Dom Perignon
Eigentlich erstaunlich, dass unter diesem langanhaltenden Erfolgsdruck der Champagner-Star Dom Pérignon nichts an seiner legendären Qualität verloren hat. Ganz im Gegenteil. Mehr Luxus als eine Flasche der Prestige-Cuvée Dom Pérignon Vintage geht einfach nicht. Kunstinteressierte Champagner-Liebhaber sollten es nicht versäumen, die Dom-Pérignon-Interpretationen hochkarätiger Künstler zu sehen. Beispielsweise die wunderbaren Fotografien Lenny Kravitz‘. Selbstverständlich mit Auftritt auf Facebook und Instagram.
Dom Pérignon: eine klösterliche Erfolgsgeschichte mit prickelndem Charakter
Der Name der Champagnermarke „Dom Pérignon“ verspricht zunächst alles andere als Glamour, denn das Luxusgetränk würdigt einen Mönch. Der Pater (Ordensanrede: Dom) Pérignon war Mönch der Abtei Saint-Pierre aux Monts de Châlons in Hautvillers und dort ab 1668 als Cellerar tätig. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, denn in dieser Funktion managte er die Versorgung der gesamten Abtei. Die Weinherstellung stellte die lukrativste Einnahmequelle des Klosters dar und unterstand fortan Dom Pérignon. Unter seiner Regie wurde das Keltern in dem Benediktinerkloster weiterentwickelt. Ihm ist es zu verdanken, dass wir uns herrlicher französischer Cuvées erfreuen können, denn zusammen mit seinem Mitbrüder und Kellermeister Jean Oudart verfeinerte er die damalige Önologie und entdeckte, dass Weinverschnitte zu besseren Weinqualitäten beitragen.
Dom Pérignon war ein begnadeter Önologe mit Mut zu radikalen Neuerungen und Experimenten. So gehen beispielsweise die heutzutage üblichen Flaschen von 0,7 Liter Volumen auf ihn zurück. Seiner Akribie verdanken wir nämlich die Einsicht, dass ein Mann (zumindest im 17. Jahrhundert) durchschnittlich 0,7 Liter Wein am Abend trank – kulturhistorisch eine interessante, wahrscheinlich nicht nur auf die Benediktinermönche zutreffende Beobachtung. Auf Dom Pérignons Erkenntnissen fußt im Grunde die gesamte moderne Önologie: die hohe Kunst der Assemblage, das Weisskeltern, die Ertragsreduzierung zugunsten der Qualität des Weins, die Erfindung der Agraffe (Kordel, die den Weinkorken festhielt), dickwendige Weinflaschen, die den erhöhten Innendruck standhielten, das Lagern der Weine in niederen aber nicht kalten, konstanten Temperaturen, die er in benachbarten Kreidefelsen seines Klosters ausfindig machte.
Doch Schaumweinliebhaber werden Dom Pérignon vor allem für die Perfektionierung der klassichen „Méthode champenoise“ dankbar sein. Auch wenn Dom Pérignon heutzutage nicht mehr als der Erfinder der Flaschengärung gilt, so ist er doch ihr maßgebender Entwickler. Nach dem Tod des Mönchs im Jahr 1715 übernahm sein Mitstreiter, Bruder Jean Oudart, die Weiterentwicklung der Vinifizierungsmethoden im Kloster.
Im Hintergrund von Dom Pérignon steht Moët
Den Mönch Dom Pérignon ehrt das Unternehmen Moët & Chandon nicht nur mit seinem Champagner-Flaggschiff, sondern auch mit einem Denkmal vor dem Mutterhaus in Épernay. Claude Moët gründete sein auf Champagnerherstellung und -vermarktung spezialisiertes Unternehmen 1743 und belieferte mit seinen Erzeugnissen gezielt Paris.
