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Cantine Pellegrino

Cantine Carlo Pellegrino – Nicht nur Marsala! Zwischen Vielfalt und Tradition aus dem Westen Siziliens 

Cantine Carlo Pellegrino 1880 ist ein Schwergewicht unter den Weinherstellern in Sizilien. Mit seinen 7 Millionen Flaschen jährlicher Weinproduktion könnte man meinen, dass hier viel „Massenware“ zu finden ist. Falsch. Das Label Cantine Carlo Pellegrino 1880 produziert ausschließlich hochdotierte Qualitätsweine mit einem gewissen Schwerpunkt auf traditionelle Dessertweine wie den Passito und natürlich den berühmten Marsala, der seit einigen Jahren seine Wiedergeburt feiert. 

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Mit „süßen Weinen“, die die Großeltern süffelten, haben diese edlen Tropfen wahrlich wenig zu tun. Experimentierfreudige Weinkenner trinken sie zu kräftigen Pastagerichten oder zum Käse und schwören auf diese Kombinationen. Die ursprüngliche Familie Pellegrino und ihre heutigen familiären Verzweigungen gehören zu den drei ältesten Familien Siziliens, die seit jeher die Zügel ihrer Weindynastien in der Hand halten. Seit der Gründung bis heute zählte die Pellegrino-Familie zu den wichtigsten Weinproduzenten auf der großen Ätna-Insel. Qualität und Ursprünglichkeit, mit einer Portion Mut zum Neuen, hat sie sich auch in den schwierigen Jahren der Massenproduktion erhalten, als so viele herrliche Weine Italiens in Grund und Boden verunglimpft wurden. Man kann tatsächlich sagen, dass die Cantine Carlo Pellegrino eine wichtige Vorbildfunktion ausübt und gerade den Marsalawein von der vollständigen ‚Vernichtung‘ durch billige Weinproduktion rettete. Obwohl auf Marsala- und Passito-Weine spezialisiert, hat die Cantine spätestens seit den 1980er Jahren ihr zweites Standbein in der Herstellung von erstklassigen trockenen Terroirweinen auf- und ausgebaut. Ein Spagat zwischen Tradition und Moderne, zwischen Erhaltung des ursprünglichen „echten“ Geschmacks und den Anforderungen eines „modernen“ Gaumens ist für jeden Winzer schwierig. Die Cantine Carlo Pellegrino schafft ihn seit über 150 Jahren und lässt es sich nicht nehmen, weiterhin ihre historischen Flaschen „Vergine Soleras“, „Vergine Riserva“ oder „Old John“ zu produzieren und sie neben ihre neuen und neusten Kreationen zu stellen. Eindeutig mit großem internationalem Erfolg.

Nicht nur, aber auch Marsala: Tradition, autochthone Trauben, moderne  Ausbaumethoden 

Die Cantine Carlo Pellegrino 1880 ist ein alteingesessenes Familienunternehmen mit Sitz in der für ihre Dessertweine berühmten Hafenstadt Marsala in Siziliens äußersten Westen. Zu der Cantine gehören über 150 Hektar Weinland, die sich auf drei sehr unterschiedliche Subzonen verteilen, alle im Westen der Insel gelegen. Im großen Maßstab betrachtet liegen sie in der sogenannten Agro Trapanese, einer Region zwischen Meer und Bergen, zwischen Trapani und Mazara del Vallo. Das Terroir ist einerseits stark durch das Meer, die intensive Sonneneinstrahlung und die kühlenden Meeresbrisen, andererseits durch das im Sommer heiße, teils staubtrockene Hinterland beeinflusst. Typisch für die Küstenregion ist der spürbare Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht, der sich hervorragend auf den Säuregehalt und die spezielle Ausreifung der hier gedeihenden Trauben auswirkt. Dazu gehören einige der weißen autochthonen Varietäten wie beispielsweise die Zibibbo oder die Malvasia. Eine der Subzonen, die die Cantine Pellegrino bewirtschaftet, ist die Appellation Marsala. Auf vier verschiedenen Küstenstreifen südlich und nördlich von Marsala-Stadt werden Grillo-, Inzolia-, Catarratto- und Nero-d’Avola-Varietäten angebaut. Das Land ist flach ohne nennenswerte Erhebungen, die stetigen Brisen tragen salzige, meerestypische Noten mit sich bis auf die küstennahen Weinberge, was seine Entsprechung im spezifischen Geschmack und den Aromen der hiesigen Trauben findet. Der Meereswind, der auf diesem westlichsten Zipfel von Sizilien ständig weht, macht die Luft klar, vertreibt ungesunde Feuchte und sorgt für ein relativ mildes Klima. Diese klimatischen Vorbedingungen sind ideal für die Erzeugung von Weinen mit langem Alterungspotential und starken Polyphenolen, wie sie beispielsweise die Marsala-Weine  der Cantine Pellegrino vorweisen. 

