Nino Franco Spumanti
Inmitten von Valdobbiadene gelegen produziert die Franco-Kellerei bereits seit dritter Generation hochqualitative Schaumweine aus der autochthonen Weintraube Glera und gehört mit zu den alteingesessenen Betrieben in der Region. Obwohl das Haupthaus im Ortszentrum liegt, beträgt der Weg zu den eigenen Weinlagen nur einen Kilometer. Der heutige Besitzer, Winzer und Önologe der Weinkellerei in Personalunion, ist Primo Franco, den einige Kenner auch als den „Paten des Proseccos“ bezeichnen. Man darf daher gerne zu einer der Prosecco-Spumanti-Flaschen mit dem schönen Emblem des Unternehmens Franco greifen, und dabei uneingeschränkt das gute Gefühl haben, gleich einen ganz speziellen italienischen Schaumwein kennenzulernen. Primo Franco ist stolz und gleichzeitig bescheiden, wenn er sagt: „[…] Wenn man sich auf Qualität konzentriert, [dann kann man], selbst wenn Glera eine einfache Traube ist, schöne Dinge [daraus] machen.“
Nino Franco Spumanti im berühmten Valdobbiadene
Die Produktionsstätte des Familienunternehmens Nino Franco Spumanti ist nicht groß, dafür aber in jeder Hinsicht fein. Das kleine Anwesen verfügt über 3 Hektar Rebland, das sich am Rande der hübschen Ortschaft Valdobbiadene befindet und damit in der DOCG- Denomination liegt. Eine kleine 2015 neu dazugekaufte Parzelle ist der Weinberg Col del Vent. Auf lehmigen Böden wachsen hier Klone und Subvarietäten der autochthonen Glera-Weinrebe. Einige der Reben sollen bis zu 100 Jahre alt sein! Franco-Schaumweinkellerei versucht mit dem Traubenmaterial auszukommen, das die eigenen Weinberge bereithalten. Sollte es einmal nicht ausreichen, wird Traubenmaterial von ausgewählten Winzern, die mit den Francos eng kooperieren, dazugekauft. Primo Franco, der Besitzer der Kellerei, legt großen Wert darauf, die Produktionsweise in allen Weinbergen mit zu begleiten. Ein solcher Dazukauf ist für Spumanti-Kellereien durchaus ein übliches Prozedere und stellt erst einmal keine Qualitätsminderung dar. Vor allem dann nicht, wenn man es so genau nimmt wie Primo Franco.
Die Böden, auf denen die Reben der Franco-Kellerei wachsen, gehören zu den sogenannten Moränen, jener typischen voralpinen Gletscherlandschaft, die sich durch einen Gemisch aus Lehm, Kiesel und Sand auszeichnet. Die Schollen können jedoch sehr unterschiedlich ausfallen und sogar benachbarte Areale verschiedene Bodenzusammensetzungen aufweisen. Ein anderer Grund dafür liegt an den uralten, ehemaligen Meeresböden, die hier auf die Dolomitenareale treffen. In Valdobbiadene dominieren die steileren, nach Süden ausgerichteten Hügel. Das macht diese Appellationen für viele Winzer so interessant. Moränen haben ihren Ursprung in gewaltigen prähistorischen Gletschern, die Geröll und Sand mit sich führten. Diese Böden sind reich an Mineralien, insbesondere Eisenoxiden, und verleihen den hier gedeihenden Weintrauben ihren typischen „Biss“.
Dazu trägt auch die spezielle Wetterlage bei. Zwar sorgen die circa 100 Kilometer entfernten Dolomiten und das Vorgebirge bei Treviso für milde Winter, doch sie bescheren der Gegend auch Regen. Die Hügellagen der Weinareale in Valdobbiadene sorgen dafür, dass das Wasser sich nicht staut, sondern gut abfließen kann. Die benötigte Menge Wasser wird gut durch die lockere Bodenbeschaffenheit geleitet und in lehmigeren Schichten gespeichert. Das sind ideale Verhältnisse für die regionale Traubensorte Glera, die Feuchtigkeit liebt, und die bei Franco mittlerweile ausschließlich gezogen wird. Die Sommer sind in dieser Region heiß, doch die Lage zwischen den Voralpen und der Adria sorgt für angenehme, kühlende Belüftung.