Die Geschichte von Dom Pérignon beginnt im Jahr 1794 (nach anderen Quellen 1823) als der Enkel des Gründers, Jean-Remy Moët, die im Zuge der Französischen Revolution verlassene und enteignete Abtei Hautvillers aufkaufte und hier an der historischen Wirkstätte des genialen Cellerar Dom Pérignon verfeinerte Champagner zu produzieren begann. Es war ein Glücksfall, dass er 1781 Napoleon Bonaparte kennenlernte und Freundschaft mit dem zu diesem Zeitpunkt noch unbekannten Korsen schloss. Bonapartes besondere Vorliebe für die Champagner seine Freundes Moët führte dazu, dass er auf seinen Reisen und späteren Feldzügen stets „einen Moët“ mitführte und so europaweit berühmt machte.
Es mag erstaunen, aber Dom Pérignon erblickte erst das Licht der Welt in den 1930er Jahren, als der Name, den die nicht minder berühmte Champagnerkellerei Mercier für sich reservierte, von Moët erworben wurde. Das geschah im Zuge einer Hochzeit zwischen den beiden Familien Mercier und Moët. Den Namen hatte Mercier selbst nie vermarktet und so konnte Moët ab 1936 sein bisheriges Flaggschiff und Lieblingschampagner der High Socierty, den Prestige Champagner, unter den Namen des Mönchs neu vermarkten. Der erste Dom Pérignon von 1936 wurde aus den Jahrgangsweinen von 1921 gemacht und ausschließlich den Gästen der SY Normandie auf ihrem Weg nach New York ausgeschenkt. Er und seine Nachfolger (Jahrgänge 1926, 1928, 1929 und 1934) entsprachen noch nicht dem Dom Pérignon, wie wir ihn kennen, denn sie wurden im sogenannten Transvasierverfahren hergestellt. Bei dieser Herstellungsmethode werden die in der Flasche gereiften Weine anschließend in einen großen Stahltank umgefüllt (transvasiert), die Hefepropfen und -rückstände entfernt und die Versanddosage (Zuckerbeigabe) zugeführt, um so den Champagner als Brut (herb), Sec (trocken) oder Demi sec (halbtrocken) auszubauen. Anschließend wird der Champagner wieder in neue Flaschen umgefüllt. Diese moderne Methode spart das im aufwendigen klassischen Champagnerverfahren das von Hand Rütteln der Flaschen (Remuage) und das Entfernen des Hefesatzes (Hefepropfen) aus der Flasche im warmen Zustand oder nach einem Kälteverfahren per Hand (Degorgierung). Der Dom Pérignon von Moët wird nach dieser traditionellen Champagner-Methode und als echter Cuvée erst ab 1943 hergestellt.
Die Herstellungsstätte des Dom Pérignon ist bis heute das ehemalige Kloster des Mönchs. Zu der Weinkellerei gehören riesige Kalksteinhöhlen. Die ältesten haben die Mönche um Dom Pérignon selbst ausgearbeitet. Heutzutage sind sie insgesamt 28 Kilometer lang, ihre Röhren tragen daher Straßennamen. Hier lagern in bis zu 30 Meter tiefliegenden Gewölben mit wunderbarer natürlicher Belüftung und nicht minder guten konstanten Temperatur von 10 bis 12 Grad Celsius die besten Champagner des Hauses Moët.
Zu Moët gehören insgesamt 1.150 Hektar Weinland, das sich auf 200 Gemeinden in fünf Hauptanbaugebieten der Champagne verteilt. Davon sind 50 % Grand Cru- und 25 % Premiers Cru-Lagen. Hier werden Chardonnay, Pinot Noir und Meunier-Trauben angebaut. Dieses Imperium verfügt über so unterschiedliche Terroirs in verschiedenen mikroklimatischen Bedingungen, dass die Weinmacher kein Problem haben, daraus immer wieder herausragende Dom Pérignons zu kreieren.
