San Giusto a Rentennano
Das Weingut ist stolz darauf, etruskische Wurzeln zu haben. Im Mittelalter war es ein Kloster, später eine wehrhafte Festung, wovon einiges an den altehrwürdigen Gebäuden des heutigen Weinguts zeugt. Doch das ehemals gemischt landwirtschaftlich genutzte Weingut hat noch mehr zu bieten. Luca Martini di Cigala, der Mitinhaber von San Giusto, ist studierter Agronom und begeisterter Winzer mit einem klaren Konzept, bei dem Respekt vor der Natur und Qualitätsweine eng zusammengehören. San Giusto ist einer der Vorzeigebetriebe, die vollständig auf organische Produktion umgestellt haben. Doch hier ist man noch einen Schritt weitergegangen und ist eine organische Fattoria, eine Farm geworden, wo alles auf Recycling und Nachhaltigkeit ausgerichtet ist. In San Giusto a Rentennano werden Sie keine gefälligen „Modeweine“ finden dafür aber echte Weinperlen, die Eleganz, Finesse und ausgeprägte Eigenständigkeit unübertroffen miteinander verbinden.
San Giusto a Rentennano: finessenreich, naturnah und außergewöhnlich konsequent
San Giusto a Rentennano nennt 160 Hektar Land zwischen Siena im Südwesten und Gaiole in Chianti im Norden ihr eigenes. Davon sind 31 Hektar für Weinreben reserviert. Weitere 11 Hektar sind Olivenhaine, 78 werden als Agrar- und Weideland genutzt und 40 Hektar bestehen aus naturbelassenen Wäldern.
San Giusto kann sich überaus glücklich schätzen, herausragende und ungewöhnliche Weinlagen zu besitzen. Sie liegen auf circa 270 Metern Höhe in der Gemeinde Gaiole in Chianti und sind durch erstaunlich vielfältiges Terroir gekennzeichnet. Beinahe alle paar Meter wechselt die Bodenbeschaffenheit: mal überwiegt Sand, mal sind es Kalkadern oder Ton, dann wieder Vulkanasche. Die unterschiedlichen Böden sind stark mineralien-, calzium-, argillit- und alkalihaltig. Der Entwicklung der Weintrauben kommt das besondere Mikroklima zugute, das von warmen Brisen des nahen Meeres und kühlen Nächten dominiert wird. Die hügelige Landschaft mit Anhöhen von 300 M.ü.M. ist teilweise noch bewaldet und bietet damit Schutz vor zu starken Wetterschwankungen. Das wirkt sich hervorragend auf die Qualität der Weintrauben aus, die saftig, aromatisch und mit feiner Säure gekennzeichnet sind. Dabei hilft der Agronom des Weinguts, Ruggero Mazzili, tüchtig mit, der in den Weinbergen von San Giusto die sogenannte grüne Lese in den Monaten Juli und August vornimmt. Darunter ist eine Reduzierung der Erträge um 30 bis 50% gemeint, wobei bestimmte, noch nicht gereifte Trauben aussortiert werden. Dieses Verfahren erfordert viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung, damit die übriggebliebenen Trauben um so besser und kraftvoller zu Reifung kommen. Auf den mineralischen Hängen werden vor allem Sangiovesetrauben angebaut, auf kleineren Parzellen wachsen auch Canaiolo-, Malvasia-, Trebbiano- und Merlot-Reben.
Auf San Giusto arbeitet man weitestgehend mit der Hand, nachhaltig und vollständig naturnah. Seit 2006 ist San Giusto stolz darauf, das gesamte Landgut offiziell als organisch bewirtschaftet ausweisen zu können. Dazu gehört nicht nur die einwandfreie Arbeit in den Weinbergen, sondern auch die Nachhaltigkeit bei der Solarstromerzeugung, Müllreduzierung durch recycelte und recycelbare Verpackung und Kompostierung. Anschließend findet der Kompost als Düngermittel auf den Feldern des Guts Verwendung. Diese Arbeitsphilosophie ist nicht nur konsequent, sondern auch überaus qualitätsbewusst. Das macht das San Giusto a Rentennano zurecht zum einmaligen Vorzeigeweinbetrieb in der Toskana.
Im Weinkeller bestimmt Attilio Pagli, der seit 1999 Önologe des Weinguts ist, über die Kreationen des Hauses. Ihm zur Seite steht Anita Anichini, die für die Arbeit im Keller zuständig ist. Hier wird die relativ späte Ernte, die ausschließlich physiologisch als „vollreif“ geltende Trauben garantiert, weiterverarbeitet. Nach erneutem Sortierungsvorgang gelangen tatsächlich nur die allerbesten Trauben in die Vinifizierung. Gekeltert wird nach Lagen separiert, für den Gärvorgang sorgen die eigens dafür auf dem Gut gezüchteten lebendigen Hefen. Die Fermentation geschieht in Beton- oder Stahltanks und dauert je nach Wein zwischen 12 und 18 Tagen. Während dieser Zeit wird der Most mehrfach abgepumpt, um die Qualität der Trauben zu maximieren. Anschließend werden die Trauben in einer horizontalen Presse gepresst und ihr Saft dem Wein zugefügt. Die malolaktische Gärung geschieht in beheizten Räumlichkeiten, in denen die Bottiche stehen. Für den Reifungsprozess stehen unterschiedliche Holzfässer, Eichentonneaux, französische Barriques und kleine Kastanienfässer, zur Verfügung. Je nach Wein altern sie zwischen 10 und 24 Monaten, wobei die Weine in dieser Zeit mehrmals abgefüllt werden. Bevor es für sie dann in den Verkauf geht, lagern die Weine noch einmal mindestens sechs Monate auf der Flasche. Übrigens, die meisten Weine von San Giusto werden ungefiltert abgefüllt.
