Banfi
Banfi-Weinimperium und die Erfolgsweine
Die Brüder John Jr. und Harry F. Mariani hatten eine Vision: In Italien ein Weingut so aufzubauen, dass es zukunftsweisende Weine aus besten Lagen und nach neusten önologischen Erkenntnissen und technischen Möglichkeiten produziert. Um Spitzenweine zu erzeugen, hat das Duo sich von Anfang an konsequenterweise für Spitzenönologen und Spitzenagronomen entschieden und eine schlossartige Burg aus dem 14. Jahrhundert – das Castello di Poggio alle Mura – mit 2.830 Hektaren Landeigentum gekauft. Der Önologe und Berater der ersten Stunde war Ezio Rivella. Der mittlerweile in Ruhestand gegangene Rivella gehörte zu Italiens führenden Önologen und verstand es auf Anhieb herausragende Weinanbaugebiete zu erkennen und entsprechende Weine zu kreieren.
Das besondere Mikroklima der Region um das Castello Banfi und seine Bodenqualitäten lassen auf den über 800 Hektaren Weinland neben der autochthonen Sorte Sangiovese auch Cabernet Sauvignon, Syrah und einige weiße Sorten hervorragend gedeihen. Neuerdings wird mit Erfolg die Brunello-Traube vinifiziert. Dafür zeichnet Cristina Mariani-May, die aktuelle Chefin des Weinguts und Tochter von John Mariani Jr., mitverantwortlich. In Geschäftsfragen steht ihr Cousin James Mariani zu Seite. Hervorragende Arbeit an den Trauben und Reben verrichten der Schweizer Önologe Rudy Buratty und der Agronom Maurizio Marmugi. Die Besonderheit des riesigen Weinguts liegt in der umsichtigen Verwaltung der Weinberge, die einzeln begutachtet, betreut und gesondert vinifiziert werden. So obliegt beispielsweise der 100 Hektar große Weinberg DOCG Montalcino der Verantwortlichkeit von Enrico Viglierchio.
Hightech beherrscht die Vinifizierung im Keller, so dass die gesamte Weinbereitung automatisiert und softwaregesteuert ist. Dabei werden die Stahltanks und Holzfässer für die Weinlagerung von einem gesonderten Technikerteam betreut. Unter diesen Bedingungen entstehen hochdotierte Brunello di Montalcino aber auch prämierte Chianti Classico Weine.
Banfi steht für Nachhaltigkeit
Das Weingut Castello Banfi möchte explizit für Nachhaltigkeit einstehen. Zwar werden hier Weine in konventioneller Art angebaut, dennoch vertritt das Gut ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept, demnach laut Selbstaussage „die natürlichen Ressourcen vernünftig genutzt und alles sorgfältig behandelt wird“. „Jede Tätigkeit muss sozial gerecht, sicher für die Umwelt und zugleich wirtschaftlich rentabel sein.“
In diesem Sinne entstand sowohl die Leichtflasche (Ersparnis der Ressourcen), das "organische Bett" (biologisch verträglicher Abbau von Restbeständen aus der Maschinensäuberung) als auch die Mikrobewässerung, ethische Landbearbeitung (Pestizide mit nat. Wirkstoffen) und Artenschutz (Walderhalt, Macchia, Wassertränken für Wildtiere u.v.m.).
Für diese Arbeit an der Natur zum Wohle der Menschen hat Banfi einige Zertifizierungen erhalten. Als erstes Weingut führt es die Zertifizierung nach ISO 14001 und SA 8000 für „ethische, soziale und umweltbezogene Verantwortung“.
Die Wurzel des Weinguts Banfi
Die Weinkellerei Castello Banfi wurde 1978 von den italo-amerikanischen Brüdern John Jr. und Harry Francis Mariani gegründet. Doch die Wurzeln des Banfi-Unternehmens gehen zurück auf ein Weingeschäft, das 1919 in der Spring Street in Lower Manhatten von John F. Mariani Sr. – dem Vater von John Jr. und Harry – und seiner drei Brüdern gegründet und nach ihrer Tante Teodolinda Banfi, einer Amateurwinzerin, benannt wurde.
Die Erfolgsgeschichte der Brüder John Jr. und Harry Mariani, die das Geschäft des Vaters 1964 übernahmen, beginnt 1967. In diesem Jahr beschlossen sie 100 Kisten Ruinite Lambrusco aus der Emilia-Romagna zu importieren. Unter dem Slogan „Riunite on ice, that’s nice“ brachten sie als erste den Lambrusco den US-Amerikanern nahe und machten damit Furore. Bis 1973 war ihr Lambrusco der größte Coup eines Importguts in den USA.
