Tommasi
Unter dem Label der Tenuta Tommasi werden jedoch nicht nur Amarone aus der Appellation Valpolicella, sondern auch Bardolino, Soave, Prosecco und einiges mehr an typischen Regionalweinen in herausragender Qualität gemacht. Unter den vielen Prämienweinen ist der Amarone das Flaggschiff der Tenuta Tommasi. Amarone-Weine sind per se keine Leichtgewichte, ganz im Gegenteil, ein Amarone ist berühmt für seine Langlebigkeit und seine tiefe Körperdimension voller Aromen. Sein Name rührt von den Bitternoten, die diese Weine früher (und manchmal auch noch heute) am Gaumen entwickelten (it. amaro für bitter). Die Amaro-Weine aus dem Hause Tomasi kennzeichnen vor allem volle Kirsch- und Pflaumennoten oder marmeladige Beerenanklänge sind nicht jedermanns Sache, doch muss man mit diesen Weinen ein wenig Geduld haben, damit sich zum Körper samtweiche Strukturen gesellen und so manch eine pfeffrige Note sich mir spezifischer Süße nach Lakritz, feiner Würze, Rosinen und warmer Vanille daruntermischt. Amarone sind kräftig, aber wenn sie gut sind, sind sie gleichzeitig elegant und auf ihre spezielle Art leicht. Und die Weine aus dem Hause Tommasi sind definitiv gut.
Die Tenuta Tommasi liegt in dem berühmten Weinanbaugebiet Valpolicella DOCG, das sich zwischen Verona und dem Osten des Gardasees, in Venetien, erstreckt. Das Haupthaus des Weingutes befindet sich in dem kleinen Dorf Pedemonte nordwestlich von Verona. Zu der Tenuta gehören mittlerweile 195 Hektar dem Weinbau zur Verfügung stehenden Landes. Die Winzer können sich glücklich schätzen, dass ihre Vorfahren schon früh begannen, die besten Lagen der Region aufzukaufen, allen voran die „Conca d’Oro“, gefolgt von „La Groletta“ und „Ca’Florian“. Hier wachsen vor allem die regionalen Reben wie Corvina und Corvinone, sowie Oseleta und Rondinella.
Die Winzerfamilie Tommasi gehört mit ihrem nach ihnen benannten Weingut zu den führenden Weinerzeugern im Valpolicella. Einer ihrer Schwerpunkte liegt in der Herstellung des weltberühmten Amarone-Weins, der nur aus einer bestimmten Region in Venetien stammen darf. Die Tenuta Tommasi rühmt sich, nicht nur einen den besten Amarone herzustellen, sondern wesentlich dazu beigetragen zu haben, dass diese außergewöhnliche Weinsorte auch weltweit bekannt wurde.
Das besondere Verfahren macht den Amarone zu dem was er ist: ein schwerer aber köstlicher Wein, der viel Zeit braucht, um sein Können zu offenbaren. Dafür werden die Trauben sofort nach der Lese auf Bambusgestellen im Weinkeller der Tenuta Tommasi in drei Monaten getrocknet. Das erfordert eine hervorragende Belüftung und saubere Arbeit, damit die Trauben nicht mit schlechten Bakterien zu faulen beginnen. In diesem fachmännisch als Appassimento bezeichneten Verfahren verliert das Lesegut ein Drittel oder mehr ihres Frischgewichts, gewinnt gleichzeitig aber an Süße und Aromen. Erst nach dieser Rosinisierung geht es weiter in die Fermentierung. Ein echter Amarone unterliegt striktem Reglement in der Herstellung. Erst nach zweieinhalb Jahren darf der Wein sich Amarone nennen. Die Tenuta Tommasi geht darüber hinaus und lagert ihren Amarone für mindestens drei Jahre in großen Holzfässern, der größte ist 333 Hektorliter groß und heißt passenderweise „Magnifica“.
Die Tenuta Tommasi macht sich mit ihren unterschiedlichen Appellationen in Venetien die hier vorherrschenden guten klimatischen Bedingungen und die sanft-hügelige Landschaft zwischen 70 und 400 Metern Höhe zu Nutze für eine große vielfallt an zumeist autochthonen Traubensorten. Je nach Lage überwiegen unterschiedliche Bodenzusammensetzungen, die vor allem durch den prähistorischen Gletscher entstanden sind, und viel Kiesel, Sand, aber auch unterschiedliche Mineralien beinhalten. Die Region ist von starken Winden aus dem Norden durch die Monti Lessini und die Dolomiten geschützt und die Hitze der Sommermonate mildern das nahe gelegene Mittelmeer mit seinen kühlenden Brisen.