Die Weine, die so entstehen, kann man durchaus im besten Sinne des Wortes als „rein“ bezeichnen, zumal in San Giusto keine internationalen Varietäten hinzugenommen werden, um den jeweiligen Charakter des Weins hervorzuheben. Wer auf diese bekannte „Aufputschmethode“ verzichtet und dennoch (oder gerade deswegen) so herausragende Weine kreiert wie im San Giusto-Weingut, der gehört sicherlich zu den wenigen Großmeistern seines Fachs. Davon zeugen die hohen Bewertungen und zahlreichen Preise, die die Fattoria San Giusto a Rentennano regelmäßig zukommen.
Die bewegte Geschichte der heutigen Fattoria
Der Zusatzname von San Giusto a Rentennano ist etruskischen Ursprungs, denn dieses sagenumwobene Volk siedelte ursprünglich in dieser Gegend und machte sie urbar. Die historischen Wurzeln des heutigen circa 200 Hektar großen Anwesens reichen ins Mittelalter als die Fattoria dem Zisterzienserkloster San Giusto alle Monache – San Giusto von den Nonnen – gehörte. Die Stadt Florenz ließ 1204 die Anlage zu einer Festung ausbauen, um so den damals vertraglich festgelegten Grenzverlauf zwischen Florenz und Siena zu sichern. Eine mächtige Barbakane, einige Zinnen und vor allem die unterirdischen Gewölbekeller sind bis heute die sichtbaren Zeugen dieser Zeit. Der mittelalterliche Keller wird heute noch als Lager für den Ausbau der Weine genutzt. Seit 1914 gehört das Landgut der Familie Martini di Cigala, die es durch Heirat erwarb. Es war schließlich Enrico Martini di Cigala, der es 1957 erbte und sich auf Weinanbau und Olivenölherstellung fokussierte. 1992 zog er sich aus dem aktiven Geschäftsleben zurück und übergab das Weingut an seine neun Kinder. Heutzutage sind es sechs seiner Nachkommen, Anna, Lucia, Elisabetta, Francesco, Alessandro und Luca Martini di Cigala, die partnerschaftlich das Landgut führen. Dabei ist es vor allem Luca, der studierte Agronom, der sich für die möglichst naturnahe Arbeit in den Weinbergen begeistert.
Das Portfolio der Fattoria San Giulio a Rentennano
Sechs außergewöhnliche Weine – einen Rosé („Il Rosado“), einen Süßwein und vier Rote – umfasst das Portfolio von San Giulio a Rentennano. Darunter finden Sie Weine, die zu den besten unter den toskanischen Traubenerzeugnissen zählen. Hier können Sie praktisch nichts falsch machen, wovon bereits die Einstiegsweine, der Chianti Classico DOCG, gefolgt von dem Riserva „Le Baròncole“, ein Cuvee aus 97 % Sangiovese und 3 % Canaiolo, beredtes Zeugnis ablegen. Elegant, fruchtig und herrlich trinkbar ist der Chianti Classico ein „Klassiker“ auf bereits sehr hohem Niveau.
Das Flaggschiff des Weinguts San Giulio ist der reinsortige Sangiovese „Percarlo“, beinahe schon eine Legende, dem Robert Parker im WINE ADVOCATE zwischen 95 und 98 Punkte einstuft. Hier kommen nur Weintrauben der ältesten und besten Weinberge von San Giulio ins Spiel, deren Reben bloß 1 Kilogramm Trauben pro Weinranke ergeben. Daraus kreiert der Önologe des Hauses einen Roten, der zu Italiens besten Sangiovese-Weinen zählt.
Probieren sollten Sie auch den mit Super Tuscans verglichenen Merlot di Toscana IGT „La Ricolma“. Liebhaber von Dessertweinen sollten sich beeilen und den aus Malvasia und Trebbiano gewonnen „Vin San Giusto“ kaufen, denn diese Rarität, die in kleinen Kastanienfässern sechs Jahre lang altern darf, ist in Nu ausverkauft. Wer sich nichts aus Süßweinen macht, der sollte hierbei eine Ausnahme machen. Hier werden Sie mit ungewöhnlicher Komplexität überrascht, kein Wunder, schließlich trocknen die Trauben bis zu 140 Tagen und verlieren dadurch knappe 40% ihres Volumens bevor sie weiterverarbeitet werden. Robert Parker hat diesem besonderen Superwein von 2010 schon 99 Punkte vergeben…
Ein Wermutstropfen ist, dass nur wenige Flaschen der herrlichen Rotweine made by San Giusto die italienischen Grenzen verlassen, und die wenigen entsprechend schnell vergriffen sind.
San Giusto a Rentennano
Gründungsjahr: 1914
Eigentümer: Familie Martini di Cigala
Önologen: Attilio Pagli und Anita Anichini
Jahresproduktion: ca. 80.000 Flaschen
Rebfläche: ca. 31 Hektar
Notabene: Aus den organisch bewirtschafteten Olivenhainen stammt der besonders frische San Giusto extra virgine Olivenöl, ein Blend aus verschiedenen alten Varietäten. Die Fattoria kann zu regulären Öffnungszeiten Montag bis Freitag (9:00-13:00, 14:00-18:00/17:00) aufgesucht werden. Für Besichtigungen ist eine Anfrage per Telefon oder eMail obligatorisch.