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Silvio Nardi

Silvio Nardi – Zurück zu den Wurzeln des Brunellos

Silvio Nardi – unter diesem Namen stehen mittlerweile drei Tenute in der Toskana. Begonnen hat es mit der Tenuta di Casale del Bosco in der berühmten Appellation Montalcino. Der Gründer Silvio Nardi rühmt sich zu Recht, einer der ersten gewesen zu sein, die das Potenzial der Region und des hiesigen Weins entdeckten. Nicht zu vergessen von dem langen Atem, den er aufbringen konnte, um gegen den typischen Starrsinn der ansässigen Weinbauern in den 1950er und 1960er Jahren anzugehen. Ihm war es vergönnt,Brunellos zu kreieren, die heute als „klassisch-modern“ bezeichnet werden. 

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Der Hauptsitz der heute von Emilia Nardi – der Tochter des Gründers –geleiteten Tenute ist die Villa Casale del Bosco, die an den alten Weinberg Poggio Doria angrenzt. Wer die Villa aufsucht, wird in eine alte etruskisch-römische Landschaft eintauchen, die damals wie heute von Weinbergen, sanften Hügeln, unberührten Waldabschnitten und verstreutem Ackerland gekennzeichnet ist. Uralte rustikale Landhäuser, Kapellen, noble Villen und ehrwürdige Klöster bezeugen eindrücklich die Verbindung zwischen Kultur und Natur und machen den heutigen Aufenthalt in den Weinbergen der Nardis so abwechslungsreich. Das benachbarte Dorf Buonconvento,das Sie von dem Poggio Doria aus erblicken können, wartet mit einem alten Kloster auf, das zusammen mit der uralten Casale del Bosco die beste Kulisse abgibt für ein – oder mehr – Gläschen von einem der hervorragenden Barollo-Weine der Tenute Silvio Nardi. 

Tenute Silvio Nardi: drei Weingüter – eine Qualität

Der Plural im Namen „Tenute Silvio Nardi“ weist schon darauf hin: mittlerweile besteht das Nardi-Universum aus drei Weingütern. Den Anfang machte die bis heutige als Hauptniederlassung fungierende „Casale del Bosco“ im Westen der Appellation Mantalcino. Hier, wo die Sonne untergeht und mit milden Strahlen die Trauben nachreifen lässt, entstehen die komplexen und eleganten Weine der Tenute Nardi. Das zweite, in 25 Kilometer Entfernung liegende zweite Weingut ist die Tenuta di Manachiara, eine Tenuta mit nach Osten ausgerichteten, der Morgensonne ausgesetzten Weinbergen, wo kräftige Weine entstehen. Insgesamt handelt es sich bei den beiden Tenute um acht Parzellen von sehr unterschiedlichen Böden. Während die fünf Parzellen der Tenuta di Casale del Bosco – Calale, Cerralti, Sassi, Oria und Grancia – mehr oder minder aus Mergel mit Skelettablagerungen und Sand-, Ton- und Jaspisadern (Quarz) bestehen, hat die östliche Tenuta di Manachiaradrei Parzellen – Colombaiolo, Manachiara und Pinzale –, die sich durch felsenfreie Böden aus Lehm, Sand und Silt auszeichnen. Das Weingut Manachiara ist eine wichtige Tenuta, denn hier entstehen die Brunello-Cru der Nardis. Das dritte Weingut im Bunde der Tenute Silvio Nardi ist die Tenuta di Bibbiano in der Gemeinde Buonconvento. 

Aus der Trias ergeben sich insgesamt 36 Parzellen auf 80 Hektar Gesamtfläche. Die hier angebauten autochthonen, vor allem Sangiovese und Colorino, sowie internationalen Rebsorten wie Merlot, Syrah, Petit Verdot wachsen auf durchschnittlich 140 bis 480 Metern Höhe in Ost- und Westausrichtung. Zur Anwendung kommt die Kordon-Zapfen-Erziehung. Die Gewächse sind jung, denn die Weingüter wurden ab 1997 stetig verjüngt. 

