Soldera Case Basse
Zu Solderas internationalem Ruhm trug eine Episode des Weinguts nicht unwesentlich bei, die von Missgunst, Neid und fehlendem Respekt vor der Kunst des Weinmachens geprägt war. In einem Akt der Sabotage und des Vandalismus zerstörte ein ehemaliger Mitarbeiter im Jahre 2012 nahezu sechs komplette Jahrgänge des Weinguts Case Basse. Die Fässer der Jahrgänge 2007 bis 2012 des Brunello di Montalcino Case Basse fielen diesem Verbrechen zum Opfer. Der materielle Schaden ging in die Millionen. Der ideelle Wert der vernichteten Weine war unbemessen. Derjenige der verbliebenen Flaschen wuchs um so mehr. Der Täter wurde in Siena zu mehreren Jahren Haft verurteilt und ging als „Brunello-Killer“ in die Weingeschichte des Montalcino ein. Der Rest dieser Jahrgänge, der als 100 % Sangiovese IGT Toscana auf den Markt kam, ist unter Sammlern heiß begehrt.
Der Hausherr verstarb vor wenigen Jahren an einem Herzinfarkt in seinen Weingärten. Seine Weine werden ihn um Jahrzehnte überdauern. Heute führen seine Frau Grazielle, die Tochter Monica und ihr Ehemann Paolo sowie Monicas Bruder Mauro das Familienunternehmen mit der gleichen Sorgfalt und streng nach der Philosophie des Gründers weiter.
Von den Weinbergen in den Keller
Die hügeligen Weinberge von Case Basse befinden sich auf 320 Meter Höhenlage in perfekter Süd-West-Ausrichtung. Das Licht ist klar und ein leichter Wind sorgt in einem milden, sonnigen Mikroklima für optimale Wachstumsbedingungen für Sangiovese. Hinzu kommt ein Terroir aus dem Eozän: vulkanische Böden, die zwar wenig fruchtbar sind, jedoch mineralhaltig und wasserdurchlässig.
Die Lese erfolgt nach strengen Kriterien und ausschließlich per Handselektion. Eine weitere Auswahl (per Hand und mit Sichtkontrolle) erfolgt nach dem behutsamen Entrappen der Trauben im Keller. Kein Wunder, dass Case Basse lediglich 15.000 Flaschen im Jahr produziert. In einigen Jahrgängen (wie im Jahr 1989) verzichtete Gianfranco Soldera ganz auf die Produktion eines eigenen Weins.
Nach dem Entrappen gelangen die Beeren sofort in die Gärbottiche. Es kommen keine künstlichen Hefen zum Einsatz. Eine tägliche mikrobiologische Kontrolle des Gärprozesses erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Labor der Universität von Florenz. Weder vor noch nach dem Abstich in große Fässer aus slowenischer Eiche. Auf kleine Barriques wird bewusst verzichtet. Es findet keine Klärung oder Filtration statt. Teilweise bis zu vier Jahre bleiben die Weine in den Fässern, bevor sie (erneut ohne Filtration) in Flaschen gefüllt werden. Diese lagern noch einige weitere Jahre im Keller der Solderas tief unter der Erde.
Die Philosophie von Case Basse
Vier Eigenschaften muss ein Wein nach Soldera mitbringen: Er soll einmalig, selten, typisch und langlebig sein. Das Terroir jedes einzelnen Weinbergs soll der Wein widerspiegeln. Ein Cru der Hänge von Inistieti soll sich von einem Cru Case Basse unterscheiden, auch wenn die Weingärten nahe beieinander liegen. Die Seltenheit und Einmaligkeit eines großen Weins vergleicht Soldera mit einem Kunstwerk. Mehrere Milliarden Flaschen Wein werden weltweit jährlich produziert. Doch nur wenige Zehntausend gehören in den Olymp. Wer einen dieser Weine im Keller hat, wird über Jahrzehnte Freude an ihm haben. Und im besten Fall wird er von Jahr zu Jahr besser, bis er schlie0lich seinen Höhepunkt erreicht.
Und noch etwas ist dem Hause Case Basse wichtig: Ein großer Wein ist zurückhaltend, edel und nicht aufdringlich. Er passt zu jedem guten Essen, das die gleichen Prinzipien berücksichtigt. Wie in der japanischen Küche, in der jede Zutat für sich alleine herauszuschmecken sein soll.
Soldera Case Basse
Gründungsjahr: 1972
Jahresproduktion: ca. 15.000 Flaschen, in schwierigen Jahren nur 6.000 Flaschen
Rebfläche: 23 Hektar