Doch zu der Agro Trapanese gehört nicht nur der Küstenstreifen, sondern auch das Hinterland, wo das Klima trocken und heiß sein kann und die Böden vielfältig. Hier gedeihen gehaltvolle, komplexe Weintrauben mit starken Terroireigenheiten. Das Gebiet der Cantine Pellegrino ist hügelig und erstreckt sich zwischen 80 und 800 m. ü. M. Die Bodenbeschaffenheit changiert zwischen tonhaltig bis sandig, von carbonathaltig bis salzig mit verschiedenen mineralischen Ablagerungen. Bestockt sind die Weinberge sowohl mit internationalen Sorten wie den Chardonnay- und Syrah-Reben, als auch mit sizilianischen Varietäten wie Cricket, Inzolia, Catarratto, Grecanico, Nero d'Avola, Frappato und Nerello Mascalese. Die unterschiedlichen pädoklimatischen Bedingungen der verschiedenen Lagen der Cantine bedingen sehr unterschiedliche Weintrauben mit teils höheren Gehalten an Alkohol, Polyphenolen oder Säure.

Nach genauen Bodenuntersuchung und in 150 Jahren gesammelten Erfahrungen in der hiesigen Vinifizierung wurden vier Weingärten der Cantine Pellegrino zu den besten Haus-Lagen auserkoren und als „Tenute di Famiglia“ gelabelt. Auf diesen Lagen gedeihen die besten Weintrauben für die besten Weine des Familienunternehmens. Die Parzellen beziehungsweise die „Tenute“ heißen Salinaro, Kelbi, Gazzerotta und Rinazzo. Alle vier zeichnen sich durch unvergleichliche, stark differierende Böden und klimatischen Bedingungen aus, die den Trauben ihre terroirbedingten besonderen Aromen und Geschmacksnoten verleihen. Bei der Vinifizierung dieser Lagen wird ganz besonders viel Aufwand betrieben, um den jeweiligen Charakter des Terroirs herauszuheben. Die Winzer bezeichnen diese Weinberge als ihre ganz besonderen Experimentierfelder und die Weine dieser Lagen sind die „Grand Crus“ der Cantine Pellegrino. 

