: Farnese-Vini-Group
Önologen/Kellermeister: Dennis Verdecchia, beratend Alberto Antonini
Jahresproduktion: nicht genannt
Rebfläche: ca. 45 Hektar in naturnahen Anbau
Notabene: Das Weingut kann nach Voranmeldung besichtigt werden. Das offizielle Video „Basilicata: Mystical Land“ (ca. 3 Min.) macht Lust auf mehr (Wein).