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Eméra

Tenute di Eméra – Apuliens Terroirweine und der Botschafter Salentos

Im Bauernhaus Casino Nitti gibt es alte Mühlsteine aus dem frühen 20. Jahrhundert, Überreste der traditionellen Weinproduktion, die nach ihrer endgültigen Restaurierung wieder verwendet werden, um die traditionellen Methoden des Zerkleinerns von Trauben mit Füßen fortzusetzen. Hier wachsen die einheimischen Sorten - darunter Primitivo, Negroamaro und Fiano - neben internationalen Rebsorten wie Syrah, Merlot, Cabernet Sauvignon und Chardonnay. In der Nähe des Casinos Nitti beherbergt Claudio Quarta in Zusammenarbeit mit der Universität Mailand ein experimentelles Weingut für biologische Vielfalt, in dem mehr als 500 Sorten angebaut wurden, um das Verhalten der Reben unter Wasserstressbedingungen zu untersuchen und die Auswirkungen des Klimawandels zu analysieren.

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Die Tenute di Eméra, benannt nach der griechischen Göttin Hemera, hat ihren Sitz auf der „Ferse“ der italienischen Halbinsel Salento im Westen Apuliens, genauer: in der kleinen Ortschaft Lizzano. Die Schönheit der Weinberge, eingebettet in die Urwüchsigkeit der Landschaft und gekrönt von den uralten Kulturzeugnissen, geht Hand in Hand mit der Philosophie von Claudio Quarta, dem Besitzer der Tenute di Eméra und zwei weiterer Weingüter in Apulien. Sein hochgestecktes Ziel ist es, apulische Weine derart neu zu interpretieren, dass sie sowohl modern als auch traditionell in einem sind. Dieses Unterfangen verläuft entlang der Grenzen zwischen Technologie, Forschung, Experiment auf der einen Seite und Tradition, Kultur, Terroir, Umweltschutz und Nachhaltigkeit auf der anderen.

Wer die Reise an den südlichen Rand des europäischen Kontinents unternimmt, der wird nicht nur mit exzellenten Weinen und einem herzlichen Empfang in der Eméra, sondern auch mit viel Kunst und Kultur empfangen, die der Sammler Claudio Quarta in seinem Anwesen ausstellt. Zu entdecken gibt es das alte aus dem 16. Jahrhundert stammende Haupthaus der Tenute di Eméra, viel moderne Kunstobjekte, alte Gerätschaften und Mühlsteine. Aber auch das interessante „Casino Nitti“, das inmitten der Weinberge liegt, und ein schönes sogenanntes Palmento ist, das dem ersten Präsidenten des Königreichs Italien (1919-20), Francesco Saverio Nitti, gehörte. Seit langem versucht der vielseitige Claudio Quarta gegen die Widrigkeiten der italienische Bürokratie diese Kleinod zum kulturellen Leben zu erwecken. 

Tenute di Eméra: zwischen Qualität, Nachhaltigkeit und Biodiversität

Die Tenute di Eméra ist mit ihren 80 Hektar Land die größte der insgesamt drei Weinkellereien des Winzers und Biologen Claudio Quarta. Seit 2007 sind auf der Tenute di Eméra circa 50 Hektar mit Weinreben bepflanzt. Die Weinberge liegen in der DOC-Appellationen in Manduria und Lizzano in der heißen Region Apuliens auf circa 200 M.ü.M. Neben Griechenland gilt Apulien als das älteste Anbaugebiet für Wein und das historische Herz der Phöniker und griechischer Siedler in Italien. Dort, wo sich heute die Parzellen der Tenute di Eméra befinden, wurden bereits vor mehr als 3.000 Jahren Reben kultiviert. Der Boden scheint hierfür wie geschaffen zu sein: teils lehmig, teils kalk- und sandsteinhaltig, mineralisch und wasserspeichernd bei gleichzeitig guter Abführung. Das Klima ist nicht immer einfach, denn Apulien ist eine heiße Region, deren hohe Temperaturen und Dürreperioden mit heißen Winden aus der Sahara allein durch das nahe Meer und seine abkühlenden Brisen reguliert wird. Die Winter sind sehr mild, so dass die hier reifenden Trauben zu den „typisch apulischen“ Weinen – wie den Primitivo und den Negroamaro – verarbeitet werden, die komplex, vollmundig, mit einem mittleren Körper und intensiv aromatisch ausfallen. 

