Quintarelli
Der Name des 2012 verstorbenen Winzers Giuseppe Quintarelli steht weiterhin als Synonym für allerhöchste Qualität und unübertroffene Superweine. Situiert im Herzen des Valpolicella verfügt die Azienda Agricola Giuseppe Quintarelli über die besten Weinanbaugebiete in DOCG- und DOC-Lagen der Region Veneto und die Passion zum Weinmachen.
Sagenhafte Gastfreundlichkeit und die Passion „Wein“
Giuseppe „Bepi“ Quintarelli gilt als der Altmeister des Amarone della Valpolicella. Sein verstecktes kleines Weingut ist ganz und gar unprätentiös. Wer den Weg vor das rostige Schild „Quintarelli“ in der winzigen Cerè nahe Negrar findet, wird auf eine selten noch gekannte Gastfreundlichkeit und Offenheit stoßen. „Bepi“ Quintarelli ist bis heute eine Berühmtheit, die für viele Weinkenner den mit Abstand besten Wein der Welt kreierte. 2012 verstarb Quintarelli 84-jährig nach einer Parkinsonerkrankung, doch das Weingut, das seinen Namen trägt und nun von seiner Familie geführt wird, produziert weiterhin Weine in sagenhafter Qualität.
Das Geheimnis hinter den Superweinen des Hauses Quintarelli liegt in der unübertroffenen Sorgfalt der Vinifizierung. Sicherlich kann man Francesco Grigoli, dem Enkel des Großmeisters, beipflichten, wenn er sagt, die Quintarellis haben eine Obsession, wenn es um die Qualität in der Weinherstellung geht. Die Qualitätsphilosophie des Gründers umfasst alle Produktionsschritte, von der Weinrebe über die Eichenfässer bis hin zu den Korken, den besonderen Flaschen und der charmanten, bis vor kurzem noch von Silvana, der Tochter des Winzers, handgeschrieben Etiketten (die die Familie auf die Flaschen mit Kleber und Bürste anbrachte). Ein Weltklassewein braucht eben Zeit, Geduld und eine Passion.
Giuseppe Quintarellis Azienda keltert nach alten Methoden – allein die Inoxtanks sind ein Zugeständnis an die moderne Zeit. Die Weine sind „pur“, das heißt ohne Zusätze und unfiltriert. So erhalten sie ihren ganz eigenen Charakter. Die Mostausnutzung fällt entsprechend der freiwillig stark beschränkten Erntemenge gering aus. Die Produktion geschieht, abgesehen von wenigen mechanisierten Abläufen, von Hand. Die Trauben für den Amarone trocknen in gut belüfteten Trockenkammern auf Holzgerüsten fünf Monate bis sie zur Vergärung kommen („appassimento“). Die Weißen des Hauses fermentieren in rostfreien Stahltanks. Die Roten werden in großen Eichenfässern, den sogenannten „botti“ aus slowenischer Eiche gelagert.
Auf 10 Hektar Weinfelder und circa 2 Hektaren Weinberg Monte Cà Paletta, an dessen Spitze das Wohnhaus mit dem Weinkeller unauffällig thront, werden viele Autochthone und einige internationale Sorten angebaut. Die Liste der Varietäten ist lang, aber ihre Erträge gering, da sie nach alten Erziehungssystemen gezogen werden: Corvina, Corvinone, Molinara, Rondinella, Saorin, Trebbiano, Nebbiolo, Croatina, Garganega und Sangiovese auf der einen Seite und die Internationalen wie Chardonnay, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot auf der anderen. Die Reben kommen ohne Herbizide aus und wurden mit einer großen Passion für die Arbeit im Terrain von Giuseppe oder auch zuvor von seinem Vater gepflanzt.
Der Mythos Quintarellis Weine beruht auf sehr viel Geduld und alten, teilweise aufwendigen Vinifizierungsverfahren. Während die meisten Winzer der Region den Valpolicella Superiore maximal zwei Jahre reifen lassen, setzt Quintarelli für ihn sechs Jahre an. Noch mehr Reifungsphase wird dem Amarone Riserva zugebilligt. Die Amarone-Weine sind die Flaggschiffe des Weinguts – Superweine, von denen viele nur träumen können, denn Qualität hat seinen Preis. So produziert die Azienda Giuseppe Quintarelli nicht nur die besten, sondern auch mit die teuersten Weine Italiens, beispielsweise den Amarone della Valpolicella Classico DOCG Selezione 2000, der für 780,- Euro verkauft wurde.
Der Amarone
Der Name Amarone setzt sich zusammen aus dem Wort amaro für Bitter – wegen der Bitternoten des Weins – und „-one“ das eine besondere Größe oder auch Alter anzeigt. Ausgebaut wird der Wein wie ein Dessertwein aus getrockneten Trauben, was ihm viel Alkohol und eine bestimmte Dichte beschert. Der Amarone aus dem Hause Quintarelli ist wahrlich ein „Großer Amaro“, der nur in den besten Weinjahren produziert wird, und lange reift. So fiel die Produktion im Jahr 2005 aus, da das schwierige Weinjahr keine entsprechend guten Trauben hervorbrachte.