Das tradierte Weinwissen der Winzerfamilie Tommasi zahlt sich aus, wenn es darum geht, eine große Bandbreite an verschiedenen Anbaugebieten, unterschiedlichen Traubensorten und schließlich sehr unterschiedlichen Weinen zu unterhalten und hochqualitativ zu nutzen. Ein leichter sommerlicher Valpolicella entsteht hier genauso perfekt wie ein vollendeter gehaltvoller Amarone oder der anspruchsvolle Ripasso della Valpolicella, ein Wein, der aus einer erneuten Gärung des Amarone-Tresters gemacht wird, und vielleicht am stärksten das Terroir widerspiegelt.
Starke Familienbande um die Tenuta Tommasi
Die Geschichte der Tenuta beginnt im späten 19. Jahrhundert mit Alfonso Tommasi, der in Pedemonte einen landwirtschaftlichen Betrieb gründete. Zunächst ist der dazugehörige Weingarten nur ein kleines Fleckchen Erde, das offiziell 1902 von Giacomo Tommasi zu einem Weingut ausgebaut wird. Seine Weine erfreuen sich steigender Nachfrage und so wurde auch der kleine Weingarten stetig erweitert. Durch das gute Gespür seiner Nachkommen für den Weinbau und die richtige Wahl an geographisch optimal liegenden Weinbergen hat die Tenuta Tommasi stetig an Größe und Erzeugungsvermögen dazugewonnen. Damit wuchsen auch das Know-How der Winzer und die Qualität der Weine. Mittlerweile wird die Tenuta in vierter Generation von neun Familienmitgliedern mit verteilten Aufgaben geleitet. Alleine vier Tommasis – Piergiorgio, Stefano, Francesca und Erica Tommasi – sind damit beschäftigt, den regionalen, italienischen und internationalen Marketing und Vertrieb zu managen. Als Export-Direktor fungiert Pierangelo Tommasi, der herausragende Hausönologe ist Giancarlo Tommasi und einer der Administratoren des Weinbetriebes ist Paola Tommasi.
Doch damit nicht genug. Die 1902 gegründete Tenuta Tommasi mit ihren Weinbergen in Valpolicella Classico bekam nach und nach viele Ableger in Venetien, deren Weine unter dem „Tommasi“-Label vermarktet werden. Dazu gehören die Tenuta Fossa Granara in Castelnuovo del Garda (Gardasee) zusammen mit der Villa Fontana und Bosco del Gal, wo Bardolinos entstehen. Die Tenuta San Martino befindet sich in San Martino della Battaglia und produziert Trebbiano di Lugana Trauben. Die letzte Tenute im Verbund der Tommasi Weingüter in Venetien ist die Tenuta Le Volpare in der Kommune von Monteforte D’Alpone, wo die Varietäten Garganega und Trebbiano Veronese verwendet werden.
Ein neuentstandenes Akquiseprojekt der Tommasis sucht gezielt nach ganz speziellen, klassisch italienischen Weinproduktionsstäten, die nun unter dem Schirm von „Tommasi Family Estates“ zusammengefasst werden. Dieses große Investmentprogramm begann erst mit der vierten Generation der Tommasi-Winzer und ist bei weitem noch nicht abgeschlossen. Ihm gehören bereits fünf Weingüter wie die Tenuta Caseo in Oltrepò Pavese in der Lombardei. Hier spezialisiert man sich auf die Trauben Trebbiano di Lugana und ihre Erzeugnisse. Weitere Tenute der Tommasis stehen in toskanischen Anbaugebieten von Montalcino (Podere Casisano) und der Maremma (Poggio Al Tuffo), sowie in Manduria in Apulien (Masseria Surani). Neuerdings kam noch die sich immer mehr herausmausernde Basilikata mit der Tenuta Panternoster in Barile dazu.
Die Winzerfamilie legt großen Wert auf die selbständige Identität der erworbenen Tenute, auf ihre alte Geschichte und die unverwechselbare Charakteristik der dort erzeugten Weine. Seitens der Winzer heißt es: „Die Familie Tommasi verspricht Qualität und Exzellenz“. Aktuell verwaltet die Familie Tommasi circa 700 Hektar Weinberge in ganz Italien.
