Rainoldi
Rainoldi: so schmeckt das neue Veltlin
Aldo Rainoldi will weder ein „Unternehmer“ – wie vielleicht seine Vorfahren es noch waren – noch ein „Manager“ sein. Er ist studierter Önologe und kreiert Weine. Auch behagt es ihm nicht, wenn immerzu von „traditionellen“ Weinen gesprochen wird, wenn es um die Anbauregion Valtellina alias Veltlin geht. Was stört ihn daran? Es ist nicht nur der Gaumen der Weinconnaisseure, der sich verändert hat – es ist auch der weintrinkende Durchschnittseuropäer, der das Kernige der Veltliner Weine nun eher als ‚ruppig‘ empfindet.
Samtigere, fruchtigere, frische Noten werden heutzutage erwartet und der klassische Veltliner Wein war vor allem hart wie das Leben in Veltlin selbst, so Aldo Rainoldi. Für die Winzer vom Schlag seines Urgroßvaters und Großvaters seien die Weine bessere Lebensmitteln gewesen, man erntete auch die doppelten Mengen, um sein eigenes Überleben im kargen Veltlin zu sichern.
Aldo Rainoldi macht Weine, die sich stark von den Produkten seines Großvaters unterscheiden. Sie sind fruchtbetonter, leichter und nähern sich dem Pinot Noir an. Seine Nebbiolos sind warm, samtig und fruchtig zugleich. Rainoldis Weine stammen aus dem DOC-Ausbaugebiet des Rosso di Valtellina und aus dem DOCG-Ausbaugebiet Valtellina Superiore. Zu den interessantesten Weinen gehört sicherlich der Chiavennasca, ein Nebbiolo, der auf den DOCG-Anbaugebieten wie Grumello, Inferno, Sassella, Valtellina Superiore und Valgella, auf steilen, terrassenartig angelegten Weinlagen wächst.
Geschäftstüchtigkeit mit der richtigen Winzernase
Am Anfang des Rainoldi-Weinguts steht Giuseppe Rainoldi, der 1850 im winzigen Dorf Arigna im Veltin geboren wurde. Giuseppe Rainoldi hat die Armut und die Abwanderungen der Menschen um sich herum erlebt. Wer die Heimat nicht verlassen oder verhungern wollte, musste sich rechtzeitig eine gute Geschäftsstrategie überlegen. Und das hatte Giuseppe als er zum einzigen Müller des Ortes und bald einem Exporteur der typischen landwirtschaftlichen Erzeugnisse des Veltins in die Schweiz wurde. Der Weinanbau gehörte zunächst nur unter anderem dazu.
Die offizielle Geburtsstunde des Rainoldi-Weinguts ist das Jahr 1925, in dem Aldo, der Sohn Guiseppes, in Casacce, einem Vorort von Chiuro, mit dem Bau einer Weinkellerei begann. Der Weinhandel seines Vaters bestand noch aus dem Export kleiner Kastanienholz-Weinfässer, die in die Lombardei und in die Schweiz gebracht wurden. Die Flaschenabfüllung wurde nur marginal betrieben, doch Aldo baute diese Sparte stetig aus und ließ als einer der ersten auf dem Flaschenetikett auch den Jahrgang abdrucken.
1960er Jahre stehen unter dem Signum von Giuseppe „Peppino“ Rainoldi, dem Sohn von Aldo, der in Sachen Geschäftstüchtigkeit seinem Großvater im nichts nachsteht. In dieser Zeit werden die hauseigenen Weinberge ausgebaut, um eine größere Varietät der immer internationaler werdenden Weinklientel anzubieten. In dieser Zeit exportiert die Rainoldi-Weinkellerei nicht nur nach Europa, sondern auch nach Nordamerika, Japan und China.
Die Qualität der Weine nimmt einen guten Sprung nach oben, als Ende der 1990er Jahre Aldo Junior, der Enkel von Giuseppe, die Führung im Hause Rainoldi übernimmt. Nach seinem Studium an der Universität Turin und einigen Auslandserfahrungen im Weinanbau ist er ein versierter Önologe, der in dritter Generation das Familienunternehmen führt. In seiner Person vereinigen sich die Familientradition der Weinbauer und der Unternehmergeist mit modernem Qualitätsdenken und Nachhaltigkeit in Umweltfragen.
Weine von Rainoldi – die sollten Sie nicht verpassen
Zu den Bestsellern aus dem Rainoldi-Weinsortiment gehören Sfursat Fruttaio Ca‘Rizzieri, Valtellina Inferno, Sfursat di Valtellina, Valtellina Sassella und Grumello Riserva. Der Rote Sfursat Fruttaio Ca’Rizzieri ist ein warmer Wein. Vollmundig, kräftig und abgerundet am Gaumen – in der Nase schmeichelt er mit würzig-frischen, an Kaffee, Kakao und Rosinen erinnernden Aromen. Ganz anders kommt der auf steilen Felslagen des Valtellina Superiore gedeihende Rainoldi Valtellina Inferno. Sein langlebiges Potenzial entwickelt sich im Barrique aus französischer Eiche. Weichheit und feines Parfüm mit Tabak- und Pflaumennoten gehen hier eine exzellente Verbindung mit balancierter Säure. Dieser Wein schreibt sich nicht nur ein in die neuen Veltlin Weine – er ist einer seiner besten Erneuerer.
Unvergesslich auch der Grumello Riserva – ein aus Nebbiolo beziehungsweise Chiavennasca-Trauben gewonnener Cru mit langlebigem Inhalt. Seine Reben wachsen auf Sand-Kies-Böden in größeren Höhen und schaffen volle Weine mit Charakter.
Liebhaber von Sekterzeugnissen kommen bei Rainoldi gleicherweise auf ihre Kosten. Zwei „Bubbles“ stehen hier zu Auswahl – beide sind der Stolz des Rainoldi-Winzerhauses. Vor allem der Cuvée Maria Vittoria, ein Sekt in klassischer Flaschengärung, muss hervorgehoben werden, denn hier reifen 60 Monate lang Nebbiolo-Tauben aus höheren Lagen zusammen mit Pignola und Rossola auf eigenen Hefen. Dieser Rosé ist einfach einzigartig spritzig.
Rainoldi
Eigentümer: Aldo Rainoldi
Gründungsjahr: 1925
Önologe: Aldo Rainoldi
Jahresproduktion: ca. 220.000 Flaschen
Rebfläche: ca. 10 Hektar im konventionellen Anbau
Notabene: Es können „Patenschaften für einen Weinberg im Veltlin“ übernommen werden.