Handlese, genaue Auswahl der Trauben und eine umsichtige Vinifizierung mit modernen, temperaturgesteuerten Geräten, gleichzeitig die gute Erdung in der extrem alten Weintradition der Gegend – all das macht die Franco-Weinkellerei aus. Die Familie Franco baut mittlerweile seit 100 Jahren in Valdobbiadene Wein an und verwandelt ihn in feinste, im besten Sinne des Worts klassische Prosecchi Spumanti. Zu erwähnen bleibt noch, dass Nino Franco Spumanti auch den „König der Prosecchi“ im Sortiment hat, nämlich den Schaumwein aus Glera-Trauben der Top-Lage Cartizze. Die Gärung geschieht in Edelstahltanks, doch die Franco-Spumanti können bis zu fünf Jahren Zeit in der Flasche altern!
Damit ein Schaumwein in Italien sich ein Valdobbiadene Prosecco DOCG nennen darf, muss er viele Auflagen erfüllen: Die verwendeten Trauben müssen zu mindestens 85% aus der autochthonen Glera (und ihren Klonen) bestehen und aus zugelassenen Appellationen stammen, ferner muss der Schaumwein (Spumante oder Frizzante) ausschließlich in dieser Region vinifiziert werden. Ein geringer Rest der verwendeten Trauben darf ausgewiesene regionale und internationale Traubensorten beinhalten, wie beispielsweise Glera Lunga oder Bianchetta Trevigiana. Doch Nico Franco Spumanti produziert – abgesehen von einem Rosé – nur reinsortige Prosecchi. „Prosecco Spumante“ bezeichnet man in Italien einen Schaumwein, der seine Perlage in der sekundären Fermentation bekommt, zumeist nach der Mèthode Charmat, also in einem großen verschlossenen Tank und nicht in der Flasche. Diese zweite Tankgärung wird eingeleitet durch die Zugabe von Hefe und Zucker. In Italien wird die Charmat-Methode nach dem ersten (italienischen) „Erfinder“ als „Metode Martinotti“ bezeichnet. Es heißt, durch diese Technik im Tank würde sich das Potenzial der Glera-Traube am besten entfalten und dem Schaumwein eine gute Balance von Süße und Säure bescheren.
Franco-Weinkellerei: In dritter Generationen und mit die älteste Weinkellerei für Spumanti
Gegründet wurde die heutige Spumanti-Weinkellerei von Antonio Franco im Jahr 1919. Anlass dafür war das im Ersten Weltkrieg zerstörte Haus und Anwesen der Familie, die sich für einen Neuanfang entschied. Damals hieß das erst Familienunternehmen noch „Cantine Franco“, in dem Antonio sowohl Weine als auch Trauben kaufte und verkaufte. Zum wesentlichen Ausbau der Produktionsstätte brachte sein Sohn, Nino Franco, der die Weinkellerei umbenannte und wiederum an seinen Sohn, Primo Franco, weitergab. Nino Franco ist zu verdanken, dass das Unternehmen in den 1970er Jahren sich ausschließlich auf Spumanti zu konzentrieren begann. Die alte „Cantine Franco“ und heutige „Nino Franco Spumanti“ ist übrigens nur einen Steinwurf entfernt von dem Schwergewicht-Spumantiunternehmen „Valdo“.
Die Geschäftsführungsübernahme durch Primo Franco fällt in das Jahr 1982 und markiert einen deutlichen Wendepunkt in der Unternehmensphilosophie. Primos Vision lag von Anfang an in der Steigerung der Leistung durch die Anhebung der Qualität der Weinerzeugnisse. Primo promovierte an der Conegliano Veneto Wein und Önologie Hochschule – der ersten Schule für Weinbau und Önologie in Italien – und brachte von dort aus ein sehr klar umrissenes Konzept zur Modernisierung und Erneuerung der gesamten Herstellungsprozesse mit. Dazu gehörte nicht nur das neuste Know-How im Keller, sondern vor allem eine andere Philosophie in den Weinbergen selbst. Dabei ließ Primo all jene Traubensorten außen vor, die nicht für die Region typisch sind, übernahm bessere Bepflanzungstechniken, zeigte gesteigertes Interesse an Experimenten mit Klonen und legte Wert auf enge Zusammenarbeit mit den Winzern, die ihm das notwendige Traubengut lieferten. Von der Rebe, über die Lese und Vinifizierung, bis hin zu dem Endprodukt sollte alles auf bestmögliche Qualität umgestellt sein.
Einblicke in andere Produktionsstätten bekam Primo auch auf seinen Studienreisen durch die europäische Weinlandschaft, wo er gleichzeitig die Spumanti seiner Weinkellerei promotete. Unterstützung erfährt der Winzer von seiner Ehefrau Annalisa, die sich dem Ausbau und Erhalt des Gesamtanwesens widmet, als auch von ihrer Tochter Silvia, die in der Produktion und im Vertrieb arbeitet. Ein von Annalisa Franco persönlich getragenes großes Projekt innerhalb des Familienunternehmens ist die prächtige Landvilla Barberina, ein Luxus-Boutique-Hotel inmitten der Weinreben.