Die Nardis – allen voran Emilia Nardi, die heutige Weingutsleiterin und jüngste Tochter des Gründers – haben in den späten 1990er Jahren eine mutige Entscheidung getroffen und nicht nur den Vertrieb, sondern vor allem die Produktion erneuert. Die Verjüngung der Weinberge war ein solcher riskanter Schritt, der aber der Qualität der Weine nicht geschadet hat. Dazu gehörte die Neubepflanzung mit einem neuen Klon, dem „Sangiovese Nardi“. Seine Zertifizierung als einen bedeutenden Brunello-Klon muss noch durch das Landwirtschaftsministerium in der Hauptstadt beglaubigt werden. Eingeleitete Neuerungen betrafen auch den Ausbau des Weinkellers und seine technologische Modernisierung. Die Tenute arbeiten konventionell im Anbau, es wird allerdings vorwiegend mit organischem Dünger gedüngt.

Die Weinphilosophie der Tenute fasst Emilia Nardi in einem Interview als eine aus zwei Säulen bestehende Praxis zusammen, wobei „ein guter Wein nur aus einem starken Terroir stammen kann und dass letztendlich die Natur die wahre Mutter eines großen Weins ist. Die Verantwortung des Produzenten liegt darin durch önologisches Knowhow dieses Potenzial zu nutzen.“

Das Weingut Nardi hat einen eigenen Brunello-Stil, der als „Klassische Moderne“ bezeichnet wird. Modern daran ist der verkürzte Ausbau im Fass, der normalerweise bei den Brunello-Trauben sehr lange dauert, was ungeduldige Weinconnaisseur aber auch Winzer beklagen. Die Nardi-Winzer haben den Ausbau verkürzt und mit unterschiedlich großen Holzfässern kombiniert. Laut Emilia Nardi stellt es eine optimale Lösung für ihre Brunellos dar. Da die Sangiovese-Rebe unter den Winzern den Ruf einer Diva hat, wird auf den Nardi-Tenute sehr auf die richtige Pflege dieses anspruchsvollen Gewächses gelegt. Dazu gehören regelmäßige Schulungen des gesamten Teams, die der Agronom Dr. Fabrizio Lazzeri zusammen mit dem Experten für diese Traubensorte, Dr. Andrea Paoletti, geleitet werden. Bereits auf den Feldern wird viel Aufwand betrieben, um die Trauben ime rwünschten Reifezustand zu ernten. Die Mitarbeiter der Tenute nutzen dafür eine spezielle von Prof. Yves Glories eingeführte phenolische Methode, nach der der Reifezustand der Trauben noch an der Rebe festgestellt werden kann. 

Geschichte des Erfolgs noch vor dem Brunello-Boom

Als Silvio Nardi 1950 aus Umbrien in die Toskana zog und das Weingut Casale del Bosco gründete, war er für die Montalciner ein Fremder und einer der ersten, die auf die Idee kamen, sich in hier niederzulassen, um Weine zu keltern. Silvio entschied sich zu diesem Schritt aus seiner Leidenschaft zum Weinanbau heraus. Ein gutes Gespür brachte ihn dazu, in der damals noch vollkommen unbekannten Gegend um den mittelalterlichen Weiler Montalcino Weinberge aufzukaufen. Silvio hatte das Glück, finanziell ausreichend abgesichert zu sein, um entsprechend langen Atem beim Umsatz von neuen Ideen in einem traditionsbehafteten Landstrich zu haben. Hinter ihm stand das familieneigene Unternehmen, das „Ditta Nardi“ in Umbrien, das seit 1895 bis heute äußerst erfolgreich landwirtschaftliche Maschinen baut und damit zum großen Wohlstand gekommen ist.

