Poggio di Sotto
Wie so häufig in der Toskana, wachsen auch auf der Fattoria Poggio di Sotto uralte Olivenbäume in direkter Nachbarschaft zu den Rebstöcken. Poggio di Sotto lässt diese Haine nicht planieren, um noch mehr Rebflächen zu schaffen, sondern weiterhin geschützt. Sie liefern winzige Erträge, die zu dem möglicherweise besten Olivenöl der Toskana verarbeitet werden. Auf dem Weingut ist Sangiovese die „Königstraube“, aus der formvollendete aber sehr klassische Brunello-Weine entstehen. Nun, um genau zu sein, deklassierte der exzentrische Winzer seine Brunelli zu „Rosso di Montalcino“, dies ganz freiwillig und für viele unverständlich. Auf diese Weise sind die herausragenden Rosso-Weine der Poggio di Sotto für viele Weinkenner die besseren Brunelli. Verwirrend, nicht wahr? Obwohl Piero Pamucci seit 2011 nicht mehr für diese Extravaganzen und überdimensionierte Qualitätsansprüche verantwortlich zeichnet, hat die Fattoria Poggio di Sotto und ihre Weine unter der neuen Führung nichts an Qualität eingebüßt. Und auch nichts an der Idee, „keine Burgunder“, sondern echte terroirspezifische Brunelli zu produzieren. Die Messlatte, die Poggio di Sotto aufstellt, ist sehr hoch.
Möglicherweise die schönsten Weinberge von Montalcino
Handverlesen liegen die insgesamt 20 Hektar großen Weinparzellen der Poggia di Sotto, die insgesamt 48 Hektar Land besitzt, an den Südhängen von Castelnuovo dell‘Abate am Fuße des Monte Amiata, circa 10 Kilometer südlich der Altstadt von Montalcino . Die Weinparzellen erstrecken sich auf Hängen zwischen 200, 300 und gut 400 Metern ü. d. M., womit sie zu den höchstgelegenen der Region gehören. Bestockt sind sie mit bis 50 Jahre alten Sangiovese-Klonen, die hier ohne Pestizide und Herbizide auskommen und ganz im Einklang mit der Natur in Kordon-Erziehungsmethode wachsen. Die Rebentypen, 120 an der Zahl, wurden zusammen mit der Universität von Florenz ausgesucht. Die Böden bestehen aus Mergel in unteren Lagen und verschiedenen Ton-Sand-Gemischen in oberen Parzellen.
Piero Palmucci, der Gründer der Fattoria, war ein Perfektionist und Naturliebhaber, dem das gesunde Wachstum der Pflanzen, gebunden an eine überdurchschnittliche Qualität des Traubenmaterials, das oberste Gesetz war. So wird bis heute bei Poggia di Sotto auf stark reduzierte Lesemenge und damit auf eine gesteigerte Qualität des Traubenmaterials geachtet. Die Weinberge sind mit einer Dichte zwischen 3.000 bis 4.200 Reben pro Hektar bestockt, bei einem gleichzeitigen Ertrag von circa 30 Hektoliter pro Hektar. Eine der wichtigsten Maßnahmen, die der Gründer einführte, ist die sogenannte „grüne Ernte“, die zweimal im Jahr – Juni und Ende Juli/Anfang August – weiterhin vorgenommen wird, was einerseits zu einer nochmaligen deutlichen Reduzierung der Traubenmenge und andererseits zur Stärkung der Reben sowie der Geschmackskomplexität der Trauben führt.
Im Weinkeller herrschen, wie nicht anders zu erwarten, moderne Vinifizierungsstandards. Die Fermentation geschieht spontan auf eigenen Hefen in Edelstahltanks oder in konischen Holzfässern. Die Fattoria Poggio di Sotto bevorzugt die malolaktische Fermentation, lange Mazerationszeiten zwischen 30 und 35 Tagen mit häufiger Umpumpung und führt die Weinherstellung unter kontrollierter Temperatur durch, um so den Weinen eine gute Frische zu geben. Der Alterungsprozess erfolgt anschließend in klassischen Botti, in 25 bis 35 Hektolitern großen Fässern aus slawonischer Eiche, die je nach Weinsorte zwischen zwei und fünf Jahren (beim Brunello Riserva) betragen. Die Weine werden anschließend ungefiltert abgefüllt und reifen auf der Flasche zwischen sechs Monaten und einem Jahr.
Obwohl das besondere Mikroklima und Bodenzusammensetzung an burgundische Verhältnisse erinnert, sind die Weine der Poggio di Sotto keine „Burgunder“. Hier legt der Besitzer zusammen mit dem Önologen des Weinguts auf einen charakteristischen Brunello wert, der seine historischen Wurzeln aber vor allem die Region nicht verleugnet.
