Braida di Giacomo Bologna
Entsprechend den Barbera d’Asti Trauben, sind die daraus gemachten Weine dichter und fruchtiger zugleich, vergleicht man sie mit den Barbera d’Alba, die diese spezielle Tiefe nicht entwickelt, möglicherweise weil sie nicht die allerbesten Standorte bekommt. Anders als die bevorzugten Barberas in der Asti-Region. Es passt ganz gut zu dieser ungewöhnlichen Barbera-Traube, dass sie gewissermaßen von einem leidenschaftlichen Menschen zu einem Kultwein gekeltert wurde. Giacomo Bologna – einem leidenschaftlichen Weinflaschensammler, Motorradfahrer und Jazzliebhaber, aber vor allem einem genialen Winzer, der die wohlüberlegte und dennoch pioniermäßige Idee hatte, mit Barriques „neue Barberas“ zu kreieren.
Azienda Braida zwischen Monferrato und Langhe
Die Weingüter der Azienda Braida liegen in den Bezirken DOC Monferrato Astigiano und der DOC/DOCG Langhe (piemontesisch: Langa). Wie zu erwarten, gibt es zwischen den beiden Hauptanbaugebieten große Unterschiede, die sowohl die Bodenbeschaffenheit als auch das Mikroklima betreffen. Sand, Lehm, Mergel, Kalkgestein wechseln sich ab und ergeben je nach Standort vollständig andere Traubensorten.
Der wichtigste Weinberg der Braida liegt in dem Ursprungsgebiet des Weinanbaus in Piemont, der DOC Monferrato, in der Gemeinde Rocchetta Tanaro. Die Böden bestehen hier aus einem ausgewogenen Gemisch aus Sand und Ton und sind von mittlerer Konsistenz. Andere Weinparzellen zeichnen sich durch schlammreiche Böden (Bricco della Bigotta und Montebruna), kalksteinhaltigen Sand (Castelnuovo Calcea) oder lehmhaltigen Kalkstein (Costigliole d'Asti) aus. Die Weinberge liegen im Durchschnitt auf Höhen zwischen 160 und 230 m. ü. M., allein die beiden Langhe-Lagen sind auf 450 bis 500 m. ü. M gelegen. Die Langhe hat vor allem sandige, kalkhaltige Böden wie in der Mango d‘Alba oder der Trezzo Tinella. Dies sind lockere Mergelböden, höher gelegen und stärkeren Temperaturschwankungen ausgesetzt, ideal für frische Weißweine. Hier hat die Braida einen zweiten Standbein, die Tenuta Serra die Fiori, die ihre Weine unter gleichnamigen Etikett vermarktet. Dieses Weingut wird gemeinsam mit Renato und Valerio Giacosa (Brüder) betrieben.
Das Weingut Braida baut sowohl regionale als internationale, rote als auch weiße Varietäten an. Der Schwerpunkt liegt auf den roten Rebsorten, allen voran der Barbera. Angebaut werden darüber hinaus Moscato, Brachetto, Grignolino, Pinot Nero, Merlot und Cabernet Sauvignon. Unter den weißen Sorten sticht die autochthone Nascetta heraus, daneben aber auch Chardonnay und Riesling.
Der Weinkeller ist mehrfach renoviert und vor wenigen Jahren noch einmal auf den neusten Stand der Vinifizierungstechnik gebracht worden. Am Alterungsprozess nehmen sowohl Stahltanks als auch unterschiedlich große Holzfässer und natürlich französische Barriques teil, die schließlich auch den alten Barbera-Wein revolutionierten. Die Braida-Weinkellerei gilt als Pionier in der Entwicklung des modernen Barbera d’Asti.
Um die hohe Qualität ihrer exzellenten, mehrfach international ausgezeichneten Weine, allen voran ihrer Barbara, weiterhin zu halten, wird eine vorsichtige, auf den Standort und die darauf abgestimmte Rebenpflege, teilweise naturnah, vorgenommen. Genauso vorsichtig behandeln die heutigen Winzer Raffaella und Giuseppe Bologna die Trauben bei den Gärvorgängen und dem unterschiedlich langen Ausbau. Die beiden Winzer versuchen erfolgreich einen Spagat zwischen regional-typischen Weinen als auch modernen Kreationen. Typisch für die Region sind die Version des Barbera-Weins als Fizzante „La Monella“ und die reinsortigen Moscato- und Brachetto-Weine. Eine moderne Erfindung ist hingegen die Cuvée „Il Bacialé“, die aus verschiedenen internationalen Varietäten gemixt wird.