Salinaro ist 14 Hektar groß, liegt 800 Meter direkt über dem Meer und ist die Heimat der Grillo-Rebe, die hier auf sandigen, kalkhaltigen Boden wächst. Kelbi im Hinterland – genannt an den arabischen Siedlern, die dieses Land zum Blühen gebracht haben – besteht aus 19 Hektar fruchtbares Areal auf 150 m. ü. M., wo es zwar heißer ist als an der Küste, doch der Meereswind erreicht die Region noch und lässt die Luft zirkulieren, was für die hier angebaute Catarratto-Varietät beste Wachstumsbedingungen schafft. Durch eine besondere Anbautechnik werden die Catarratto-Trauben von der Sonne geschützt, indem sie unter Schattenspendern wachsen. Auf diese Weise kommen sie zu ihrer leicht grünlichen Färbung. Die daraus vinifizierten Weine sind bekannt für ihre Aromavielfalt und leichte, frische Struktur. Gazzerotta ist mit ihren 90 Hektar Land das größte zusammenhängende Anwesen der Cantine Pellegrino und ist der Nero d’Avola vorbehalten. Diese Weinberge liegen bereits tief im Landesinneren, wo das Klima im Sommer heiß und trocken ist. Für die Pflanzen bedeutet das einen enormen Wasserstress, was wiederum zu besonders konzentrierten, tendenziell kleinen Trauben mit starker Haut und weniger Fruchtfleisch führt. Die Aromen liegen gewissermaßen konzentriert dicht unter der Haut. Der Boden dieser Appellation ist reich an Ton und Kalzium. Die hiesige Anbautechnik setzt auf Entlaubung, Grüne Ernte und damit zusammenhängende starke Selektion bereits an der Rebe, um so einigen wenigen Trauben entsprechende Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Inmitten der Gazzerotta-Lage wachsen unter anderem die ältesten Reben der Cantine, die als Mutterpflanzen dienen. Aufgrund der Größe der Lage werden hier viele verschiedene Varietäten angebaut, die alle an das besondere Klima angepasst sind. Und schließlich ist da noch die Lage Rinazzo. Das ist eine der ungewöhnlichsten Weinanbaugebiete auf Sizilien: 11 Hektar auf circa 110 m. ü. M. bestehend aus einem sandigen paläo-alten Strand aus halbtrockenem Boden auf tonigen Untergrund. Wüstenartig sieht es hier aus. Bestockt ist die Parzelle ausschließlich mit der Syrah-Varietät, die sich als eine der wenigen in diesem ungewöhnlichen Terroir wohlfühlen kann. Gleichwohl zählt just diese Parzelle zu den ältesten beglaubigten Agrarlandstrichen, die bereits im frühen 12. Jahrhundert von den Klosterbrüdern des Basilian-Ordens und später von den Jesuiten mit Gemüse und Weinreben bepflanzt war. 

Eine weitere Besonderheit im Besitz der Cantine Carlo Pellegrino ist die Cantina Pantelleria, die sich auf der vulkanischen Insel Pantelleria südlich von Sizilien befindet. Rot, schwarz und grün – das sind die Gesteinsfarben und die Farben der Olivenhaine und Weinberge, die diese schroffe Vulkaninsel dominieren. Viel Wind, starke Sonneneinstrahlung und der ganz besondere vulkanische Untergrund verhelfen den hier gedeihenden Zibibbo-Trauben, die im niedrigen Bäumchenwuchs (Alberello) auf kleinen Terrassen gezogen werden, zu einer ganz ungewöhnlichen Intensität und Ausdrucksstärke. Diese als Pantelleria-DOC ausgewiesene Gegend steht unter dem Schutz der UNESCO-Kommission, die die Weinberge als Weltkulturerbe ausgewiesen hat. Die Weinareale werden hier seit alters her natürlich und ökologisch nachhaltig bewirtschaftet. Die Zibibbo-Trauben, so genannt nach dem arabischen Wort „zabib“ für „getrocknete Traube/Rosine“, werden auf speziellen Gestellen in der Sonne getrocknet und zu herausragenden Passitos und Moscatos weiterverarbeitet. Die Cantine Pellegrino arbeitet hier mit Weinbauern zusammen, die Generationen an Erfahrungen mit den Inselreben und ihrem Ausbau haben und nach traditionellen Verfahren arbeiten können. In der Cantina Pantelleria werden drei Sorten des Moscatos und Passitos sowie ein Grappa produziert. 

Entsprechend ihrer Größe und der Produktionskapazitäten verfügt die Cantine Carlo Pellegrino  über insgesamt drei Weinkeller: die große, teils historische Cantina in Marsala, die Cantina di Cardilla inmitten der „Familienweinberge“ und die Cantina Pantelleria auf der Vulkaninsel, die autonom arbeitet und circa 11.000 Hektorliter Wein in 32 Edelstahltanks verarbeitet. In allen drei Cantine wird teils traditionell, teils nach modernen Herstellungsverfahren gearbeitet. Die Weine der Cantine Carlo Pellegrino werden in Edelstahltanks vergoren, die meisten von ihnen dort auch ausgebaut. Nur die Flaggschiffe und besonders edle Tropfen altern in Eichenholzfässern, manche davon kommen aus der Allier-Gegend in Frankreich, die für das beste Eichenholz der Welt berühmt ist und das für ganz edle Barriques Verwendung findet. Der größte und älteste Keller der Cantine Pellegrino befindet sich in der Stadt Marsala und erstreckt sich über eine Fläche von 300.000 Quadratmetern, die in Form eines Amphitheaters aufgebaut sind. Hier stehen nicht nur Edelstahltanks, die an die 200.000 Hektoliter Wein aufnehmen können, über 220 große Reifenfässer, 47 Bottiche und circa 800 Barriques mit je 20 Hektoliter Fassvermögen, sondern auch viele historische Gerätschaften, die die Vinifizierung der vergangenen Jahrhunderte dokumentieren und im Weinmuseum der Cantine Pellegrino versammelt sind. 

