Siro Pacenti
Pacenti ist kein Traditionalist, er benutzt gerne die kleinen, bei einigen Brunello-Herstellern umstrittenen, französischen Fässer für den Ausbau seiner Super-Brunellos. Nun, angesichts der Qualität und der modernen Ausbaumethoden verwundert es nicht, dass Robert Parker‘s Wine Advocate und die amerikanischen Weinexperten diese Brunelli favorisieren. James Suckling ist von ihnen schier begeistert und gibt nicht nur regelmäßig 95+ Punkte allen Pacenti-Weinen, sondern auch schon die superraren 100 von 100, beispielsweise für den Siro Pacenti „Vecchie Vigne“ Brunello di Montalcino DOCG von 2015. O-Ton Suckling: „This is very intense on the nose with blue fruit, cool stones, brambleberries and blackberries. Wet earth, too. Full-bodied and extremely dense and powerful with a super centre palate of fruit and ripe yet compact tannins. Lightly chewy and expressive. Superb transparency and integration. Goes on for minutes.” Dem nicht genug, für Suckling ist das der beste Brunello, den er in seiner gesamten Zeit als Weinexperte jemals getrunken hat! Dass Weine der Tenuta Siro Pacenti zu James Sucklings „Top 100 Italian Wines“ gezählt werden, verwundert dann auch nicht mehr.
Weinberge in den besten Montalcino-Lagen sind nicht alles
Die Tenuta Siro Pacenti liegt auf einer Höhe von circa 350 m. ü. M., dem Montalcino-Berg zu Füßen. Insgesamt bewirtschaftet sie an die 60 Hektar Land in dieser Gegend: 22 Hektar sind Weinland, der Rest ist Getreideanbau und uralte Olivenhaine. Die beiden hauseigenen Weinberge Pelagrilli im Norden und Piancornello im Süden von Montalcino sind ausschließlich mit der Sangiovese-Varietät bestockt. Pelagrillis Boden zeichnet sich durch ein Gemisch aus Lehm und Sand, ist gut wasserdurchlässig, satt und semi-mineralisch. Die stetigen Winde mindern die Hitze des Sommers und sorgen für eine trockene Luft mit kontinentalem Mikroklima, das für kühlere Nächte im Sommer und gesund-kühle, trockene Winter sorgt.
In Piancornello ist der Boden mit Steinbrocken und Kieselsteinen durchsetzt und ruht auf einem Felsuntergrund, was ihm wesentlich mehr Mineralität verleiht. Auch das Mikroklima ist hier anders, heißt um einiges wärmer, was den Trauben mehr Süße, Kraft und samtigere Tannine verleiht.
Die beiden Weinberge der Tenuta Siro Pacenti werden nachhaltig bewirtschaftet und mit Gras begrünt. Der Winzer ist ein bekannter Perfektionist. Weder bei der Lese, der Vinifizierung noch bei der Verkorkung spielt Zufall eine Rolle, denn Giancarlo Pacenti nutzt nur das Beste und speziell entwickelte Technologien, um die Typizität seiner Trauben und des Terroirs im Wein zu erhalten. Natürlich geht es auch darum, die die Qualität zu optimiert, gegebenenfalls zu steigern und schlussendlich auch in der Flasche möglichst lange zu garantieren, wie beispielsweise die speziellen Korkverschlüsse leisten sollen.
Siro Pacenti strebt eine größtmögliche Selektion und Reduktion der Lese an, welche selbstverständlich händisch vorgenommen wird. Weintraube für Weintraube, sagt der Winzer, wird nur das beste Rohmaterial des Weins ausgewählt. Dass die einzelnen Weinlagen für sich vinifiziert werden, ist bei einer solchen strikten Philosophie gleichfalls selbstverständlich.
Zum Vinifizieren steht der Tenuta ein neugebauter und technologisch auf der Höhe der Zeit ausgestatteter Weinkeller, der zum Teil in die Tiefe gebaut ist und damit den hier alternden Weinen eine natürliche Temperaturkonstante bietet. Die Gärungsprozesse werden in vollautomatisch temperaturkontrollierten Edelstahltanks vorgenommen. Anschließend altern die Weine in 225 Liter kleinen Holzfässern aus französischer Eiche. Während der ersten Monate werden die Weine mehrmals verkostet und im darauffolgenden Februar nach der Ernte zu Cuvées verschiedener Weinparzellen komponiert, wonach sie wieder einige Monate bis Jahre altern dürfen. Nur der unter dem Namen „PS“ bekannte Brunello des Hauses darf so bleiben wie er ist, er wird von Anfang an separat ausgebaut und abgefüllt.
