Antinori - Castello della Sala
Castello della Sala in Umbrien: winzerisches Geniestreich
Das Weingut Castello della Sala liegt in Umbrien circa 18 Kilometer von Orvieto entfernt. Die Weingüter erstrecken sich entlang der Grenze zwischen Umbrien und der Toskana, zwischen dem Paglia-Fluss und dem Monte Nibbio. Sie belaufen sich zurzeit auf 170 Hektar des insgesamt 500 Hektar großen Anwesens. Das Rebland liegt auf Höhen zwischen 220 und 470 m. ü. M. und ist vor allem mit den Rebsorten Chardonnay und Grechetto bestockt. Doch das sind nur die Spitzen. Das Castello della Sala baut eine große Bandbreite an regionalen und internationalen Varietäten an wie da wären: Pinot Bianco, Sauvignon Blanc, Procanico, Sémillon, Viognier, gefolgt von Traminer, Riesling und den Spätburgunder Pinot Nero. Diese Weinsorte ist eine Ausnahme unter den weißen Varietäten, die sich auf den hiesigen Böden ideal entfalten kann. Die Reben des Castello sind im Durchschnitt 20 bis 25 Jahre alt.
Sowohl die geographischen Lagen als auch die Bodenqualität sind bestens geeignet, um Weißweine zu kultivieren. Der Boden basiert auf pliozänen Schichten und ist reich an Meeresfossilien und Kalk, was den Trauben mineralische Noten beschert. Je nach Lage kommen in diesem vielfältigen Terrain stark lehmhaltige Böden sowie jene vulkanischen Ursprungs vor. Die hohen Lagen sind bestens durchlüftet, mit deutlichen Tag-Nacht-Temperaturunterschieden, und durch die nahegelegenen Wasservorkommen auch im Sommer etwas kühler, was für entsprechend knackig-fruchtige Trauben mit frischem Säuregehalt sorgt. Eine Besonderheit dieser Region ist der häufig vorkommende Morgennebel, der auf die Reifung der Trauben einen großen Einfluss hat.
Während das Castello aus dem 14. und der alte Weinkeller aus dem 16. Jahrhundert stammen, ist der neue, im Weinberg stehende Vinifizierungskeller eine technologisch moderne Stahl- und Glaskonstruktion, die 2005 vollendet wurde. Vinifiziert und ausgebaut wird in Stahltanks und in Barriques aus französischer Alliers- und Tronçais-Eiche. Der einzige Rote aus Pinot Nero sowie der Kultwein "Cervaro della Sala" werden in den uralten Gewölben 30 Meter unter dem Kastell ausgebaut, wo die Temperatur und Luftfeuchtigkeit allein auf natürlichem Wege geregelt werden.
Die händische Lese erfolgt nachts und wird gekühlt in den Weinkeller transportiert, wo es gleicherweise runtertemperiert sofort entrappt und zerdrück wird. Die Vinifizierung erfolgt separiert nach Lagen und nach den verschiedenen Reifungsgraden, um die teils deutlichen Geschmacknuancen zu berücksichtigen. Nach anfänglichen Fehlschlägen in der Gestaltung der Chardonnay-Weine gibt es mittlerweile ein erprobtes Prozedere. Dabei wird der auf circa 10° C heruntergekühlte Most zwischen vier und sechs Stunden auf den Schalen gehalten. Anschließend wird er, je nach Sorte, in neue Barriques umgefüllt, wo eine alkoholische Gärung von 18 Tagen den Prozess abschließt. Anschließend wird die malolaktische Gärung auf eigenen Hefen eingeleitet, die bis zu sechs Monaten dauern kann. Die assemblierten Weine werden anschließend in den Flaschen circa zehn Monate ausgebaut, erst dann werden sie an die Kunden ausgeliefert.
Der große Wunsch des Marchese Antinori war es, einen italienischen Weißwein zu produzieren, der den französischen aus dem Burgund ebenbürtig war. Es sollte der erste bedeutende, langlebige Weißwein Italiens werden … tatsächlich wird der "Cervaro della Sala" Orvieto DOC, der 1985 das Licht der Welt erblickte, als der allerbeste Weißwein Italiens und einer der besten weltweit gehandelt.
Wechselvolle Geschichte des berühmten Castello della Sala
Die Geschichte des Castellos della Sala beginnt nicht mit Wein, wohl aber mit blutigen Machtkriegen zwischen zwei Familienzweigen, Monaldeschi della Vipera gegen die Monaldeschi della Cervara, der über Jahrhunderte hinweg immer wieder aufflammte und unerbittlich geführt wurde. Dabei ging es nicht nur um die Vorherrschaft über die Stadt Orvieto, sondern auch um einen Krieg gegen den Papst und seine Parteigänger. Erbaut wurde das prächtige Anwesen 1350 als Kastell für Angelo Monaldeschi della Vipera. 1437 ging das Castello in den Besitz seines Enkels Gentile dei Monaldeschi della Vipera della Sala über, der für zehn Jahre Herrscher über Orvieto wurde. Sein Sohn Pietro Antonio Monaldeschi della Vipera della Sala ehelichte 1480 seine Cousine aus dem verhassten Familienzweig, Giovanna Monaldeschi della Cervara, um auf diese Weise die blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Familien beizulegen, was zum Teil erfolgreich war.
Im 16. Jahrhundert wurde das Castello der Kirche geschenkt. Spätestens aus dieser Zeit weiß man, dass auf den dazugehörigen Ländereien Reben kultivieren und Wein in dem Castello vinifiziert wurde. Nachdem 1860 das Castello in den staatlichen Besitz überging, begann sein Niedergang mit wechselnden Besitzern.