Die Geschichte der Cantine der Pellegrinos

Die Cantine Carlo Pellegrino trägt ihr Entstehungsdatum 1880 bereits im Label. Die Gründerfamilie Pellegrino betrachtete sich allerdings weit vor diesem Datum als eine, wenn nicht professionelle, so doch als passionierte Winzerfamilie. Die Geschichte beginnt offiziell mit dem Notar Paolo Pellegrino, der das Weinunternehmen zusammen mit seinem Sohn Carlo in der Hafenstadt Marsala 1880 aufzubauen begann. Zu diesem Zeitpunkt war der sogenannte „Marsalawein“ längst schon eine feste Größe auf dem Weinmarkt, wozu vor allem die in diesen ähnlich wie ein Sherry ausgebauten Dessertwein verliebte Briten beigetragen haben. Vater und Sohn Pellegrino haben diese Entwicklung frühzeitig erkannt und viel in ihren Marsala-Weinkeller und Weinberge investiert, was man heute noch an dem historischen Stammsitz und dem alten Weinkeller gut nachvollziehen kann. Sowohl Carlo Pellegrino als auch seine Nachfolger setzten auf hohe Qualität ihrer Weinerzeugnisse als auch auf Neuerungen bei der Vinifizierung von Marsala- und Passito-Weinen, die in den 1950er Jahren zum Exportschlager der Cantine Pellegrino wurden. Es dauerte noch ein paar Jahrzehnte bis auch trockene Weine die Weinkeller des expandierenden Unternehmens füllten. 

Ein nicht unwesentlicher Beitrag zum stetigen Erfolg des Unternehmens bestand in der Heirat zwischen Carlo Pellegrino und Josephine Despagne, Tochter von Oscar Pierre Despagne, einem geachteten französischen Önologen und Techniker aus Sauternais. Josephine kannte sich mit französischen Weinen und den in Frankreich praktizierten Vinifizierungsmethoden bestens aus und brachte die Kenntnisse gewissermaßen mit in die Ehe ein. Sie übernahm die Leitung des Familienunternehmens im Jahr 1933 und wusste es erfolgreich in schwierigen Zeiten zu führen. Paolo Pellegrino Jr., der Sohn von Carlo und Josephine, übernahm anschließend zusammen mit seinem Schwager Vincenzo Alagna die Führungsposition in der Cantine seines Vaters Carlo Pellegrino. 

Die 1950er und 1960er Jahre der Cantine Carlo Pellegrino sind durch Expansionen gekennzeichnet. In diesen späten Nachkriegszeiten stieg die Nachfrage nach Wein nicht nur in Italien, was auch die Ãœberseeexporte beflügelte. Die Cantine Pellegrino profitierte enorm davon. Die Familie war klug genug, um dennoch die Qualität ihrer Erzeugnisse nicht gänzlich dem Massenproduktionswahn dieser Zeit zu opfern. Expansion bedeutete für die Cantine Pellegrino vor allem Exporte ihrer Weine in die USA und nach Australien, aber auch den Bau eines architektonisch interessanten Weinkellers, der aufgrund seiner doppelten turmartigen Form als „Torri Pellegrino“ bezeichnet wird und in Wahrheit an Silos erinnert. Sie sind heutzutage integriert in einen modernen, wesentlich größeren Gesamtkomplex von über 300.000 Quadratmetern Nutzfläche, zu dem auch die sogenannte „Ouvertoure“, ein moderner Bau mit repräsentativen Räumlichkeiten dazugehört. 