Wo war das Geld aus dem florierenden Importgeschäft besser aufgehoben als in der Gründung eines eigenen Weinguts? Und so entstand die Idee, eine zukunftsweisende, moderne Weinkellerei in Italien aufzubauen. Anfangs kauften die Brüder das Castello di Poggio alle Mura in Montalcino, einem Ort zwischen Siena und Monte Amiata in der Toskana, mit knapp 3.000 Hektaren Land und dem alten Kastell inklusive. Auf diesem riesigen Landgut wurden nicht nur Weinreben (ca. ein Drittel der Fläche), sondern auch Oliven- und Pflaumenbäume, Weizen und Trüffel angebaut. Große Areale sind bewaldet und ursprünglich belassen.
Wenige Jahre später investierten die Brüder weiter in Weinberge, indem sie einen auf Schaumwein spezialisierten, historischen Weinkeller in Bruzzone, Piemont, aufkauften. Heute ist die Sektkellerei als Banfi Piemonte bekannt. Schließlich erwarben die geschäftstüchtigen Brüder ein 127 Hektaren großes Anwesen des Brooklyner Gastronoms F.W. Lundy in Old Brookville auf Long Island und machten daraus ein wine estate. Neue Errungenschaften des Unternehmens Banfi sind Weinkeller im Bolgheri DOC Weinanbaugebiet in der Maremma und ein Weingut im Chianti Classico.
Nach dem Tod von Harry F. Mariani im Jahr 2016 und dem Rückzug John Jr. aus dem aktiven Geschäftsleben wird die Firma Banfi von Harrys Sohn James und Johns Tochter Cristina Mariani-May geführt.
A tavola non s’invecchia: die Banfi-Weine machen nicht alt
A tavola non s’invecchia – frei übersetzt heißt es: „Beim (Tafel-) Wein wird man nicht alt“. Ob die 15 Spitzenweine des Bafi Weinguts „alt“ machen, das müssen Sie selbst austesten. Dabei bietet das überwältigend große Weingut Castello Banfi für jeden Geldbeutet den passenden und immer hochqualitativen Wein an. GAMBERO ROSSO urteilt zurecht: „Zum Sieger aller Preisklassen sollte man eigentlich Castello Banfi ausrufen […], beste Machart garantiert.“
Sie haben die Wahl zwischen reinsortigen Weinen, Lagenweinen und hervorragenden Cuvées aus den Trauben Sangiovese, Cabernet Sauvignon, Merlot, Moscadello, Syrah, Chardonnay, Pinot Grigio und Sauvignon Blanc. Unglaublich aber wahr, das Castello Banfi produziert klasse Weine in Preislagen von circa 6,- bis 150,- Euro. Ein hochpreisiger Tropfen ist beispielsweise der Brunello di Montalcino “Poggio all’Oro” Riserva DOCG von 2010, der James Suckling 97 und Robert Parker 95 Punkte wert ist. Hier haben Sie einen starken Riserva mit vollem Körper und am Gaumen Noten von Trockenfrüchten und einer Nuance von Pilzen und Walnüssen. Es folgt ein starker und lang anhaltender Abgang – alles in allem ein „glorious wine”, so James Suckling.
Unübertroffen im Preis-Leistungsverhältnis ist hingegen der Cuvée Centine Rosso Toscana IGT 2015, den kaum jemand auf einen Wein weit unter 10,- Euro schätzen würde. Bibenda gibt ihm Drei Weintrauben und James Suckling 90 Punkte: Muskat und Zimt zusammen mit anderen Gewürzaromen und beerigen Noten sowie etwas Holz in der Nase. Ein tendenziell leichter junger Roter, fruchtbetont und mit einer ausgewogenen Länge.
Castello Banfi
Eigentümer: Familie Mariani (USA)
Gründungsjahr: 1978
Önologe: Rudy Buratty und Agronom Maurizio Marmugi
Jahresproduktion: ca. 10.500.000 Flaschen
Rebfläche: ca. 855 Hektar im konventionellen Anbau
Noatabene: Banfi bietet Besichtigungen des Castello Banfi il Borgo und eine geführte Tour durch die Weinberge und den Weinkeller mit anschließender Verkostung und einem Degustationsmenü mit mehreren Gängen und Weinen. Besichtigung findet auf Englisch statt. Sie benötigen hierfür ein eigenes Auto. Auf dem Gelände des Castello finden Sie desweiteren eine Enoteca, zwei Restaurants – Sala die Grappoli und La Taverna – sowie ein Boutique Hotel il Borgo. Die Tour durch das umwerfende Angebot des Hauses Banfi ist auf der Homepage des Weinguts abrufbar.
Nicht nur für Kunsthistoriker interessant: Das Castello beherbergt auch ein sehenswertes Flaschen- und Glasmuseum, das Giovanni F. Mariani gewidmet ist. Zu den hochkarätigen Exponaten gehören Glaserzeugnisse aus dem 1. bis 5. Jahrhundert n. Chr., venezianische Glaskunst sowie eine Karaffe von Pablo Picasso.