Als Marchese Niccolò Antinori das Castello samt den dazugehörigen Ländereien im Jahr 1940 aufkaufte, geschah das aufgrund seiner Weinlagen, die dem Marchesen ideal zu Verwirklichung seines neuen Weinprojekts erschienen. Antinori war zu diesem Zeitpunkt schon länger auf der Suche nach einem optimalen Terroir für die Kultivierung von Weißweinreben, die ähnliche Weine ergaben wie die burgundischen Weißen. Umbrien und speziell die kühleren, nebligen Lagen des Castello della Sala schienen dafür gute Voraussetzungen zu liefern.
Der Marchese ließ das heruntergekommene Kastell teilweise restaurieren, doch das Projekt stockte. Erst sein Sohn Piero, der heutige Ehrenpräsident des Weinimperiums der Antinoris, begann systematisch die Weinlagen neu zu bestocken und zu modernisieren. Ihm ist auch der hochmoderne Weinkeller zu verdanken, der 2005 in den Weingärten nahe am Kastell fertiggestellt wurde.
Die Versuche der Antinoris mit den Chardonnays waren zunächst unbefriedigend. Erst als der Zufall nachgeholfen hat, bei dem eine lange malolaktische Gärung eingeleitet wurde, verbesserten sich die Ergebnisse deutlich. Die Zugabe vom Grechetto-Wein ergab schließlich den Wein, der zum Kultwein avancieren sollte: die Cuvée "Cervaro della Sala". Der erste Jahrgang trägt das Datum 1985 und wurde zwei Jahre später dem Weinpublikum präsentiert. Die Beharrlichkeit und am Ende das herausragende Ergebnis ist dem damals noch jungen Önologen Renzo Cotarella zu verdanken, der bereits seit 1979 an dem "Projekt italienischer Weißwein à la Burgund" arbeitete – aber auch am hervorragenden Gespür von Piero Antinori. Heute zählt das Castello della Sala zu den besten Weingütern Italiens und sein Flaggschiff soll der gefragteste Weißwein des Stiefels sein.
Die Familie der Marchesi ist spätestens seit 1385, als ihr Vorfahr Giovanni di Piero Antinori der Florentinischer Zunft der Winzer und Weinhändler beitrat, auf engste mit dem Weingeschäft verbunden. Das sind 600 Jahre kontinuierlicher winzerischer und unternehmerischer Tätigkeit, die sich auf mehr als 26 Generationen der Marchesi Antinori verteilt. Was wäre die Familie ohne ihre Tradition! Das Unternehmen mit den zwei bekrönten Rauten im Emblem ist Gründungsmitglied der "Associazione Marchi Storici d'Italia", einer Organisation, die historische italienische Marken im Kampf um ihr Überleben unterstützt und fördert. Doch gerade die Antinoris haben sich in die internationalen Weinannalen mit ihrem Mut zur Erneuerung und zum Experiment eingeschrieben. Und mit kenntnisreicher Hand zum verblüffenden Erfolg eines jeden ihrer Weingüter geführt. Heutzutage sind es die drei Töchter Albiera, Allegra und Alessia, die ihren Vater und begnadeten Winzer, Marchese Piero Antinori, in der Geschäftsführung der "Gesellschaft Marchesi Antinori", zu der 16 Weingüter in Italien – davon 9 in der Toskana – und 7 in Europa und Übersee gehören.
Das Portfolio mit dem besten Weißwein Italiens
Die Tenuta Castello della Sala ist, wie alle Weingüter im imperialen Verbund der zahlreichen Weinkellereien der Marchesi Antinori, darauf bedacht, nur ganz besondere Qualitätsweine zu produzieren. Dabei verbindet sie Experimentierfreude mit herausragenden Kenntnissen, die so manches Mal zu den besten Weinen auf Weltniveau führten und führen. Der Marchese Pietro Antinori spricht im Zusammenhang des Labels "Castello della Sala" von "großer territorialer Identität mit autochthonen und nichtautochthonen Rebsorten. Jeder Wein ist der moderne Ausdruck eines antiken Terroirs" – und wenn man die Auswahl seiner Weinsorten testet, dann kann man dem uneingeschränkt zustimmen. "Cervaro della Sala" Umbria IGT, "Pinot Nero della Sala" Umbria IGT, "Bramìto della Sala" Umbria IGT, "Conte della Vipera" Umbria IGT, "San Giovanni Della Sala" Orvieto DOC Classico Superiore und "Muffato della Sala" Umbria IGT – der letztgenannte ein herausragender Dessertwein – sind die sechs Weinsorten im momentanen Angebot des Castello della Sala.
Das mit 95 Punkten von Robert Parker und 97 Punkten von James Suckling gekröntes Flaggschiff ist der gehaltvolle "Cervaro della Sala", der erste italienische Weißwein, der eine malolaktische Gärung durchläuft und im Barrique ausgebaut wird. Eine andere Überraschung ist der Rotwein Pinot Nero della Sala, der als Alter Ego des ersteren im Weißweinland gehandelt wird.
Castello della Sala
Gründung: 1350/1940
Eigentümer: Familie der Marchesi Antinori
Önologe: Renzo Cotarella
Jahresproduktion: ca. 600.000 Flaschen
Rebfläche: 170 ha in konventionellem Anbau
Notabene: Das Weingut Castello della Sala hat wunderbare stilechte, historische Räumlichkeiten, die genauso wie der Ausbaukeller aus dem 16. Jahrhundert zu besichtigen sind. Voranmeldung nicht vergessen!