Lange bevor das Consortium del Vino Brunello di Montalcino 1967 gegründet wurde, im Übrigen mitunter von Silvio Nardi selbst, produzierte die Tenuta di Casale del Bosco im Jahr 1958 die erste Flasche Brunello. 1962 folgte dann der Kauf der Tenuta di Manachiara und schließlich 1972 die bisher letzte Erweiterung um die Tenuta di Bibbiano im Chianti Classico-Gebiets der Gemeinde Buonconvento. Dieser Ort hat ein architektonisches Kleinod, nämlich eine Burg aus dem 10. Jahrhundert, die nun im Besitz der Nardis ist.

1985 wurde der Stab an die nächste Generation gereicht und Silvios jüngste Tochter, Emilia Nardi, übernahm die Leitung der Tenute. Ihr zur Seite stehen ihr Bruder Emanuele Nardi, der der Önologe des Weinguts ist, Mario Pisanu, der Kellermeister, und Fabrizui Lazzeri als Agronom. Der Stammsitz der Winzerfamilie ist die Villa Casale del Bosco, die im heutigen Zustand dem 17. Jahrhundert stammt. Wie archäologische Untersuchung zeigen, liegen die Ursprünge dieser Arbeits- und Wohnstätte jedoch bereits in der etruskischen Zeit. 

Das Portfolio der Tenute Silvio Nardi

Sage und schreibe drei herausragende Brunellos bietet die Tenute Silvio Nardi in ihrem durchaus wandelbaren Portfolio zurzeit an: den Brunello di Montalcino Vigneto „Poggio Doria“ DOCG, Brunellodi Montalcino DOCG und den Brunello di Montalcino Vigneto „Manachiara“ DOCG. Gefolgt von Rossodi Montalcino DOC, Chianti Colli Senesi DOCG sowie dem roten Cuvée 43° Rosso Toscana IGT und dem Vin Santo DOC. Der alte, möglicherweise schon von den Etruskern bearbeitete Weinberg Poggio Doria nahe der Villa Casale del Bosco hat Mergelböden von besonderer Beschaffenheit, die tiefe, konzentrierte und komplexe Weine hervorbringt wie da wären: Rosso di Montalcino, Chianti Colli Senesi, Vin Santo und IGT Toscana. Erst 2005 entschied Emilia Nardi hier auch den Cru-Brunello „Poggio Doria“ zu machen – zweifelsohne eine „elegante, aristokratische Interpretation von Sangiovese“, so Emilia. Er wird dem bis dahin als Flaggschiff des Unternehmens hochgehaltenenBrunello von der Tenuta di Manachiara – was übrigens „heller Morgen“ heißt –an die Seite gestellt. Auf diese Weise ergibt sich für Brunello-Weinliebhaber die faszinierende Möglichkeit, die unterschiedlichen Ausrichtungen, je nach Terroir und Klon,der Brunello-Weine„aus einer Hand“ zu erleben. Im Gegensatz zum kräftigen und reiferen Manachiara besticht der Poggio Doria durch Finesse, Ausgewogenheit und Eleganz. Emilia Nardi erklärt den„Poggio Doria“ Brunello für ihren Lieblingswein. Der meistverkaufte Wein der Tenute Silvio Nardi ist aber der klassische „Brunello di Montalcino“, der eine Assemblage ist zwischen der Stilrichtung eines Poggio Doria und eines Manachiara. Den Roten „Rosso di Montalcino“ DOCG behandelt die Leiterin der Tenute Silvio Nardi als den„kleinen Bruder des Brunellos“ und hebt seine Stärken, „die klare, fast jugendliche Frucht des Sangiovese“, hervor. 

 

Tenute Silvio Nardi

Gründungsjahr:1950
Eigentümer: Familie Nardi
Önologen: Mauro Monicchi und Mario Pisanu, beratend Eric Boissenot
Jahresproduktion: Bis zu 600.000 Flaschen
Rebfläche: 80 Hektar im konventionellen Anbau 

Notabene: Neben Weinen produzieren die Tenute einen Extra-Vergine-Olivenöl und einen Grappa. Auf den Tenute Silvio Nardi werden ausschließlich gebuchte Touren (eMail oder online) durch die Keller und die Weinberge, sowie eine Degustation von Brunello di Montalcino und Rosso di Montalcino inklusive angeboten.