In den vielen Jahrzehnten des Familienunternehmens wechselten sich die engsten Familienangehörigen in der Leitung der Cantine Pellegrino ab. Das ständig wachsende Weinunternehmen wurde bis 1996 von Benedetto Tumbarello, Cavaliere del Lavoro und Ehemann von Agata Pellegrino, geleitet. Die Nachkommen dieser Verbindung, die Töchter Doretta und Caterina Pellegrino-Tumbarello haben zusammen mit ihren Ehemännern Michele Sala (bis 2008) und Benedetto Renda sowie Romano Pietro Alagna die Präsidenten und Geschäftsführer des Unternehmens in Folge gestellt. Heute ist Benedetto Renda der CEO der Cantine Pellegrino während Romano Pietro Alagna die Rolle des Senior-Präsidenten übernimmt. Benedetto stehen seine Kinder, seine Ehefrau sowie ein kompetenter Stab an Mitarbeitern im Verkaufs- und Vermarktungsmanagement, in der technischen Leitung im Weinkeller und in den Weinbergen zur Seite. Die Cantine ist sehr darum bemüht, aus der jeweiligen Lage ganz besonders charakterstarke, terroireigene Weine herzustellen. Entsprechend dieser Weinphilosophie beschäftigt sie in jeder ihrer drei Weinkeller je einen spezialisierten Önologen. In der Cardilla ist es der Önologen Giacomo Catalano, auf der Insel Pantelleria ist es der auf Passito- und Moscato-Weine spezialisierte Önologe Nicola Poma und in Marsala arbeitet der Önologe Enrico Stella, der eine enorme Aufgabe der vielen in diesem Weinkeller vinifizierten Weine zu stemmen hat. 

Das Weinunternehmen hat seit den 2005er Jahren immer mehr asiatische und südamerikanische Märkte für sich erschlossen: Brasilien, Japan, Südkorea, Thailand und 2009 schließlich eine eigene Importfirma in Vietnam gegründet.

Wein und kulturelle Verantwortung

Wein ist ein wesentlicher Teil der jeweiligen lokalen Kultur und Geschichte. So sehen es auch die Besitzer der Cantine Carlo Pellegrino, die eine enge Beziehung zu der Marsala-Region haben. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Pellegrinos der ersten Stunde engen Kontakt zu dem nicht nur in Marsala berühmten Joseph (Isaac Spadafora) Whitaker pflegten. Whitaker, ein sizilianisch-britischer Unternehmer, erbte von ihrem Großvater Benjamin Ingham zusammen mit seinem Bruder William Ingham Whitaker nicht nur eine riesige Weindynastie in Marsala, sondern auch ein nicht minder wichtiges Bankenimperium. Wie schon ihre Vorfahren handelten auch sie beide überaus erfolgreich mit Marsalaweinen in der gleichen Zeit wie Paolo Pellegrino und sein Sohn. Joseph Whitaker investierte sein beachtliches Vermögen in Kunst und in sein Steckenpferd Ornithologie, das später vollständig durch die Liebe zu Archäologie und der phönizischen Geschichte ersetzt wurde. Whitaker war es auch, der der Familie Pellegrino die originalen Gipsabgüsse eines punischen Schiffes von 241 v. Chr. (in der Cantine zu sehen, Original im Museo Lilibeo in Marsala) als Dankeschön für ihre finanzielle Unterstützung bei der Bergung und Restaurierung des Objektes schenkte. Vor einigen Jahren übernahm die Familie Pellegrino-Renda das sogenannte Ingham-Whitaker-Archiv mit seinen 110 Bänden, die sich mit der Handelsgeschichte des Marsalaweins und seinem Export in die ganze Welt in den Jahren 1814 bis 1928 beschäftigen. Für diese wichtigen Bücher wurde im historischen Weinkeller der Cantine Pellegrino ein Raum eingerichtet, wo sie der Öffentlichkeit zugänglich sind. Der Studierraum ist mit modernen Entfeuchtungsgeräten ausgestattet, so dass den alten Büchern ein optimales Klima geboten wird. 1992 erwarb die Winzerfamilie die historischen Weinberge auf der Insel Pantelleria und engagiert sich unverzüglich für den Erhalt und Wiederaufbau des einzigartigen Ökosystems der Insel, der durch einen verehrenden Brand stark bedroht ist beziehungsweise war. Sie ist maßgeblich für die lokale Initiative „Gemeinsam für Pantelleria“ verantwortlich und pflegt und hegt ihre Weinberge nach Jahrtausend alten Methoden. Die Bedeutung dieser kleinen Region spiegelt sich wider in der Tatsache, dass die Weinberge der Cantine von der UNESCO auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt wurden. 

