San Filippo
Der berühmte Brunello-Wein ist laut Reglement ein reinsortiger Sangiovese und San Filippo ist die Weinkellerei, die sich rühmen kann, den besten unter ihnen zu machen. Wer sich in die Gegend um Montalcino verirrt, wird in San Filippo ein kleines Juwel entdecken, eingebettet in eine duftende Landschaft und umringt von altehrwürdigen Gemäuern. Belohnt wird der Reisende aber vor allem mit den hauseigenen Brunellos, die man sich „leisten“ sollte, um einmal einen klassischen, unverfälschten Brunello zu schmecken. Weinkenner wie James Suckling haben für diese Weinschätze eben auch rare 100 Punkte übrig, und Filmstars wie Richard Gere verliebten sich so sehr in das Gesamtensemble San Filippo, dass sie ihr eigenes privates Label beim Winzer Roberto Giannelli bestellten.
San Filippo: ein alter Bauernhof hebt Brunello-Schätze
Die Weinkellerei San Filippo ist nur vier Kilometer von dem mittelalterlichen Städtchen Montalcino entfernt. Sie liegt eingebettet in ausgedehnte Weinfeldern, Olivenhaine und alten Baumbestand inmitten von duftenden Macchiagewächsen, Rosemarin, Thymian, Salbei, Lavendel... Das Weingut geht mit seinen ältesten erhaltenen Gebäuden auf das Jahr 1672 zurück und ist somit eine echte Rarität unter den wesentlich jüngeren Weingütern der Region. Besonders pittoresk ist die alte Kapelle mit ihrem Dachreiter als Glockentürmchen, die circa 1770 erbaut wurde und bis heute geweiht ist. Die uralten Gebäudekomplexe wurden stilsicher renoviert und modernisiert, ohne dass ihre Patina verloren gegangen wäre.
San Filippo liegt in den als DOCG- und DOC-ausgezeichneten Weinanbaugebieten süd-östlich von Montalcino. Es verfügt über vier Top-Lagen mit Nordost-, Nord- und Südwest-Expositionen (La Storta, Le Raffiche, Le Lucère, La Smarrita). Kultiviert werden hier vor allem Brunello di Montalcino DOCG (ca. 5,50 ha), Rosso di Montalcino DOC (ca. 2 ha) und Sant’Antimo Rosso DOC (ca. 2,50 ha). Das Terroir besteht aus Schichtböden mit Einschlüssen aus Lehm, Mertel und Kalkstein. Die Weinlagen sind relativ hoch, so dass der Winzer in besonders kalten Jahren etwas Sorge um seine Reben haben muss. Doch das im Wesentlichen warme Klima des Montalcino zeigt sich meistens von seiner ausgewogenen Seite mit guter Durchlüftung, warmen und kalten Perioden – optimal für die hier angebaute Traubensorte Sangiovese Grosso. Aus ihnen entsteht der nach Vorschrift reinsortige „Brunello“ und „Rosso di Montalcino“. Daneben wachsen hier auch Syrah- und Merlot-Reben, die zu Cuvées wie dem „Rosso Sant'Antimo“ verarbeitet werden.
So alt die Gebäude in ihrem Ursprung auch sind, so technisch modern und auf neustem Stand gebracht sind der Weinkeller und die Vinifizierungsmethoden. Das gut 1.000 Quadratmeter große Hauptgebäude beherbergt einen Weinkeller mit Pressen, Mazerationstanks und Edelstahltanks sowie große Holzfässer für weitere Verfeinerungsprozesse wie die malolaktische Gärung, die hier ungefähr 40 Tage dauert. Der Keller, in dem die Weine ihren Alterungsprozess von mehreren Jahren durchlaufen, liegt hingegen im alten Bauernhaus, dem Herzen des Weinguts.
Der heutige Weingutbesitzer, Roberto Giannelli, setzt hohe Maßstäbe an die Reberziehung und die Pflege der Böden. Aus Liebe zu Natur und zum Wein gleichermaßen produziert San Filippo seine Weine im naturnahen Anbau. Natürlichkeit und Qualität, so Giannelli, sind die konzeptionellen Grundsteine für die Brunellos des Hauses San Filippo. Die Qualität beginnt bei der manuellen Traubenlese und der rigorosen Traubenauswahl. Die Trauben werden möglichst ohne Verzögerung in die Presse gegeben und der so gewonnene Most gelangt bereits in den ersten acht Stunden in die Mazeration, die wiederum circa acht Tage dauert.
Die Weinlagen sind nur locker mit Reben bepflanzt – 3.000 bis 5.000 Stöcke pro Hektar –, was der Qualität der Trauben zugutekommt, aber nur geringe Mengen an den hervorragenden Brunellos in den Verkauf entlässt. Es wundert daher nicht, dass die Brunellos von San Filippo schnell vergriffen sind. Für die konstant preisgekrönten Weinkreationen sorgt der Önologe Paolo Caciorgna, der vor allem einen langen Atem hat und den Weinen die notwendige Zeit gibt, bis sie ihren „perfekten Moment“ erreichen. Erst dann werden die wenigen Flaschen dem Weinpublikum kredenzt. Der legendäre Jahrgang 2010 bescherte „Le Lucère“ Riserva, dem Flaggschiff des Weinguts, sogar die raren 100 Punkte von James Suckling. Aber auch die nachfolgenden Jahrgängen 2012 und 2013 haben „Le Lucère“ Riserva hervorragende 98 Punkte gebracht. Für „Brunello di Montalcino“ 2012 hingegen gab es vom renommierten amerikanischen Weinmagazin WINE SPACTATOR 95 Punkte und man setzte den „Le Lucère“ Riserva unter die Top-Five der besten Brunellos überhaupt.