Das Portfolio: Nicht nur, aber auch Amarone
Zugegeben, die bekanntesten Weine der Tenuta Tommasi sind die großen Rotweinklassiker zu denen der „Amarone della Valpolicella Classico“ DOCG, der „Ca’ Florian Amarone della Valpolicella Classico Riserva“ DOCG und vor allem der vielmals ausgezeichnete Tommasi „De Buris Amarone della Valpolicella Classico Riserva“ DOCG gehören. Der Amarone Classico ist ein samtiger, kräftiger Wein von überraschend feinen Aromen. Dicht am Gaumen mit viel reifen Kirschen und Anklängen an Pflaumen und überreife Trauben. Der Amarone „Ca’Florian“ Riserva ist ein intensiver Wein mit einem Bouquet voller dunkler Früchte und roten reifen Beeren, versetzt auch mit einer Süße von Lakritz. Am Gaumen schmeckt man zum Schluss wunderbar bittere Schokolade. „De Buris“ ist eine Spitzenleistung, die von BIBENDA mit 5 Weintrauben, von GAMBERO ROSSO mit 3 Gläsern und von James Suckling mit 95 Punkten (Jahrgang 2008) ausgezeichnet wurde.
Doch die Tenuta Tommasi produziert auch andere Klasseweine wie den Tommasi „Ripasso Valpolicella Classico Superiore“, eine Cuvée aus 70% Corvina, 25% Rondinella und 5% Corvinone. Für einige stellt er die Spitze der Tommasi-Produktion dar. Er überzeugt mit einem Aroma voller feiner Würze, einer kräftigen Beerenmarmelade mit einem Hauch von schwarzem Pfeffer und einem rosinartigen Finish. Der Wein braucht Zeit, am Gaumen ist er durch und durch ein kräftiger Tropfen, der trotz der Wucht sehr elegant und alles andere als zentnerschwer daherkommt.
Aus den mit Tommasi gelabelten Weingütern in Venetien kommen auch Bordalino-Weine, wie der „Fossa Granada Bardolino Chiaretto“, ein krisper Rosé, aber auch der „Custoza“ DOC, der „Le Fornaci Lugana“ DOC und der Cru-Wein „San Martino Lugana“ DOC. Auch ein „Soave Classico“ DOC ist darunter, um einen weiteren interessanten Wein aus der vielseitigen Palette der Tommasi-Etiketten zu nennen.
Tommasi Viticoltori
Gründungsjahr: 1902
Eigentümer: Familie Tommasi
Önologe: Giancarlo Tommasi
Jahresproduktion: ca. 2.000.000 Flaschen
Rebfläche: ca. 195 Hektar in konventionellem Anbau
Notabene: Die Tenuta Tommasi ist nicht nur wunderschön gelegen, sondern verfügt auch über ein Vier-Sterne-Luxus Hotel, die Villa Quaranta. Der Villa angeschlossen sind ein Bistro und ein Restaurant mit hervorragender Küche, sowie eine Spa-Therme, die sich auf Weintherapie spezialisiert hat, die eine verjüngendere Hautwirkung haben soll. Sie können hier nicht nur den herrlichen Amarone von innen, sondern auch von außen genießen, denn dem Rotwein werden antioxidative Kräfte nachgesagt.
Die besucherfreundliche Tenuta Tommasi bietet auch Führungen durch das Weingut und den Keller an. Gekrönt wird die Führung durch eine opulente Degustation, die in einem stimmungsvollen Raum stattfindet und zu der lokale Spezialitäten dargereicht werden. Doch Führungen gibt es nicht nur in der Tenuta Tommasi. Eine Internetseite der Gruppe „Tommasi Family Estates“ informiert über die aktuellen Veranstaltungen und Führungen. Hier kann auch online gebucht werden (oder per emily.riolfi@tommasi.com). Wem es nach mehr Tommasi-Weinen und speziellen Orten verlangt, der sollte in Verona auf die Piazza dei Signori gehen und das Caffè Dante aufsuchen. Hinter dem Namen verbirgt sich ein erstklassiges Restaurant mit hervorragenden regionalen Gerichten und einer nicht minder guten Weinkarte.