Das Portfolio der Cantine Carlo Pellegrino

Das Portfolio der drei Weinkellereien, die zu der Cantine Carlo Pellegrino gehören, ist sehr umfangreich und gliedert sich in 11 verschiedene „Sektionen“ auf. Den Anfang machen die reinsortigen Weinkompositionen, die „Single Variets“, mit acht „Kareni“-Weinen, zu denen reinsortige Weinsorten gehören wie der Chardonnay, Syrah, Inzolia, Alcamo, Nero d’Avola, Frappato, Grillo und Merlot. Dazu kommen noch zwei „Cent’Are“-Weine: der reinsortige „Cent’Are“ Grillo und „Cent’Are“ Nero d’Avola. Unter der Sektion „Sizilian Organic“ erschienen bisher (Stand 2011) zwei ökologisch zertifizierte Rot- und Weißweine: der weiße „Biosfera“ IGT, eine Cuvée aus Catarratto und Grecanico, und der rote „Materico“ IGT aus Nerello-Mascalese-Trauben. Die Sektion „Tenute di Famiglia“ beinhaltet die Vorzeigeweine der Cantine Pellegrino unter den trockenen Weinen, die die Winzerfamilie als ihre Crus bezeichnet. Dazu gehören fünf reinsortige Weiß- und Rotweine, die nach ihren speziellen Lagen benannt sind: „Kelbi Catarratto“ Bianco IGT, „Il Salinaro“ Grillo Bianco IGT, „Gazzerotta Superior“ Grillo DOC Superior Bianco, „Gazzerotta“ Nero d’Avola Red IGT, sowie „Rinazzo“ Syrah Rosso IGT.

In  den Sektionen „Aromatic“ und „Sparkling“ sind je zwei stille beziehungsweise prickelnde Weine zu finden: „Gibelè“ aus 100 % Zibibbo, „Dianthà“ aus verschiedenen autochthonen Varietäten, sowie die Spumanti „Traimari“ (ein Blend) und „Zebo“ (100 % Zibibbo). Zu den „Extra-Ordinary Wines“ gehören drei ungewöhnliche Kompositionen: „Etna“ Rosso DOC, eine Cuvée aus Nerello Mascalese und Nerello Cappuccio, die auf vulkanischer Erde gedeihen, „Gorgo Tondo“ DOC, eine Cuvée aus Nero d’Avola und Cabernet Sauvignon, und schließlich der „Finimondo!“ Rosso IGT, der aus verschiedenen autochthonen Trauben der Region gemacht wird. 

Der „Tripudium“ Rosso IGT, ein reinsortiger Nero d’Avola, der 24 Monate in Stahltank und in Barrique altert, zählt zusammen mit „Isesi“ Bianco Pantelleria DOC zu der Sektion „Cru“. „Pantelleria“-Sektion bietet vier verschiedene Passato- und Moscato-Dessertweine: „Moscato di Pantelleria“ DOC, einen natursüßen Klassiker aus 100 % Zibibbo, den man durchaus mit Anchovis-Pasta paaren kann, den „Passito di Pantelleria“ DOC, auch dieser ein natursüßer Klassiker seiner Art, den „NES“ DOC aus Zibibbo-Trauben, den man sehr gut zu Blauschimmelkäse genießen kann, und den „Pantelleria Passito Liquoroso“ DOC (100 % Zibibbo), der sich hervorragend mit einem Pecorino verträgt. 