Der Amarone della Valpolicella, kurz Amarone, wird aus kontrollierten Anteilen an autochthonen Trauben Corvina Veronese, Corvinone und Rondinella hergestellt. Andere, bis 10 % anteilig erlaubte rote Rebsorten, die zum Anbau in der Provinz Verona zugelassen sind, verwendet das Weingut Quintarelli nicht. Diese Amarone-Weine haben nichts mit den klassischen Valpolicellas zu tun, die als Tafelweine genossen werden, und nach dem „val poli cella“ im Veneto – dem „Tal der vielen Weinkeller“ – benannt sind.
Die Jahresproduktion der Amarone in der Azienda übersteigt selten 1.000 Flaschen und der Wein kommt erst in den Verkauf, wenn er eine acht- bis zehnjährige Reifephase (Riserva) abgeschlossen hat. Es liegt auf der Hand, dass die Auslieferung dieser Raritäten streng limitiert ist, so dass maximal 2 Flaschen dieser alten Jahrgänge an einen Kunden abgegeben werden. Die Preise der Amarone Riservas erreichen problemlos die Marke von 300,- Euro.
Die Geschichte des Mythos Quintarelli
Es war in Negrar (Veneto), wo 1927 Giuseppe Quintarelli das Licht der Welt erblickte: Bereits sein Vater Silvio Quintarelli begann zusammen mit seinem Bruder von dem Ersten Weltkrieg auf zunächst gepachteten, nach dem Krieg dann gekauften Parzellen in der Valpolicella Wein, wenn auch mit mäßigem Erfolg, herzustellen. 1950 übernahm dann Giuseppe die Weinberge seines Vaters und begann die Weinqualität zu verbessern. Die Modellierung des Betriebs nach neuen Gesichtspunkten erfolgte jedoch erst nach Guiseppes Reise in den Burgund, in das Land der großen Weine, in den 1980er Jahren. Die Ähnlichkeit des Terroirs brachte ihn auf die Idee, auch in der Valpolicella gewichtige Weine nach qualitativen Gesichtspunkten zu machen. Qualität in der Weinerzeugung ging bei Giuseppe Quintarelli Hand in Hand mit tief verwurzeltem Traditionalismus im Weinanbau und Vinifizierung sowie einer sozial ausgerichteten Religiosität. Seine Reisen führten ihn zu den wichtigsten Orten der Christenheit und bescherten ihm auch eine Audienz beim Papst Pius XII. im Vatikan. Bekannt war Giuseppe Quintarelli auch für sein großes soziales Engagement in der Region, seine bescheidene Bodenständigkeit und besondere Gastfreundlichkeit – auch den nicht angekündigten Weinliebhabern gegenüber, die den Weg vor sein Tor fanden.
Aufgrund seiner Parkinsonerkrankung hat Giuseppe die Führung des Weinguts mehr und mehr an seine älteste Tochter Fiorenza übergeben. Ihr beratend zur Seite steht der Önologe Roberto Ferrarini. Nach dem Tod von Giuseppe im Januar 2012 wird die Azienda Agricola Giuseppe Quintarelli ganz im Sinne seiner Qualitätsphilosophie von seiner Tochter und ihrem Ehemann Giampaolo Grigoli sowie ihren beiden Söhnen Francesco und Lorenzo betrieben.
Traumweine der Azienda Giuseppe Quintarelli
Die Azienda Giuseppe Quintarelli produziert sowohl Amarone Classico DOCG als auch Amarone Riserva DOCG und als dritten im Bunde den Amarone della Valpolicella Classico DOCG Selezione. Weitere herausragende Weine des Hauses sind der fruchtbetonte Bianco Secco Cà del Merlo (aus dem seltenen Autochthonen Saorin) und der junge Rote Primofiore Rosso IGT (eine Cuvée aus Corvina), gefolgt von Weinen mit viel Körper wie Valpolicella Classico DOC, Rosso del Bepi IGT, Alzero, Amabile del Cerè oder Recioto della Valpolicella DOCG.
Als brillanter Alleskönner bietet sich beispielsweise der Al Ripasso an, ein Valpolicella Classico Sup. DOC aus Corvina, Rondinella und Molinara, der durch einen voluminösen aber weichen und lang anhaltenden Abgang begeistert. Freuen Sie sich auf ein intensives Bouquet aus Gewürzen und Mandelblüten mit einer zurückhaltenden Bittermandelnote und große Harmonie am Gaumen.
Entsprechend der langen Reifezeit sind die Weine des Hauses opulent, vollmundig aber gleichzeitig auch erstaunlicherweise sehr frisch. Erstaunlich ist auch die lange Alterungsfähigkeit der Amarones und einiger anderen Roten des Hauses, die zwischen weiteren 5 bis 30 Jahren liegt. Doch das Schöne an Quintarelli-Weinen ist nicht zuletzt die Tatsache, dass sie zum sofortigen Genuss bereit sind. Amerikanische Weinkritiker geben den Weinen der Azienda Giuseppe Quintarelli regelmäßig die höchsten Noten zwischen 98 und 100 Punkten.
Azienda Agricola Quintarelli Giuseppe
Eigentümer: Familie Quintarelli
Gründungsjahr: 1924
Önologen: Fiorenza Grigoli (Quintarelli) und Roberto Ferrarini
Jahresproduktion: ca. 60.000 Flaschen
Rebfläche: ca. 12 Hektar im konventionellen Anbau
Notabene: Das Weingut hat keine Internetpräsenz, ist aber auf Facebook vertreten unter Azienda Agricol Giuseppe Quintarelli. Weingutbesichtigung mit Degustation und Weinkauf ab Hof möglich.