Die Geschichte der Pacenti
Die Familie Pacenti hat das heutige Anwesen im Jahr 1970 gekauft. Begonnen hat alles mit Siro Pacenti und fünf Hektar Land in Canalicchio, einer Gegend nördlich von Montalcino, die zum Weinberg bestimmt wurden. Der ambitionierte Siro begann den Pelagrilli genannten Weinberg umzustrukturieren und neu zu bepflanzen. Im Jahr 1988 übernahm das Weingut sein Sohn Giancarlo Pacenti, der in Bordeaux seine vom Vater gelernten Weinkenntnisse erweitern konnte. 1988 war aber auch das Jahr, in dem Giancarlo die Früchte der Arbeit seines Vaters erstmalig einfahren konnte, indem er die von Siro Pacenti gemachten Weine „Rosso di Montalcino“ und „Brunello di Montalcino“ in Flaschen abfüllte und damit zum ersten Mal einer Käuferschicht präsentierte. Mit großem Erfolg. Die Nachfrage bestätigte die Winzerfamilie Pacenti darin, sich zu vergrößern. Der nächste Schritt war daher, das Land, das bereits von Giancarlos Großvater mütterlicherseits in den 1960er Jahren mit Reben bestockt wurde, in das eigene Anwesen zu integrieren. Damit kamen 1990 weitere fünf Hektar Land zu dem Weinanwesen Siro Pacenti hinzu. Es handelt sich dabei um den Piancornello-Weinberg, der im Süden von Montalcino liegt. Ihm ist ein weiterer Qualitätssprung und die besondere Charakteristik der heutigen Weine der Tenuta zu verdanken. Hier finden sich auch die ältesten Klone der Sangiovese-Varietät, die auf neuen Reben reproduziert werden. In den 1990ern kam es auch zu einer interessanten Zusammenarbeit mit der Universität von Bordeaux und Yves Glories, der zusammen mit der Winzerfamilie ein erstes Experiment zur phenolischen Reifung von Sangiovese-Trauben durchführte. Der nächste große Schritt in den Annalen der Tenuta war der Neubau des Weinkellers, der zwischen 2001 und 2004 gebaut und technologisch neu aufgestockt wurde.
Unter Giancarlo Pacentis Führung entwickelte sich das Weingut zu den führendsten der Region. Seine Verdienste sind gleicherweise der biodynamische Ausbau sowie die Modernisierung der Brunello-Vinifizierung. Doch anders als man vielleicht mit dem Begriff der „Moderne“ auf schnelle, gefälligere Weine tippt, strebt der Winzer das Gegenteil davon an. Modern ist für Giancarlo ein Wein, wenn er linear dem entspricht, was das Terroir ihm an Charakter verleiht.
Das Portfolio der Pacentis
Das Portfolio der Siro Pacenti spricht Bände: Äußerst kleiner Ertrag führt zu klarer Präferenzen von höchster Qualität in begrenzten Abfüllungen, zu denen „Rosso di Montalcino“, „Pelagrilli“ Brunello di Montalcino DOCG, „Vecchie Vigne“ Brunello di Montalcino DOCG und „PS“ Brunello di Montalcino DOCG Riserva gehören. Wenn man so will, ist der Rosso di Montalcino der Einstiegswein des Hauses Pacenti. Sein Niveau entspricht im Wesentlich dem von vielen Brunelli anderer Winzer. So steigt man bereits mit diesen aromatischen „Rosso“ eigentlich schon „in die Vollen“ der Brunello-Welten ein. Er wird aus Trauben von 15 bis 25 Jahre alten Reben gemacht, die Vinifizierung erfolgt in Edelstahltanks unter automatischer Temperaturkontrolle und anschließender Barriquelagerung in französischer Eiche für 12 Monate, der eine Nachreifung in der Flasche folgt.
Der „Pelagrilli“ ist der erste der Brunello-Reihe und wird aus den Trauben von über 25 Jahre alten Reben des Pelagrilli-Weinbergs gemacht. Die Sortierung des Leseguts erfolgt zusätzlich noch einmal im Weinkeller auf speziellen Tischen und zwar sowohl vor als auch nach dem Entrappen. Dieser Wein altert mindestens 24 Monate in französischer Eiche. Der Unterschied zu dem „Vecchie Vigne“ Brunello di Montalcino liegt einzig darin, dass dieser aus Trauben von über 35-jährigen Weinreben gemacht wird. Liegt die Qualität dieses Weinerzeugnisses schon ziemlich hoch, so wird sie noch einmal von dem nur in den besten Weinjahren gemachten „PS“ Brunello di Montalcino Riserva getoppt. Zu Vinifizierung kommen hier die ältesten Weinreben, die von dem Namensgeber und Gründer der Tenuta gepflanzt wurden. Das war in den 1970er Jahren. Dieser Wein wird nicht gefiltert und braucht daher eine lange Lagerungszeit, um seine volle Kraft im Alter zu entfalten. Der heutige Winzer beschreibt ihn, typischerweise auf leisen Sohlen, folgendermaßen: „PS ist gut strukturiert, elegant und kraftvoll und besitzt den einzigartigen Charakter des Landes, in dem es geboren wurde.“
Siro Pacenti
Gründungsjahr: 1970
Eigentümer: Giancarlo Pacenti
Önologe: Giancarlo Pacenti
Jahresproduktion: max. 50.000 Flaschen
Rebfläche: 22 ha in nachhaltigem Anbau
Notabene: Die Tenuta Siro Pacenti kann nur nach vorheriger Anmeldung im besonderen Online-Formular besichtig werden (hier). Der interessierte Weingutsgast kann sich zwischen zwei verschiedenen Schwerpunkten bei der Tour entscheiden. Degustationen sind inbegriffen.