Es heißt, Primo Franco hütet Schätze in seinem Keller, die er zufällig gefunden haben soll. Dabei handelte es sich um sehr alte Weinflaschen, die sein Großvater und vor allem sein Vater kauften oder selbst abfüllten bzw. vinifizierten. Einige dieser super raren Prosecchi lagen im alten Luftschutzbunker der Kellerei auf unbenutzten Gärtanks. Dazu gehört zum Beispiel der 1947 abgefüllte Lagen-Prosecco Cartizze! Wer den probieren darf, wird erstaunt feststellen, dass er immer noch Säure hat. Ein anderer alter Prosecco ist der „1955er“, der Primo Franco zu seinem eigenen Brut-Spumante inspiriert haben soll.
Klare Spumanti-Linie der Nino Franco Weinkellerei
Acht Schaumweinsorten, allesamt Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG, bietet das Weinhaus Nino Franco Spumanti heutzutage an. Hinter schnörkellosen aber geschmackvollen Etiketten verbergen sich klassische Schaumweine von punktgenauen Kreationen. Bis auf einen sind sie alle Glera-Weißweine: „Rustico“, „Brut“, „Vigneto della Riva di San Floriano“, „Nodi“, „Grave di Stecca“, „Primo Franco“, „Cartizze“ und der Rosé „Faìve“.
Bisher sind alle Schaumweine des Weinhauses Nino Franco reinsortige Weine, die ihre zweite Fermentation als „cuve close“ nach der Mèthode Charmat durchlaufen. Drei von ihnen sind feinste Lagenweine von den bekannten Lagen „Grave di Stecca“ und „Cartizze“. Allein der Rosé Faìve ist eine Assemblage aus 80% Merlot und 20% Cabernet Franc.
Das Flaggschiff der Weinkellerei ist der „Rustico Brut“, ein trockener, kristalliner aber auch fruchtiger Prosecco, der mit blumigen Akzenten glänzt. Am Gaumen hinterlässt er einen schönen soften Eindruck mit interessanten Anklängen an Williams Birnen. Für die Fachzeitschrift THE ENTHUSIAST gehört dieser Schaumwein zu den 100 besten des Jahres 2019. Aus dem Traubenmaterial des Weinbergs Col del Vent mit seinen uralten Reben entsteht die neuste Kreation der Franco-Schaumweinkellerei, der „Brut Valdobbiadene Prosecco Superiore Nodi“, der 2015 das Licht der Welt erblickte und noch viel Potenzial in sich birgt.
Nino Franco Spumanti
Gründungsjahr: 1919
Eigentümer: Primo Franco
Önologen: Primo Franco, Giulio Cassol und Renato Meneghello
Jahresproduktion: ca. 500.000 bis 1.000.000 Flaschen
Rebfläche: ca. 3 Hektar in konventionellem Anbau
Notabene: Führungen und Besichtigungen gibt es bei den Francos mit Voranmeldung auch auf Deutsch. Dazu gehört gleicherweise eine kleine Degustation. Möglich sind auch private Begehungen und speziell zugeschnittene Degustationen. Behalten Sie dabei im Hinterkopf, dass Primo Franco ganz besondere Schätze hütet… Falls Sie des Italienischen mächtig sind, so versäumen Sie nicht, auch das Weinbuch „Prosecco Way of Live“ von Primo Franco zu erwerben. Es bietet amüsante Erzählungen, Autobiographisches und viel Wissenswertes über die Weine der Region (160 Seiten für 18 Euro). Ein ganz anderer Schatz, und viel weniger geheim, ist die Villa Barberina (Via Roma, 2) in Valdobbiadene. Sie liegt inmitten des kleinen Familienweinbergs und genießt den allerbesten Ruf bezüglich ihrer vornehmen Gestaltung, der Lage und der enormen Gastfreundlichkeit der Signora Franco, die vom einheimischen Menü bis hin zum eigenen Spumanti und Weinführungen für Sie alles herzaubern kann. Die bestens restaurierte Villa Barberina, flankiert von alten Zypressen und jahrhundertalten Bäumen, ist ein hervorragendes Beispiel einer originären Landhausvilla aus dem 18. Jahrhundert, die von einer alten Familie aus Treviso gebaut wurde. Im frühen 20. Jahrhundert erwarb sie der mit Seide vermögend gewordene Celestino Piva und schenkte sie seiner Schwester Barberina.