Das Unternehmen ist seit seiner Gründung im französischen Épernay ansässig und gehört seit 1987 zu dem Konzern, das durch Fusion der Häuser Moët, Hennessy (Cognacproduzenten) und Louis Vuitton (Luxusmodeartikel) zum Luxusgüterkonzern LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy) entstand. Allein das Unternehmen Moët brachte vorher erworbene, so exklusive Häuser wie Ruinart, Mercier, Veuve Clicquot, Krug mit in die Fusion ein.
Der Champagner „Dom Pérignon“: zeitloser Stil mit viel Aufwand
Der Champagner Dom Pérignon ist eine Cuvée aus Chardonnay und Spätburgunder bzw. Pinot Noir. Ausgebaut wird er vor allem als Weißwein und in raren Menge als Roséwein, wobei die Assamblage in der Zusammensetzung der beiden Grundweine jedes Jahr etwas variiert. Den Namen Dom Pérignon tragen ausschließlich Jahrgangschampagner, sogenannte Vintage-Champagner, die nach besonders strengen Vorschriften und nur aus perfekten Trauben eines perfekten Weinjahres entstehen. Das heißt mit anderen Worten, Dom Pérignon wird nicht zwangsläufig jedes Jahr produziert. Ein Schaumwein braucht Säure, daher sind vollreife, „süße“ Trauben keine gute Wahl und somit auch nicht unbedingt ein „guter Weinjahr“, um einen herausragenden Champagner herzustellen. Die Produktion ist in den Jahren 1997 und 2001 ausgefallen und das Jahr 2003 war eigentlich „zu gut“ und ergab zu traubenzuckerreiche Trauben. In solchen Jahren verzichten die Champagnermacher auf ihre exquisiten Editionen. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, wie Richard Geoffroy, der renommierte Kellermeister und zuständig für Dom Pérignon, unter Beweis gestellt hat. Aus dem Jahrgang 2003 schuf er einen leichten aber dafür würzigen Dom Pérignon.
Während der „Jedermann-Champagner“ – ein sogenannter Champagner non Millesime (ohne Erntejahr) – per Dekret mindestens 15 Monate lagern muss und ein sogenannter Champagner Millesime immerhin schon drei Jahre vorweisen muss, reift bereits der klassische Moët-Champagner sieben Jahre. Einem Dom Périgno hingegen gönnt man mindestens acht bis zehn Jahre, um „das perfekte Gleichgewicht, das größte Versprechen von Dom Pérignon“ zu erreichen. Dieser Champagner ist somit immer ein „Dom Pérignon Vintage“. Der Kellermeister Richard Geoffroy wacht über die Einhaltung der höchsten Qualität im Hause Moët & Chandon. Ganz im Sinne des historischen Dom Pérignon werden die Erträge zum Wohle der Traubenqualität niedrig gehalten, die Ernte und die Sortierung der besten Trauben geschieht ausschließlich manuell, und bei der Vinifizierung von (jedem) Champagner müssen 160 Kilogramm Trauben auf 102 Liter Most kommen, eine Regel, die seit 1982 verbindlich ist.
Exquisiter ist da nur noch der „Dom Pérignon Œnothèque“, der nach seiner Degorgierung (Entfernung des Hefepropfens) besonders lange in der Flasche reift. Monsieur Geoffroy beschreibt den Dom-Pérignon-Champagner wie folgt: „Dom Pérignon drückt seine erste ‚plénitude’ [Körperfülle] nach sieben Jahren im Keller aus“, gefolgt von seiner zweiten plénitude zwischen 12 und 15 Jahren. Dieser Jahrgangschampagner erhielt den Zusatznamen „Œnothèque“ – seit 2016 lapidar als „P2“ für „zweite plénitude“ bezeichnet. Nach 20 bis 40 Jahren hat der Champagner dann seine dritte pléntitude erreicht und führt nun den Zusatz „P3“. Mit dieser neuen Bezeichnung anstelle der allgemeinen „Œnothèque“ soll die Qualität des Champagners für den Konsumenten besser erkennbar sein.
