Argiolas
Mit fast schon staunenswertem Erfolg wurde der Gründer der Cantina belohnt, bedenkt man, dass diese nun doch nicht gar so weltbekannte Mittelmeerinsel als Argiolas-Wein in Asien, Ozeanien und Nahen Osten vertreten ist. Das spricht sowohl für den immensen Geschäftssinn der sardischen Familie als auch für ihre unzweifelhaft hohe Qualitätsarbeit.
Wie gut das Klima, wie gesund der Wein und die einfache sardische Küche in der Cantina Argiolas ist, brachte nicht zuletzt Antonio Argiolas ad personam zum Ausdruck, der offenbar problemlos das Alter von 106 Jahren erreichte. Sein Erfolgsrezept formulierte er schlicht aber eindrücklich: „Wenn Wein wirklich gut ist, dann hat das nicht nur etwas mit der Herstellungstechnik zu tun, sondern auch damit, dass man sich mit Bescheidenheit, Liebe, Leidenschaft und ständiger Sorgfalt um seine Weinberge und Trauben kümmert.“
Ein Gebiet – ein Schatz – fünf Weinappellationen
Rund zwanzig Kilometer nördlich von Cagliari, der Hauptstadt Sardiniens, liegt das Weingut Argiolas, das in fünfter Generation und seit über 80 Jahren ein Familienunternehmen ist. Obwohl das Weingut bereits in den 1930er Jahren gegründet wurde, füllt es seine Weine erst seit den 1980er Jahren selbst ab. Argiolas – das ist ein 230 Hektar Weinberge umfassendes Weingut, das sich auf fünf Appellationen, die hier Tenute genannt werden, aufteilt. Sie liegen alle relativ dicht beieinander an der Südküste Sardiniens. Angebaut werden hier traditionelle Rebsorten für Weiß- und Rotweine. Dazu gehören die roten Rebsorten Carignano, Cannonau, Bovale Sardo und Monica, die um die weißen Autochthonen Malvasia Bianca, Nasco, Nuragus und Vermentino ergänzt werden.
Obwohl das Weingut nicht zertifiziert ist, wird bei den Argiolas große Sorgfalt auf Umweltfreundlichkeit, organisch-traditionelle Anbaumethoden und Nachhaltigkeit gelegt. Chemische Dünger und Pestizide werden nur da eingesetzt, wo es der Ansicht der Weinmacher unbedingt notwendig ist. Ansonsten werden natürliche Dünger und natürliche Unkraut- sowie Schädlingsmittel verwendet. Wie immer bei hochqualitativen Weinbauern wird auch bei den Argiolas auf eine sorgfältige Arbeit im Weinberg Wert gelegt. So lassen die Agronomen des Weinguts die Weinanbauflächen auf den 230 Hektar Land rotieren, um der natürlichen Regenration der Erde entgegenzukommen, aber auch um die Erosion der Felder zu verhindern. Sardische Rebsorten werden bevorzugt angebaut, die bestens an das Klima und Bodenbeschaffenheit angepasst sind. Gleichzeitig unterstützt das Weingut auch den Anbau von raren Rebsorten Sardiniens, um so die Pflanzengenetik aufrechtzuerhalten. Diese experimentelle Rebzucht geschieht auf speziell dafür reservierten Parzellen. Tradition im Weinberg äußert sich nicht nur in der naturnahen Bodenbearbeitung und den regionalen Rebsorten, sondern auch in dem Erziehungssystem – bei Argiolas ist es das traditionelle Alberello-System – und in der Reduzierung der Ertragsmenge.
Die Cantina Argiolas hat seine Weingüter in Serdiana, Sisini, Sa Tanca, Vigne Vecchie und Porto Pino und ist stolz darauf, auf allen fünf Tenute 50 Prozent des Stroms aus Solaranlagen zu nutzen. Abgefüllt wird der Wein hier in leichte Glasflaschen, die bei der Entstehung den Kohlendioxidausstoß reduzieren helfen sollen.