Die Tenute di Eméra baut vor allem einheimische rote Rebsorten an wie Negroamaro und Primitivo, daneben auch Bombino Nero, Malvasia Nera, Uva di Troia und einige wenige weiße wie Fiano di Avellino, Manzoni Bianco, Verdeca und Falanghina. Daneben sind auch internationale Varietäten wie Merlot, Cabernet Sauvignon, Chardonnay und Syrah vertreten. Der Schwerpunkt der Tenute liegt jedoch eindeutig auf den Primitivo- und Negroamaro-Weinen. Seit Jahrhunderten wird die Primitivo-Rebe im Süden Italiens, insbesondere in der Manduria-Region angebaut. Auch wenn ihre Herkunft irgendwo im heutigen Kroatien angenommen wird, so ist der Primitivo wie keine zweite Rebsorte mit dem Stiefelabsatz Italiens verbunden. „Primitivo“ wird der Wein bzw. die Rebsorte genannt, weil seine Trauben als erste im Erntezyklus geerntet werden. 

Beachtenswert ist auch ein spezieller Weinberg der Tenute, der der Erhaltung der Weindiversität dient und mit circa 500 verschiedenen Rebsorten aus der ganzen Welt bepflanzt ist. Claudio Quarta spricht dabei von dem „wahrscheinlich größten Weinberg mit biologischer Vielfalt der Welt“. Die Tenute di Eméra macht diesen Weinberg zu einem wissenschaftlichen Projekt, der der Erforschung der „kleinen Rebsorten“ und ihrem Verhalten unter den Auswirkungen des Klimawandels dient. Dieses Projekt betreibt der Winzer zusammen mit der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Mailand.

Weinphilosophie zwischen traditioneller und moderner Technologie

Die gesamte Anlage der Tenute di Eméra ist auf Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit hin errichtet worden, was mit hohen technologischen Standards Hand in Hand geht und zu besten Qualitätsweinen führt. Beispielhaft ist der moderne Weinkeller, der sich über drei Ebenen erstreckt. Hier arbeitet man mit der natürlichen Schwerkraft bei der Weinherstellung. Der Wunsch nach Nachhaltigkeit und Biodiversität prägt auch die Dachkonstruktion des Kellergebäudes, die vollständig von einer Wiese bedeckt ist. Darüber hinaus wird gesammeltes Regen- und Abwasser mithilfe von speziellen Papyruspflanzen gereinigt. 

Das alte originäre Bauernhaus des Casino Nitti beherbergt wiederum alte Mühlsteine aus dem frühen 20. Jahrhundert und andere Relikte der traditionellen Weinproduktion, die Claudio Quarta in Betrieb nehmen will. So wurde die alte Methode des Zerkleinerns der Trauben mit den Füssen experimentell wieder aufgenommen. Wie nicht anders zu erwarten, ist der Primitivo di Manduria der Hauptwein der Tenute. Er wird auf der Maische vergoren und reift, abgesehen von einem kleinem im großen Holzfass gealterten Anteil, anschließend im Edelstahltank. Typisch für diese Weine sind die reifen, fruchtbetonten Aromen (Trockenpflaume, dunkle Beeren) und der saftig-samtige Geschmack am Gaumen, der in einen langen ausgewogenen Finish übergeht. 

Die Philosophie des Winzers Claudio Quarta ist getragen von der Idee, apulische Terroirweine zu erzeugen, die sich nicht den modernen Stilen und Moden unterwerfen, aber dennoch auf internationalen Weinparkett als Spitzenweine fungieren. Die Symbiose zwischen dem Modernen und dem Traditionellen soll sich sowohl in den Weinen als auch die Einrichtung des Weinguts widerspiegeln.

So begann der Winzer und endete der Pharmaunternehmer

Die Tenute Eméra ist nach der griechischen Göttin Hemera benannt, der Personifizierung des Tages. Huldigen möchte Claudio Quarta damit der im Osten aufgehenden Sonne, die der geographischen Lage des Weinkellers am östlichsten Saum Italiens entspricht, aber auch den alten Griechen, die die Kultur des Weins auf die Halbinsel brachten. 

Für den Winzer Claudio Quarta begann alles im Jahr 2003 beziehungsweise 2005: Als der renommierte Biologe, Biotechnologe, Mikrobiologe und pharmazeutische Unternehmer, der er bis 2005 hauptberuflich war, beschloss, dieses Kapitel seines Lebens zu beenden, und ein neues als Winzer aufzuschlagen. Zuvor hat Claudio sich einen großen Namen sowohl in biotechnologischen als auch in wirtschaftlichen Kreisen gemacht. Als Biologe und Genetiker leitete er ein biotechnologisches Forschungszentrum in Gerenzano bis es 1996 aufgrund von Firmenumstrukturierung geschlossen werden sollte. Quarta beschloss, dieses renommierte Zentrum auf eigene Faust zu retten, und schuf mithilfe eines Venture Capital (Buy-out-Verfahren) die „Biosearch Italia“. Bereits 1998 beteiligte sich dieses neue Forschungszentrum an bio-pharmakologischer Entwicklung und wurde zum ersten Biotech-Unternehmen, das an der italienischen Börse notiert war. Nach dem Börsensturz des Jahres 2001 fusioniert Claudio Quarta mit amerikanischen Unternehmen, woraus die „Vicuron Pharmaceuticals“ im Staate New York hervorging und sogleich an der New Yorker und Italienischen Börse notiert wurde. Zwei Jahre später aber trifft Claudio Quarta seine weittragende Entscheidung, kauft einen Bauernhof – die Società Agricola Tenute di Eméra – in Apulien, und steigt anschließend aus seinem erfolgreichen Unternehmen aus. Er verkündet 2005: „Ich verlasse New York und die Nasdaq, um den Geschmack meines Landes wiederzuentdecken.“ Wenige Jahre später wird sein erstes „Wein-Projekt“ um die Cantina Sanpaolo in Torrioni (Kampanien) und ab 2012 um das dritte Weingut, die Cantina Moros in Guagnano (Salice Salentino), erweitert. Alle drei stehen unter dem Dach der Unternehmensgruppe „Claudio Quarta Vignaiolo“.