Der Anfang in den goldenen 1960er Jahren
Das Weingut Braida ist aufs engste mit dem Namen Giacomo Bologna verbunden. 1960 vererbte sein Vater Giuseppe ihm ein kleines Weingut in der Ortschaft Rocchetta Tanaro, die nach dem Spitznahmen seines Vaters, „Braida“, benannt wurde. Verdient hat sich Giuseppe Bologna diesen ‚Titel‘ durch seine Passion für eine Art Volley- oder Handballspiel, genauer: für eine piemontesische Variante, genannt Pallapugno oder Pallone elastico, bei der die Spieler sich ihre Fäuste mit Stoffstreifen umwickeln und damit einen Gummiball kicken. Sein exzessiver Einsatz auf dem Dorfplatz brachte ihm den Namen eines damals in Italien berühmten Spielers ein. Ganz zu Beginn der Geschichte stand auch eine typisch italienische Dorfbar, die Giacomo Bologna betrieb und die nicht nur unter den Ortsansässigen sehr beliebt war. Dort schenkte zuerst Giuseppe, später auch Giacomo auch den selbstgekelterten Wein aus – den „Bauernwein“, wie man den Barbera-Wein damals auch nannte. Dieser wurde so gut, dass er immer mehr Gäste anzog. Und Giuseppe beschloss, nicht nur den Preis anzuziehen, sondern auch den Wein in Flaschen abzufüllen. Das war für einen Barbera ein absolutes Novum.
Das war nicht zuletzt der Verdienst des Sohnes Giacomo, der sich zwar ebenfalls für das Ballspiel seines Vaters begeisterte (und seinen Spitznamen erbte), doch vor allem ein vom Wein Besessener wurde. Die Kneipe bekam daher der jüngere Bruder und Giacomo widmete sich dem Weingut Braida di Giacomo Bologna. Der größte Verdienst des neuen Winzers der Braida, war den Barbera-Wein aus seinem ‚Bauerndasein‘ hinaus- und in das internationale Licht der Weinschmecker hineinzuführen. Der schlechte Ruf der Barbera-Weine war eine Paradoxie: zum einen hat die Traube zu geringe Tannine, zum anderen sind die Barbera-Trauben vollmundig-fruchtig, mit ausgeprägten Aromen und liefern einen konstant hohen Ertrag, so dass die regionalen Bauern daraus ohne Anstrengung und schnell einen brauchbaren Wein erzeugen konnten. Was wollte man mehr? Tatschlich hatte Giacomo Bologna eine Vision und wollte mehr. Er entwickelte ein hervorragendes Gespür für das Potenzial dieses Weins und war verrückt genug, neue Methoden in die ansonsten traditionelle Weinherstellung einzubringen. Das „Verrückte“ dabei war der Einsatz von Barrique, der aus dem Bauernwein einen eleganten und zu den besten Weinen Italiens zählenden Barbera machte.
Giacomo konnte bereits 1961 seinen ersten Coup mit dem Barbera „La Monella“ landen. Acht Jahre später präsentierte er seinen Wein in der benachbarten Stadt Asti bei dem Nationalen Weinwettbewerb „Douja d'Or“, wo er die Goldmedaille gewann. Dies war Giacomos Fahrkarte zu den wichtigsten nationalen Weinmessen (Genua, Turin, Mailand), die er gebührenfrei aufsuchen durfte und so in Austausch mit anderen Winzern und Verkäufern treten konnte.
Doch die Ära des Barriqueverfeinerung kam erst in den 1980er Jahren – und mit ihr die internationale Anerkennung. Es war der legendäre kalifornische Önologe und Winzer, „Maestro“ André Tchelistcheff höchstpersönlich, der Italien besuchte und den „Bricco dell’Uccellone“ probierte, den ersten offiziellen Barbera aus dem Barrique, den Giacomo Bologna aus dem ungewöhnlich guten Jahrgang 1982 machte. Er fand seine uneingeschränkte Zustimmung und wurde somit quasi über Nacht berühmt.
Es folgten zwei weitere außergewöhnlich gute Barbera-Weine aus den Weinberge Rocchetta Tanaro: 1985 der „Bricco della Bigotta“ und „Ai Suma“, der aus eine späten Lesen am Ende von Oktober 1989 entstand. Zusammen mit dem „Bricco dell’Uccellone“ ergibt sich eine Barbera-Troika, die nur in guten Weinjahren gemacht wird und zu den Flaggschiffen des Unternehmens bis heute gehört.