Das Klima, das alle Anbaugebiete der Argiolas formt, wird durch das stetig dominierende Mittelmeer bestimmt. An küstennahen Weinfeldern gedeihen hier Trauben, die von der südlichen Sonne verwöhnt, gleichzeitig aber den salzigen Winden und nächstens kühlenden Brisen ausgesetzt sind.
Im Weinkeller herrscht moderne Technologie vor, um einen optimalen Weg zu finden, die handverlesenen Weintrauben zu einem möglichst „typischen“ daneben aber hervorragend trinkbaren Geschmackserlebnis zu keltern. Der Kellermeister Mariano Murro keltert sowohl in Stahltanks als auch in Holzfässern, bei dem Alterungsprozess kommen auch Barriques zum Einsatz. Mit von der Partie war lange Zeit kein Geringer als der renommierteste italienische Önologe Giacomo Tachis, der vor allem für seine Cuvées und Super Tuscans berühmt war. Giacomo Tachis, der 2016 verstarb, sah das große Potential der sardischen Weine und konnte dem eingefleischten Traditionalisten Antonio Argiolas beweisen, dass man herausragende Cuvées aus traditionellen sardischen Trauben machen kann. Mit vollem Erfolg, wie die zahlreichen internationalen Preise für Argiolas-Weine eindrücklich bezeugen.
Weingeschichte von 80 Jahren und in dritter Generation
Es war Antonio Argiolas, gebürtiger Sarde (geb. 1906), der das später nach ihm benannte Landgut von seinem Vater übernahm, welcher bereits 1918 den ersten Weinberg aufkaufte. Die Jahre der Weingutsgründung fielen in die Kriegsjahre und gestalteten sich äußerst schwierig. Kriegsgefangene halfen hier mit, die Felder urbar zu machen, Weinreben zu pflanzen und die Gebäude zu bewirtschaften. Unermüdlich arbeitete Antonio Argiolas ohne sich von seiner Vision eines Vorzeigeweinguts abbringen zu lassen, und wurde mit seiner ersten Weinproduktion 1938 belohnt. Die Jahren auf dem Landgut zwischen 1918 und 1970 sind gekennzeichnet durch einen fortwährenden Ausbau der Gebäude, des Weinkellers, technische Neuerungen und Hinzukauf von Olivenhainen und landwirtschaftlich genutzten Flächen. Als kluger Geschäftsmann bot Antonio nach dem Krieg den ehemaligen Kriegsgefangenen Arbeit auf seinen Ländereien an und schuf so eine Konstanz im humanen Knowhow im Weinbetrieb. Um die Weinqualität professionell zu steigern, engagierte Antonio Argiolas 1988 einen der bekanntesten Önologen Italiens, Giacomo Tachis, der viele Anregungen in die Weinherstellung der Cantina einbrachte.
Als in den späten 1970er Jahren die damalige EG (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft) den Winzern anbot, gegen Entgelt die Weinflächen zu roden und die Weinproduktion zu reduzieren, um so der Überproduktion an Wein in anderen europäischen Ländern entgegenzuhalten, teilte der kluge Winzer Antonio Argiolas sein Weingut auf seine beiden Söhne Franco und Giuseppe auf, und ‚verkleinerte‘ so die Gesamtanbaufläche der Weinberge. Antonio Argiolas war es vergönnt, zu erleben, wie seine Söhne, allen voran der zum Önologen ausgebildete Guiseppe in seinem Sinne das Weingut ausbauten und schließlich die Tradition und das Knowhow seines Vaters an ihre Töchter weitergaben. Antonio verstarb 2008 im Alter von 106 Jahren und stand bis zum Schluss an der Seite seiner Söhne und der Enkelinnen Valentina und Francesca Argiolas, die in dritter Familiengeneration nun die Geschäftsführung übernahmen. Zurzeit ist das Weingut Argiolas nicht nur das größte, sondern auch das prestigeträchtigste unter den vielen interessanten Weinkellereien Sardiniens.
