I Luoghi
Wie sie selbst hervorheben, ist ihr Weingut aus einem emotionalen Impuls heraus entstanden. Dieser bewog Paola und Stefano Granata dazu, ihre erlernten Berufe zu verlassen und sich ganz und gar dem Wein in der Bolgheri zu widmen. Dass die beiden ein gutes Händchen bei der Wahl ihrer Weinparzellen nördlich von Castagneto Carducci bewies, trägt sicherlich zum schnellen Erfolg des Jungunternehmens bei. Jedoch nicht nur. Denn das Paar setzt auf ungekünstelte Bolgheri-Weine mit schöner Eleganz, aber mit wesentlich weniger Holz und mehr Säure als ihre berühmten Nachbarn. 2002 war es soweit und die beiden Weine der I Luoghi erblickten das Licht der Welt, um bereits 2006 das Testing-Team des Weinmagazins "Decanter" zu überzeugen. Mit dem Ergebnis von 4 Sternen in entsprechender Kategorie. Ein Wahnsinns-Erfolg möchte man meinen!
I Loughi setzt auf Mikrovinifikation
Das Weingut I Luoghi besteht aus 5 Hektar Land, wovon 3,5 Hektar als Weinberge in Nutzung sind. Der Rest sind zum Teil uralte Olivenbäume, die der Ölgewinnung dienen. Die Azienda Agricola liegt im Norden von Castagneto Carducci und Donoratico in der Region Livorno. Das Mikroklima wird hier einerseits von den bewaldeten Hängen der Gherardesca-Berge, andererseits vom Tyrrhenischen Meer beeinflusst, das sich nur einen Katzensprung von den Weinbergen des I Luoghi befindet. Dem Weingut gehören zwei Vigneti, die in mehrere Parzellen aufgegliedert sind und namentlich "Podere Ritorti" und "Pineta di Carolo" heißen. Die Struktur der Weinberge wurde erst 2000/2002 verändert, die Altbestände herausgerissen und die Parzellen von Grund auf neu aufgebaut, mit der Idee, sie möglichst dicht zu bestocken, was konkret eine Dichte von 7.900 Rebstöcke pro Hektar bedeutet. Die hier angebauten Varietäten sind Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot und Syrah, die im Sporn- und Doppelspornkordon-System erzogen werden.
Auf I Luoghi arbeitet man naturnah als eine Mischung aus ökologischem Anbau und klassischen agronomischen Entscheidungen. Das hat beispielsweise zufolge, dass die Traubenselektion zugunsten der Qualität auf einer natürlich bedingten Reduktion beruht. Das Winzerpaar Paola de Fusco und Stefano Granata dünnen ihre Trauben nicht am Rebstock aus, stattdessen folgen sie den natürlichen Gegebenheiten der Böden und der Bestockung. Auf der Lage "Pineta di Carolo" haben sie einen natürlichen Ausdünnungshelfer, der die Qualität der Trauben steigert: die Fasane. Sie leben in der für Jäger gesperrten Region ungestört und sorgen während der Reifungszeit für entsprechende natürliche Traubenminimierung. Herbizide haben auf der I Luoghi nichts zu suchen und auch die Düngung wird nur nach Bedarf minimal eingesetzt.
In den Monaten September und Oktober erfolgt die Lese, die von Hand vorgenommen wird. Das Lesegut wird in kleinen Kisten separat nach Lage und Klonsorte eingesammelt und ohne Verzögerung in der nahen Cantina verarbeitet. Die Vinifizierung beginnt mit dem Entrappen und der ersten Gärung in kleinen temperaturkontrollierten Edelstahltanks, auch dieses separat nach Sorte, Lage und Klon. Die Gärung geschieht spontan auf Eigenhäfen. I Luoghi setzt aufs täglich manuell vorgenommenes Runterdrücken der Tresterkappe und das Umwälzen des Weins nach oben, um auf diese Weise die beste Extraktion aus den Schalen zu erreichen. In der Regel ist der erste Gärvorgang nach 20 Tagen abgeschlossen. Danach wird der sogenannte Vorlaufwein abgestochen, jedoch nicht aus dem Trester ausgepresst (kein Presswein). Dieser Jungwein wird geschönt und unterläuft die sekundäre, die sogenannte malolaktischen Gärung, die sowohl in Stahlbehältern als auch in Allier-Fässern vorgenommen wird. Abschließend reift der nach Sorte und Lage separierte Wein in Barriques zwischen 14 und 20 Monaten. Erst dann kommt es zur endgültigen Assemblage der Weine und einer weiteren Reifung, der sich leichte Schönung und Abfüllung in Flaschen anschließen. Als Flaschenweine lagern die Bestände noch zwischen sechs und zehn Monaten im Weinkeller, bevor es dann endlich in den Verkauf gehen darf.
Die perfekt und penibelst-sauber ablaufenden Vinifizierungsprozesse finden bisher noch in dem stimmungsvollen alten Toskanergebäude des Weinguts statt. Das soll sich jedoch bald ändern und der neue, unterirdisch angelegte Weinkeller in Betrieb genommen werden. Diese Anlage wird einen vollständig auf die Schwerkraft ausgelegten Prozess der Weinbereitung ermöglichen und mechanisches Pumpen verzichtbar machen.