Der Erfolg führte 1988 zu Expansion und zum Kauf des Weinguts Serra dei Fiori in Trezzo Tinella, das die Familie Bologna mit den Brüdern Renzo und Valerio Giacosa gemeinsam bewirtschaftet. Dieses Weingut steht unter dem Stern des Weißweins. Hier wurden unter der beratenden Mitarbeit von Prof. Roberto Macaluso, einem ausgewiesenen Spezialisten für Weinbau und Önologie mit dem Schwerpunkt auf autochthone Weinsorten, einheimische weiße Reben angebaut, allen voran die regionale Nascetta. Auf diese Weise entstand das neuste Weißweinprojekt aus der Hand des begnadeten Winzers Giacomo Bologna, der noch einmal etwas ganz besonderes, der Weiße „Ai Suma“, gelang. Nach seinem Tod im Jahr 1990 übernahmen seine Kinder, Raffaella und Giuseppe Bologna, zusammen mit seiner Ehefrau und Mutter Anna Martinengo Bologna die Leitung der Azienda Braida. Neue Ideen und Investitionen wurden in den folgenden Jahren getätigt, so dass das Unternehmen auf dem neusten technischen Stand gebracht werden konnte. „Il Bacialé“, der Wein der neuen Winzergeneration, war ein besonderes Projekt von Guiseppe Bologna. Hier wollte er etwas Neues wagen und komponierte Barbera mit Pinot Noir, Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Im Jahr 2001 erfolgte noch einmal eine wichtige Erweiterung des Weinguts durch den Ankauf von vielen kleinen Parzellen, die zu einer neuen Lage der Braida vereinigt wurden, der Montebruna, die mit Barbera bestockt wurde.
Das klassische piemontesische Portfolio mit überraschenden „Modernen“
Die Weinkellerei Braida ist auf Barbera-Weine spezialisiert, doch das Portfolio ist alles andere als einseitig. Es präsentiert neben den Barberas weitere Rote (insgesamt sieben) und vier Weißweine, sowie zwei „Aromatic“-Weine, die moussierend sind.
Das Flaggschiff der Braida ist fraglos der brillierende Barbera „Bricco dell’Uccellone“, benannt nach dem Weinberg „Uccellone“, der wiederum nach einer alten Signora heißt, die in der Nähe wohnte und immer schwarz, wie eine Krähe, gekleidet war, so dass man sie der „große Vogel“ (uccello, oder mundsprachlich uselun) rief. So will die Legende. Der „Bricco dell’Uccellone“ ist selbst eine Legende geworden, gilt er als der erste qualitätsvolle Barbera-Wein, der ‚Urwein‘ aller nachfolgenden Barberas, die wir als „modern“ bezeichnen. Bis heute zählt er zu den italienischen Wein-Ikonen. Ihm folgt auf dem Fuß der kultge Barbera d’Asti „Ai Suma“, sowie der „Bricco della Bigotta“ und der „Montebruna“, beide sind die Klassiker unter den Barbera-Weinen. GAMBERO ROSSO bewertet sie alle je nach Jahrgang abwechselnd mit 3 Gläsern und James Suckling und Robert Parker vergeben 91 bis 93+ Punkten. Den Weinkritikern gefällt an den Braida-Barberas unter anderem ihre Vielschichtigkeit und Komplexität sowohl bei den Aromen als auch bei der geschmacklichen Entwicklung am Gaumen. Hierbei werden „vollendeter Ausdruck“ und „moderne Interpretation“ hervorgehoben (GAMBERO ROSSO).
Piemontesisches Urgesteine aus der Provinz Asti sind die moussierenden Weine. Hits unter den perlenden Dessertweinen, die bei Braida in der Serie „Amromatic“ geführt werden, sind der weiße reinsortige Moscato d’Asti „Vigna Senza Nome“ und der rote „Brachetto d’Acqui“. Beachtung verdient auch der als Fizzante ausgebaute Barbera dell’Monferrato „La Monella“. Eine spannende Besonderheit und die modernste Kreation aus der Hand des Önologen und Weingutsbesitzers Giuseppe Bologna ist die Cuvée „Il Bacialé“, die 60% Barbera, 20% Pinot Nero, 10% Cabernet Sauvignon und 10% Merlot überaus harmonisch miteinander vereinigt.
Braida di Giacomo Bologna
Gründungsjahr: 1961
Eigentümer: Raffaella und Giuseppe Bologna (Geschwister)
Önologe/Kellermeister: Giuseppe Bologna
Jahresproduktion: ca. 650.000 Flaschen
Rebfläche: 60 Hektar in konventionellem, teils naturnahen Anbau
Notabene: Wer sich in Rocchetta Tanaro auf die Spurensuche der berühmten Barbera-Weine und der Anfänge des Weinguts Braida begeben möchte, der sollte die alte Osteria „Bar delle amici“ aufsuchen (wenn es sie immer noch in der Via Roma gibt) und sich dort nostalgisch ein Gläschen Wein oder Espresso genehmigen. Hier war es, wo der Handballbegeisterte Vater und Sohn auf die Barbera-Idee kamen. Der berühmte „Bricco dell’Uccellone“ entstand dann doch um einiges später. Die Azienda Braida produziert neben ihren Weinen auch einen Grappa und steht interessierten Besuchern zur Besichtigung offen. Dafür ist eine Voranmeldung notwendig, dabei haben Sie die Wahl zwischen einer Tasting & Tour „Classic“ und „Reserva“ (Informationen hier).