Der bekrönte Brunello fast aus dem nichts heraus
San Filippo ist ein Weingut, das bereits 1972 Brunellos produzierte. Die Qualität der Weine stieg jedoch erst nach der Übernahme der Azienda durch Roberto Giannelli im Jahr 1990. Der heutige Besitzer des Weinguts ist zum Weinmacher sowohl durch Zufall als auch aus Liebe zu einem Grundstück in der südlichen Toskana, dem Weingut San Filippo, gekommen. Ursprünglich Makler für Großobjekte fand Giannelli eines Tages – wie es heißt, rein zufällig – das aus mehreren Gebäuden und 22 Hektar Land bestehende Ensemble und entschied beinahe über Nacht, Winzer zu werden. Giannelli sagt von sich selbst, dass er zu diesem Zeitpunkt eigentlich nur gerne Weine getrunken hat. Von den Weinmärkten oder gar vom Weinmachen selbst aber gar keine Ahnung hatte. Das traumhaft gelegene Weingut hat es ihm so angetan, dass er eine Entscheidung getroffen hat, die er seit dem Kauf von 1990 nicht bereute. Dabei ist der gebürtige Florentiner auch seiner Heimatstadt eng verbunden. Hier ist weiterhin seine erste Adresse und hier arbeitet seine Ehefrau Mariacristina in der Modefirma Della Valle („Tod’s“). Sie sorgt mitunter für das richtige Marketing, denn in der chicen Modefirma wird natürlich der Brunello ihres Weinguts ausgeschenkt.
Die Brunellos aus dem Hause San Filippo haben nicht die Fülle, die einige moderne und übereifrige Brunellos anstreben, denn Roberto Giannelli und sein Önologe orientieren ihre Weinkreationen wieder an den echten, klassischen Brunellos, die durch Charakter, Finesse und Langlebigkeit überzeugen. Dazu Giannelli: „Mein Brunello prunkt nicht mit Fülle. Er ist ein balancierter, eleganter Wein.“ Tatsächlich überzeugen die Brunellos von San Filippo durch ihre besondere Aromenvielfalt und -tiefe. Reife, saftige Kirschen, Brombeeren und Blaubeeren, kombiniert und ausgewogen mit einem Hauch von Nelkengewürz, manchmal auch Lakritz, dazu herrlich samtige Tannine – das Endergebnis sind samtweiche Brunellos, die durchaus saftig und herzhaft bleiben.
„Eine große Emotion: der Brunello“ im feinen Weinportfolio von San Filippo
Das kleine Weinportfolio von San Filippo trägt Rechnung der auf Qualität setzenden kleinen Ertragsmenge des Weinguts. Vorzeigeweine sind die reinsortigen Sangiovese: der etwas einfachere „Brunello di Montalcino“, der Top-Brunello „Le Lucère“ DOCG und „Le Lucère“ Riserva – der nur in besonders guten Weinjahren entsteht –, sowie der Rosso di Montalcino „Lo Scorno“ DOC. Die Letztgenannten sind auch als Magnum-Flaschen in Originalholzkiste zu haben. Manchmal produziert San Filippo auch den „Sant’Antimo Rosso“, einen „Staffato“, das heißt eine Cuvée aus Sangiovese, Merlot und Syrah. Für einige stellt dieser „Zweitwein“ einen Super-Tuscan dar. Sie alle werden in großen Eichenfässern, einige in Barriques ausgebaut.
Wie alle Brunellos brauchen diese Weine nicht nur eine lange Dekantierung, sondern auch viel Zeit, um im heimischen Weinkeller nachzureifen. Wer seinen Brunello jedoch sofort genießen möchte, der sollte sich für das Flaggschiff des Weinhauses entscheiden, und zu Brunello di Montalcino „Le Lucère“ DOCG greifen. Auch wenn dieser Wein mit den Jahren erst seine volle Exzellenz entfaltet, so ist er auch bereits in seinem (relativ) jungen Alter gut trinkbar. Ein preislicher Einstiegswein ist hingegen der einfachere „Brunello di Montalcino“ oder Rosso di Montalcino „Lo Scorno“ DOC (bspw. Jahrgang 2015). Das sind saftige, mit viel Kirscharomen, roten Beeren, Gewürzen und auch etwas Hagebutte („Lo Scorno“) überzeugende Weine, die mit langem Abgang und feinen Tanninen belohnen. Insbesondere der „Brunello di Montalcino“ zeigt ein großes Bouquet mit feinen Kontrasten und großer Harmonie und Eleganz im anhaltenden Finish.
San Filippo
Gründungsjahr: 1972
Eigentümer: Roberto Giannelli
Önologe: Paolo Caciorgna
Jahresproduktion: ca. 70.000 Flaschen
Rebfläche: ca. 11 Hektar im organischen Anbau
Notabene: Das Weingut San Filippo veranstaltet Degustationen und Weintouren zu fixen Zeiten jeden Wochentag, jedoch nur nach Vereinbarung. Darüber hinaus bietet das Weingut wunderbar restaurierte und geschmackvoll ausgestattete Luxusunterkünfte: die Villa San Filippo sowie zwei Wohnungen, Le Coste und Sant’Antimo. Die Gäste können an Degustationen teilnehmen und haben freien Zugang zum Degustationsraum, Pool und Garten des Weinguts.