Die Weine der Argiolas
Das Weingut Argiolas hat in seinem Portfolio eine interessante Auswahl an Rot-, Weiß- und Rosé-Weinen, die neuerdings auch ein Spumante und Limonsardo, einen frisch-zitronigen Likör, erweitert wurden. Unter den Weinen finden Sie sowohl junge, sehr trinkbare, als auch lagerfähige Weine für jede Gelegenheit. Die Argiolas-Weine enttäuschen nicht, wenn Sie etwas „typisch sardisches“ suchen, das gleichzeitig hervorragend „international“ ausgebaut ist. Bereits die „Tradizione“-Linie, eine Basisausgabe des Weinguts, überzeugt in der Qualität und ist im Preis-Leistungs-Verhältnis kaum zu überbieten. Durch die der sardischen Tradition und den autochthonen Gewächsen verschriebene Philosophie der Argiolas steht das ausgesuchte Weinportfolio des Weinguts vor allem für echte sardische Weine von bester Machart.
Unter dem vielfältigen Weinangebot müssen insbesondere zwei Prestigeweine der Argiolas hervorgehoben werden. Das ist zum einen „Korem“ Bovale Isola dei Nuraghi IGT, ein Cuvée aus Cannonau und Bovale Sardo, zum anderen „Turriga“ Isola dei Nuraghi IGT. Der letztgenannte wird von Valentina Argiolas, der aktuellen Leiterin des Weinguts, treffend als eine Vereinigung von Innovation und Tradition beschrieben. Dieser Wein wurde zum ersten Mal 1991 auf der VinItaly vorgestellt und war von Anbeginn ein großer Erfolg. GAMBERO ROSSO zeichnet ihn regelmäßig mit Zwei bis Drei Gläsern aus, und auch James Suckling und Robert Parker bewerten diesen Rosso IGT mit 92 bis 96 Punkten. Für viele Weinkenner ist er der beste Rotwein aus Sardiniens Weinkellereien. Pflaumen, Vanille und etwas Tabak vereinigen sich hier zu einem überaus eleganten Gesamtbouquet. James Suckling bezeichnet „Turriga“ als einen „raffinierten und subtilen“ Wein von „ultra-feinen“ Tanninen und blumigen Abgang. „Korem“ hingegen tischt auf mit intensiven Aromen nach roten Beeren, tropischen Früchten und Blumen. Im Geschmack trumpft er auf mit ausgewogenen, samtigen Tanninen, warmen Noten und abgerundetem, sehr nachhaltigem Finish. Zu “Korem” meint Suckling: „A big wine, yet it shows form and focus.”
Erwähnt werden sollte auch das soziale Engagement der Argiolas, das auch bei ihren Weinen zum Ausdruck kommt. Ein prozentualer Erlös vom Verkauf der Weine „Iselis“ Bianco und „Iselis“ Rosso geht an unterschiedliche internationale Projekte zum Wohle gehandicapter Menschen.
Argiolas
Gründungsjahr: 1918 (erste Produktion 1938)
Eigentümer: Familie Argiolas
Önologe: ehem. Giacomo Tachis, nun Guiseppe Argiolas mit Weinmacher Mariano Murru
Jahresproduktion: ca. 2.200 000 Liter
Rebfläche: 230 Hektar im naturnahen Anbau
Notabene: Die Cantina Argiolas produziert auch einen Grappa, Olivenöl extra vergine und einen typisch sardischen Sapa. Bei den Argiolas schreibt man Hospitalität ganz groß. Dazu gehören geführte Besichtigungen der historischen Räumlichkeiten sowie der alten Geräte, Degustation und Verkostung einiger sardischer Spezialitäten. Die Touren stehen fest und können direkt hier gebucht werden. Doch das ist beim Weiten noch nicht alles, was die Familie Argiolas im Angebot hat: Hier erwarten Sie neben sardischer Kochschule, einem Spezialitätenrestaurant, Weinexkursionen, Segway-Touren auch noch verschiedene Events rund um das Jahr. Um sich einen Überblick zu verschaffen, besuchen Sie die in Englisch übersetzten Onlineseiten. Wer Sardinien auf dem Luftweg über den Flughafen Cagliari Elmas besucht, der kann schon einmal verkosten oder einen entsprechenden Abschluss mit einem Glas Wein und dabei gleichzeitig einen der leckeren Souvenirs des Weinguts Argiolas ergattern – das alles in der „Argiolas Wine Bar“ in der Departure Lounge des Flughafens.