Vietti
Sorgfalt, Knowhow und die Liebe zur Rebe
Auf den Weinbergen der Viettis wird schnell deutlich, was das besondere dieser Weinmacher ist: die offensichtliche Liebe zur Rebe – und damit zum Purismus. Die Weinbergarbeit der Viettis basiert auf ökologischen Weinanbaumethoden mit winzigen Weinerträgen und Dichtpflanzung der Reben zugunsten hoher Qualität. Mittelgroße, gebrauchte Barrique-Fässer und niedrigere Temperaturen beim Keltern – sie gehören zu den wesentlichen Neuerungen, die die Weine Viettis auf die obersten Ränge katapultierten. Die Viettis beweisen das richtige Händchen und Know-how, um die tanninschweren Nebbiolo-Weine mit dem modernen Gaumen zu versöhnen, der offenere, cremigere und fruchtbetonte Noten vorzieht. Und noch etwas veranschaulicht den Purismus der Vietti, der zum Erfolg führt: die Vorliebe für unverfälschten Genuss, zu dem die ganz besondere, autochthone Arneis-Traube, die individuellste Weißweintraube Italiens, dazugehört.
Von klassischen Anfängen zum fulminanten Zwischenstand
Die Geschichte der Winzerfamilie Vietti nimmt ihren Anfang mit Carlo Vietti, der das Gut Ende 19. Jahrhunderts gründete. Doch es ist seinem Sohn, dem Patriarchen Mario Vietti, zu verdanken, dass aus dem landwirtschaftlichen Betrieb ein kleines aber feines Winzerunternehmen erwuchs. Die Entscheidung war gefallen und Mario Vietti produzierte 1919 seinen ersten Wein.
Nach ihm folgte der in die Familie eingeheiratete Alfredo Currado, dessen Verdienst gleich ein dreifacher ist. 1952 setzte er auf Produktion von hochqualitativen Weinen aus eigenen und zugekauften Trauben. Und begann als einer der allerersten Winzer seine Weinprodukte in die USA zu exportieren.
Revolutioner für damalige Zeit war auch seine Entscheidung, reine Cru-Lagenweine zu produzieren und sie mit entsprechenden Lagennamen zu versehen. Als „Vater der Arneis“ bekannt, verschrieb er sich in den 1960er Jahren der Wiederbelebung der fast ausgestorbenen autochthonen Varietät, der Weißweintraube Arneis. Ihm ist zu verdanken, dass die Arneis heute zu den berühmtesten Trauben aus dem Roero-Gebiet, nördlich von Barolo, gehört.
Zu der jüngsten Winzergeneration auf dem Vietti/Currado-Weingut zählen Alfredos Sohn und Önologe Luca Currado, Alfredos Schwiegersohn Mario Cordero, der für den Verkauf zuständig ist, und Lucas Ehefrau Elena Penna, der Marketing und Public-Relation obliegen.
Seit 2016 gehört das Weingut dem US-Amerikaner Kyle Krause. Gegenüber DECANTER versichert er, dass er am Weingut keine Veränderungen vornehmen will. Luca und Mario sollen in ihren jeweiligen Positionen dem Vietti-Weingut weiterhin erhalten bleiben – und erfreulicherweise: sie wollen.
Die Erfolgreichen aus dem Hause Vietti
Robert Parker schätzt seit über 30 Jahren die Crus aus separat gelesenen Trauben, die auf den hervorragenden Lagen zwischen Barolo und Barbaresco gedeihen. Das Ergebnis belohnt er kontinuierlich mit 90 und mehr Punkten. Weitere Spitzenweine mit Top-Bewertungen aus dem Hause Vietti sind Barbera d’Asti La Crena, Barbera d’Alba sowie Vigna Vecchia und Scarrone.
Viettis Barolo- und Barbaresco-Weine haben die wunderbare Eigenart, ein Gesamtkunstwerk darzustellen. Sie lassen zum einen ihr jeweiliges Anbaugebiet – die Typizität des „Weinberg“ – schmecken, zum anderen entwickeln sie außergewöhnliche Qualitäten und aromatische Komplexität durch ihre Langlebigkeit und Nachreife. Doch Luca Currados Weinpalette komplettieren neben Nebbiolos weitere piemontesische Weingewächse: Dolcetto, Moscato und Barbera – und selbstverständlich auch der legändere Arneis. Hier erwartet Sie ein grandioses Paket an vielfältigen Nuancen des ganzen Barolo-Anbaugebietes, denn Luca Currado sorgt für ein Maximum an Unverfälschtheit auf höchsten geschmacklichen Niveau.
Das i-Tüpfelchen zum Schluss
Was wäre ein Gesamtkunstwerk ohne die Künstler. Seit den 1970er Jahren unterstützen die kunstinteressierten Winzer Alfredo und Luciana Künstler aus dem Piemont. Daraus entwickelte sich ab 1974 das kontinuierlich fortgeführte Projekt der von Künstlern gestalteten Flaschenlabels. Kein geringer als Pier Paolo Pasolini, einer der berühmtesten italienischen Kunstschaffenden, erklärte sich bereit, einen Dokumentarfilm über das Weingut Vietti zu drehen. Sein tragisch plötzlicher Tod verhinderte das Vorhaben. Doch aus seinem Nachlass wurde eine Zeichnung für den Nebbiolo d’Alba 1974 beigesteuert.
Die gesamte Kollektion an Künstlerlabels wurde im Museum of Modern Art in New York gezeigt.
Die Liebe zum Wein, Kunst und den besten italienischen Traditionen zeigt sich auch in dem Vintage-Plakat-Projekt der Viettis. Der Designer Bruno Sacchetto schuf kleine und große Kunstwerke ganz im Geiste der wunderbaren 20er-Jahre-Plakatkunst.
Vietti
Eigentümer: Familie Krause (USA)
Gründungsjahr: Ende des 19. Jahrhunderts
Önologe: Luca Currado
Jahresproduktion: ca. 250.000 Flaschen
Rebfläche: ca. 37 Hektar im konventionellen Anbau
Notabene: Künstler-Etikettierung; Vintage Wein-Plakate