Die Tenute di Eméra in der Nähe von Pulsano kaufte Claudio Quarta bereits im Jahr 2003. Das Anwesen ist eine typische Masseria, ein Bauernhaus aus dem 16. Jahrhundert, das Claudio in ein von Kunst und griechischen Artefakten dominiertes, einerseits traditionsverbundenes, andererseits technologisch modernes Weingut verwandelte. Die Tenute di Eméra startete vorrangig mit der Primitivo-Rebe während Sanpaolo die weißen autochthonen Rebsorten Fiano und Falanghina kultiviert und Moros auf die Erforschung der Negroamaro-Reben baut. Doch damit nicht genug, denn Claudio Quartas Vision ist, ein großes Netzwerk von spezialisierten Weinkellern aufzubauen, die sich einzelnen Weintrauben und Weinen der jeweiligen Region widmen und gleichzeitig biologische Forschung im Sinne der Nachhaltigkeit betreiben. Die Idee ist, die ganze Bandbreite der mediterranen Weingewächse als Spitzenerzeugnissen anzubieten, und so die Diversität der Reben zu erhalten. Claudio Quarta steht bei seinen Unternehmungen auf dem Weinsektor seine Tochter Alessandra zur Seite, die an der Geschäftsführung (Marketing und Vertrieb) beteiligt ist. Seine Bemühungen um die regionalen bis seltenen Reben und Qualitätsweine sowie sein Einsatz für ökologische Verträglichkeit würdigt die renommierte Fachzeitschrift GAMBERO ROSSO 2013 mit der Auszeichnung „Wall of Respect“. 

Weine der Tenute di Eméra

Die Tenute di Eméra will vor allem eines sein: Produzentin typisch apulischer Weine, denen man das Terroir herausschmecken kann. Die Weinkellerei produziert circa 13 Weine, allesamt Qualitätsweine, zu erstaunlich erschwinglichen Preisen. Da in der Region von Manduria seit Jahrhunderten der Primitivo-Wein gekeltert wird, so wird auch das Portfolio der Eméra von dem „typischen“, gleichwohl hervorragend verfeinerten Primitivo dominiert. Tatsächlich sind die Eméra-Weine saftig, fruchtbetont, mit komplexen, deutlich ausgebildeten Aromen nach dunklen, reifen Beeren, Kirschen, Pflaumen, warmen Gewürzen (Kakao, Pfeffer, Vanille) und würzigen Kräutern wie Thymian. Ein süßlicher Schmelz, samtige Tannine und ein mittlerer Körper machen den Gaumen aus, der Finish ist anhaltend und ausgewogen. 

Wie könnte es auch anders sein, das Flaggschiff der Tenute ist der „Oro di Eméra“, ein Primitivo di Manduria DOC, den GAMBERO ROSSO mit Drei Gläsern (Jahrgang 2014) würdigt. Beachtenswert ist der Klassiker, der Primitivo di Manduria DOP und der „QU.ALE“ Rosso Salento IGP, beide mit intensiven Aromen und exklusivem Gaumenerlebnis. 

 

Tenute Eméra

Gründungsjahr: 2003
Eigentümer: Claudio Quarta
Önologe: Claudio Quarta
Jahresproduktion: ca. 200.000 Flaschen
Rebfläche: 50 Hektar im naturnahen Anbau 

Notabene: Das alte Haupthaus des Weinguts ähnelt mehr einem Museum als einem typisch italienischen Weingut. Große Skulpturen außen, viel Kunst- und historische Gegenstände, Gemälde, uralte Artefakte innen machen das uralte Bauernhaus zu einem echten Sinneserlebnis. Dazu kommen noch die alten Mühlsteine und Vorrichtungen zu Weingewinnung aus dem frühen 20. Jahrhundert hinzu. Im Verkostungsraum beachten Sie das große Wandgemälde des Künstlers Ercole Pignatelli. Das Weingut ist bestens auf Besucher eingerichtet und wer länger dort verweilen möchte, dem stehen schöne Unterkünfte zur Verfügung.