Die Highlights unter den Don Pérignons sind die limitierte Sondereditionen, die sich großer Beliebtheit unter Sammlern erfreuen und Auktionspreise von 40.000 bis 93.260 US-Dollar – und einige Don Pérignons Rosé noch wesentlich mehr – erreichten. Dazu gehört beispielsweise der legendäre Dom Pérignon „White Gold Jeroboam“ von 1995, der nur eine Auflage von 1.000 Flaschen hatte. Bei diesen exklusiven Editionen geht die Ästhetik Hand in Hand mit der Qualität des Schaumweins in der Flasche einher. So wurde „White Gold Jeraboam“ von dem bekannten australische Designer Marc Newson in Form eines Flaschenkühlers aus Aluminium gestaltet. Der Dom Pérignon „Luminous“ hat hingegen einen kleinen Schalter in der Bodenwölbung, der – passend zum Titel – das Flaschenetikett zum Leuchten bringt, wenn man es betätigt.
So schmeckt ein wahrlich königlicher Champagner
Der Dom Pérignon Champagner entwickelt mit zunehmenden Alter einen komplexeren Körper, und bekommt eine nuancierte Fülle mit gerösteten Noten im Bouquet. Frisch getoastetes Weißbrot, gerösteter Kaffee und würzige bis holzige Anklänge mischen sich unter den perfekt ausgewogenen, feinperligen Geschmack mit großen Nachhall. Einige Dom Pérignon Vintages haben unverkennbare Anklänge an reife rote Beeren, leichte Rauch- und Mandelaromen, andere wiederum an Karamell oder Holznoten. Der klassische, siebenjährige Dom Pérignon steht hingegen für feine florale und fruchtbetonte Noten von Zitrusfrüchten, Anis, weißen Pfirsichen mit etwas Minze kombiniert.
Eine seit 1959 produzierte rare Edition stellt der Dom Pérignon Rosé dar, der nur in ganz besonders guten Weinjahren gemacht wird. Wohl nicht zuletzt deswegen erfreut er sich besonderer Beliebtheit bei den Promis in den USA. Auch dieser Champagner fällt zart und cremos aus, dabei hinterlässt er einen leicht würzigen Geschmack. Acht Jahre alt ist der Rosé, wenn er die Moët & Chandon-Kellerei verlässt.
Moët & Chandon
Gründungsjahr: 1743 

Eigentümer: Luxusgüterkonzern LVMH

Kellermeister und Chef de Cave: Richard Geoffroy

Jahresproduktion: geschätzt zwischen 1 bis 5. 000.000 Flaschen

Rebfläche: ca. 1.150 Hektar im konventionellen Anbau

Notabene: 
Die Historische Weinkellerei kann nur nach Voranmeldung besichtig werden. Buchungen der festgelegten Touren können zu festen Preisen online vorgenommen werden. Einem breiteren Publikum wurde der Dom Pérignon Champagner vor allem durch den Film „007 – Goldfinger“ (1964) nahe gebracht, in dem James Bond den mittlerweile beflügelten Ausspruch sagt: „Man trinkt zum Beispiel nie einen 53er Dom Pérignon, wenn er eine Temperatur über acht Grad hat. Das wäre genau so, als höre man den Beatles ohne Ohrenschützer zu.“ Wussten Sie, dass Dom Pérignon Rosé von 1959 das Getränk des Shah von Iran auf der Feier zum 2500-jährigen Bestehen des Persischen Empire im Jahr 1971 war? Eine Flasche dieses Champagners kostete auf einer Auktion im Jahr 2008 24.758,- Euro. Aber auch die königliche Hochzeit von Lady Diana und Prince Charles 1981 verzichtete nicht auf Dom Pérignon. Zu diesem Anlass wurden Magnumflaschen von Dom Pérignon Vintage 1961 serviert und waren mit speziellen Insignien versehen worden.