Die höchste Qualität für Sangiovese-Trauben – mehr geht nicht!
Das Weingut Poggio di Sotto wurde von Piero Palmucci, einem legendären Weinmacher, im Jahr 1989 gegründet. Der Gründung ging eine akribische Suche nach perfekten Klonen, bei der er von der Universität in Florenz unterstütz wurde, und entsprechend passenden Lagen (oder umgekehrt) voraus. Von Anbeginn an war der Ausbau des Weinguts von einer durch und durch ökologischen, naturverbundenen Idee getragen, die gleichwohl die besten Weine der Region hervorbringen sollte. Die Fattoria war Piero Palmuccis Herzensangelegenheit, bei deren Umsetzung er keine Kompromisse machen wollte. Das nötige Kapital erarbeitete er sich in seiner leitenden Funktion in einem Logistikunternehmen in Schweden. Schon bald erlangte sein Weingut Kultstatus. Im hohen Lebensalter entschied sich Piero Palmucci 2011, sein Weingut die Weinunternehmerfamilie Tipa Bartarelli zu verkaufen, die hinter der „Gruppe ColleMassari“ steht. Neben Poggio di Sotto gehören ihr die namensgebende Tenuta ColleMassari, Grattamacco und San Giorgio. Das große Weinunternehmen führt der gebürtige Sizilianer und Industrielle Claudio Tipa Bertarelli an, der dabei von seiner Ehefrau Maria und seiner Schwester Iris unterstützt wird. Claudio Tipa, ähnlich wie Piero Palmucci, hat sein Leben verändert und sich von einem Industriellen zu einem Winzer aus Leidenschaft gemausert. Mit Weinproduktion kam der Sizilianer aber schon früh in Berührung, so wurde seine frühe Liebhaberei nun zu seinem neuen Beruf. Mit Palmucci verbinden ihn auch die Hinwendung zu Qualität unter ökologischen Maßstäben und Charakterweine mit deutlich persönlicher Note. Die Weine, die nach der Führungsübernahme die Fattoria Poggio di Sotto verließen, sprechen eine deutliche Sprache und die Weinexperten sind sich einig: Hier besteht keine Gefahr, dass das Etikett Poggio di Sotto in Zukunft internationale Auszeichnungen einbüßen wird – auch wenn die Handschrift etwas mehr in Richtung „Claudio Tipa“ gehen wird.
Brunello-orchestrales Ausnahmeportfolio
Das Portfolio der Fattoria Poggio di Sotto gehört zu den besten, was die Region bietet – und sicherlich auch zu den kleinsten. Spezialisiert ist die Fattoria eigentlich nur auf Brunello di Montalcino, denn auch ihr Rosso di Montalcino hat die Qualität eines Brunellos, wie er von vielen anderen benachbarten Weingütern produziert wird.
Damit ist natürlich der Poggio di Sotto Rosso di Montalcino DOC ein herausragender Einstigswein in die Weinwelt dieser Ausnahmewinzerei. Trotz der hervorragenden Qualität des Rossos ist es noch einmal ein Sprung zu den klassischen Brunello di Montalcino DOCG und Brunello di Montalcino DOCG Riserva, der ausschließlich in überdurchschnittlich guten Weinjahren entsteht. Bockpflaumen, Rosinen, saftige Trockenfrüchte, Zendernholz… und am Gaumen ausgewogen zwischen Tanninen und Säure. Hier erwarten Sie Finesse und Komplexität zu einem eleganten Wein zusammengebunden.
Poggio di Sotto
Gründungsjahr: 1989
Eigentümer: Claudio Tipa
Önologe: Federico Staderini
Jahresproduktion: ca. 40.000 Flaschen
Rebfläche: 20 Hektar in ökologischem Ausbau (ICEA)
Notabene: Die Fattoria produziert neben den hochklassigen Weinen auch einen Grappa und das ausgezeichnete Olivenöl, das in einer (zertifizierten) Ökomühle hergestellt wird. Kenner meinen, dies könnte das beste Öl der Toskana sein. Die Fattoria kann nur nach Voranmeldung (die Homepage hat auch ein spezielles Formular) und nur in bestimmten Monaten besichtig werden. Die Führung von gut einer Stunde schließt mit einer ausführlich geführten, jedoch nicht günstigen Degustation an. Wer in der Gegend weilt, sollte auf einem ausgedehnten Spaziergang von der Fattoria aus absteigen und die berühmte romanische Abtei Sant‘ Antimo aufsuchen, die circa zwei Kilometer von dem Weingut entfernt ist.