Dazu kommen noch zwei rein ökologisch vinifizierte Dessertweine aus der Sektion „Liquorosi Bio“: „Zibibbo Liquoroso“ Bio IGT und „Malvasia Liquoroso“ Bio IGT. Es dürfen natürlich die alkoholischen Spezialitäten aus der gleichnamigen Sektion „Specialità“ nicht fehlen. Einer davon ist der Limoncello Likörschnapps, der auf Sizilien nicht fehlen darf. Bei dem zweiten im Bude handelt es sich um den „Batò“, einen Amaro Siciliano, an dessen Entstehung Oscar Despagne, der Schwiegervater Carlo Pellegrinos mitarbeitete. Nach seinem „Bateau“ (fr. für Schiff), mit dem er 1885 nach Sizilien gekommen ist, ist der Amaro benannt. 

Der ewige Trumpf der Cantine Pellegrino ist nach wie vor der Marsalawein. Acht verschiedene Sorten bietet das Portfolio der Cantine an. Die Qualitätsspitze stellen „Marsala Soleras Vergine“ DOC (Grillo, Catarratto, Inzolia), „Marsala Vergine Riserva“ 2000 DOC und „Marsala Single Barrel Vergine Riserva“ 2001 DOC, wobei der letztgenannte eine schöne Rarität darstellt, die in kleinen 20 hl Barriques für 15 Jahre altert. Die restlichen fünf Pellegrino-Marsalaweine sind historischen Persönlichkeiten gewidmet, die sich um den Marsalawein in die eine oder andere Weise verdient gemacht haben. Dazu gehört neben Horatio Nelson, der den Marsalawein als „Medizin“ handhabte, auch John Woodhouse aus Liverpool, der 1773 an der Marsalaeser Küste landete und dort den Marsalawein ‚entdeckte‘, der nach einem Perpetuum genannten Verfahren stark dem spanischen Sherry ähnelte und aufgrund seines hohen Alkoholgehalts sich hervorragend für die Lagerung während der Seeüberführung eignete. Ihnen sind die beiden Marsalas „Old John“ Marsala Sup. Riserva Ambra Semisecco 1998 DOC und der „Horatio“ Marsala S.O.M. Dry Amber 2011 DOC gewidmet. Weitere Marsalas dieser Reihe sind: „Bip Benjamin“ Marsala Sup. Riserva „Oro Dolce“ 2013 DOC, „Uncle Joseph“ Rosso Dolce 2015 und „Anita Garibaldi“ Superior Marsala Amber 2012 DOC. Der letztgenannte ist eine Verneigung in Richtung der Ehefrau Giuseppe Garibaldis, der 20 Jahre vor der Gründung der Cantine Carlo Pellegrino in Marsala an Land ging. 

Die Vielfalt der von der Cantine Carlo Pellegrino produzierten Weine lässt sich nicht auf einen knappen gemeinsamen Nenner bringen. Die Qualitätsweine der Cantine sind bei allen Unterschieden gleichzeitig auch starke Charakterweine mit deutlichen Terroirnoten. Ihre sizilianische Herkunft verleugnen sie nicht und machen deutlich, welche Fülle in diesem Weinland steckt.  

 

Cantine Carlo Pellegrino

Gründungsjahr: 1880
Eigentümer: Familienzweige der Pellegrinos, Alagna und Renda
Önologen: Gaspare Catalano, Nicola Poma, Enrico Stella
Jahresproduktion: 7.000.000 Flaschen
Rebfläche: über 150 ha teils in konventionellem, teils in organischem oder naturnahem Anbau

Notabene: Das Weinimperium der Pellegrinos ist mit Voranmeldung zu besichtigen. Jede Cantina hat ihre eigene Anschrift und eigenen eMail-Kontakt (hier). Die Degustationsangebote sind so vielfältig wie das Portfolio der Cantine. Unterschiedliche Offerten – von klassischen Weintests über Wein-und-Essen-Paarung, Besichtigungen der Weinkeller bis hin zu Kochlektionen und Weinworkshops – samt klar ausgewiesenen Preisen machen die Wahl einfach und die Buchung per Onlineformular bequem (hier). Sonderwünsche werden per eMail entgegengenommen. Die Cantine Pellegrino bietet auch entsprechende Ambiente und Räumlichkeiten für Tagungen und Hochzeiten.