I Luoghi: aus purer Leidenschaft zum Wein geboren
Die Angaben zum Entstehungsjahr des Weinguts I Luoghi, der in voller Nennung "Azienda Agricola I Luoghi di Stefano Granata" heißt, variieren zwischen 1999 und 2000. Sicherlich war der Wendepunkt für die beiden heutigen Vollwinzer Stefano Granata und seine Ehefrau Paola de Fusco das Jahr 1999, als sie nach jahrelanger Suche endlich die richtigen Weinberge fanden. Während Paola aus einer Familie stammt, die tief in der Maremma verwurzelt ist – ihr Vater war Imker in Cecina –, kommt die Familie Granata aus Mailand und kam in die Bolgheri als Stefano fünf Jahre alt war.
Beide Eheleute sind Quereinsteiger, die sich zunächst für ganz andere Berufe entschieden hatten. Stefano Granata ist studierter Elektrotechniker, der jahrelang in einem entsprechenden Unternehmen arbeitete. Paola de Fusco studierte zunächst Jura, das sie auch erfolgreich abschloss, doch nur um anschließend Weinbaukurse bei dem renommierten Professor Attilio Scienza an der Universität von Mailand zu belegen. In dieser Zeit absolvierte sie ein Praktikum im angesehenen Castello del Terriccio. Ihr Agrikulturstudium mit Schwerpunkt Önologie schloss Paola jedoch an der Fakultät für Agronomie in Pisa ab, das sie mit dem Ausbau ihres eigenen Weinguts kombinierte. Sie war sicherlich die treibende Kraft hinter dem "Projekt I Luoghi", was sie selbst durch ihre Familiengeschichte motiviert sieht. Bereits ihre Urgroßeltern, gefolgt von den Großeltern, waren Winzer und so reicht Paolas Weinhintergrund bis auf das Jahr 1900 zurück. Ohne Frage, beide Winzer werden von ihrer persönlichen Leidenschaft für die Arbeit mit den Reben und den Weinen getrieben. Das korrespondiert mit ihren beiden Weinkompositionen, die ganz und gar dem Charakter des Terroirs verschieben sind. Ihnen beratend zur Seite steht die erfahrene und nicht minder leidenschaftliche Önologin Gioia Cresti.
Winzig und schon rar! Das Portfolio der I Luoghi
Das Portfolio des Weinguts I Luoghi beläuft sich seit seinen Anfängen bis heute rigoros auf nur zwei Sorten: den "Podere Ritorti" Bolgheri DOC, eine Cuvée aus mehrheitlich Cabernet Sauvignon und 10 % Franc, 5 % Merlot, 5 % Syrah, sowie "Campo al Fico" Bolgheri DOC Superiore. Der letztgenannte Wein wird aus 80 % Cabernet Sauvignon und 20 % Cabernet Franc gemacht und reift 20 Monate lang in Barrique, während der erstere 14 Monate zum Reifen hat. Obwohl beide Weine in der gleichen Genussliga spielen, ist der "Campo al Fico" mit den 3.000 jährlich produzierten Flaschen eine echte Rarität und dann vielleicht doch einen Tick besser als der andere.
Beide Lagenweine sind keine "klassischen" Bolgheris, sondern sehr eigene Charaktere, die durchaus jedes Jahr anders ausfallen können und dann einer neuen Interpretation bedürfen.
Der "Campo al Fico" hat eine herausragende Nase zwischen Holz, Würze, Rauch und dunklen Früchten mit Anklängen an Vanille und Kaffee. Die Tannine sind reif, der Gaumen bleibt dennoch frisch, mit einer tollen Mundfülle von großer Finesse, die nicht geglättet ist und ihre Minimaleigenheiten als Charakterstärke behält. Mit überragendem Finish noch dazu!
Etwas anders ist der "Podere Ritorti", der eine frischere Nase mit leichtem Parfüm und Lakritze hat. Später am Gaumen knackige Tanninen und minzige Anklänge, gefolgt vom enormen Abgang (Jahrgang 2012).
Zu erwähnen sind abschließend die absoluten Raritäten: die drei Reinsortigen, die das Weingut zurzeit nicht produziert, die aber unter dem Etikett I Luoghi "SassoSolo" noch zu finden sind: "Sassosolo" Toscana IGT 2012 (Cabernet Sauvignon), "Sassosolo Laschi" Toscana IGT 2012 (Cabernet Sauvignon), "Fuorisolco" Toscana IGT 2012 (Cabernet Franc). Von jedem dieser Spezialitäten gibt es nur ein Barrique, das sind 300 Flaschen. Diese absolute Mikroproduktion hat es in sich! Die Weine altern 24 Monate auf französischer Allier-Eiche und werden ungeschönt und ungefiltert abgefüllt. Mehr Bolgheri-Original geht nimmer!
Azienda Agricola I Luoghi di Stefano Granata
Gründungsjahr: 2000
Eigentümer: Stefano Granata und Paola de Fusco
Önologen: Paola de Fusco, beratend Gioia Cresti
Jahresproduktion: 15.000 Flaschen
Rebfläche: 3,5 Hektar in teils naturnahem Anbau
Notabene: Das Weingut produziert gleicherweise ein schönes Extra Virgine Olivenöl von bis zu 100-jährigen Olivenbäumen und einige wenige Grappa-Flaschen. Wer das sympathische Paar auf ihrer stilechten, schönen Azienda besuchen möchte, sollte sich auf der Homepage des Weinguts voranmelden. Und wenn Sie schon in der Gegend sind, dann schauen Sie sich das "Museo del Vino di Bolgheri" in Donoratico an (mit Degustation und Weinverkauf).