Castello di Fonterutoli
Historische Weinberge und seine spektakuläre Weinproduktion
Das Weingut Castello di Fonterutoli besitzt insgesamt 650 Hektar Land, wovon 117 den Weinreben vorbehalten sind. Auf Höhen zwischen 220 und 550 Metern ü.d.M. liegen fünf verschieden Zonen und 120 Parzellen, auf denen verschiedene Varietäten wachsen. Die adelige Familie legt sehr viel Wert auf nachhaltige Bewirtschaftung des Landes und gliedert die Weinlagen in natürliche Bepflanzungen, Wald oder alte Nutzfelder (Olivenhaine, Lavendel) ein.
Von Hand geerntet wird der Traubenertrag je nach Lage einzeln verarbeitet und separat in Holzfässern gelagert, um das Spezifische des Terroirs, die Charakteristik der Trauben und ihre Aromen, bestmöglich herauszuarbeiten und zu konservieren. Die Weinberge werden mit großer Rücksicht auf Biodiversität, Schonung des Grundwassers und traditionelle Kultivierung der vorwiegend autochthonen, in der Region verwurzelten Rebsorten bearbeitet. Auf Pestizide und Kunstdünger wird verzichtet und stattdessen auf selbst hergestellten Kompost und natürliche Abwehrstoffe und Gründüngung mit Wildpflanzen, von denen nützliche Insekten mitprofitieren.
Der Weinkeller der Superlative
Der Weinkeller des Weinguts befindet sich nicht wie einst in verschiedenen Gebäuden von Fonterutoli, sondern ist seit 2006 in den Berg unterhalb des Ortes eingebaut. Das Gebäude gehört zu den spektakulärsten Weinkellereien Italiens und wiederholt in seiner halbrunden oberirdischen Architektur sowohl die Form der Weinhügel als auch die einer florentinischen Fortifikation. Für die Architektur zeichnet Agnese Mazzei verantwortlich.
Zwei Drittel des Gebäudes liegen im Gestein verborgen. Hier, in großen unterirdischen Hallen findet die eigentliche Weinherstellung statt. Dieses innovative Gebäude vereinigt modernste Technik der Vinifizierung mit ressourcensparenden Vorgängen und fulminanter Ästhetik. Die Barricaia, das Fasslager, liegt zuunterst auf 15 Metern Tiefe im Berggestein. Über 3.500 Eichenfässer voller Wein lagern hier und reifen in einer konstant kühlen Temperatur. Für die gleichmäßige Luftfeuchtigkeit sorgt das spektakulär entlang der roh behauenen Steinwände laufende Quellwasser.
Das Castello di Fonterutoli und seine Lagen
Die 73 Weinberge des Castello di Fonterutoli erstrecken sich über 5 Produktionszonen (Fonterutoli, Siepi, Le Ripe, Belvedere, Caggio) und bestehen aus 120 Parzellen. Das Terroir des Fonterutoli, das im Zentrum liegt bildet zusammen mit Siepi die ältesten Lagen. Es liegt auf 420 bis 550 Metern Höhe und besteht aus 21 Hektar Fläche. Hier wachsen mehrheitlich Sangiovese-Reben, die durch Merlot, Malvasia Nera und Colorino ergänzt und in Guyot- und Kordon-Technik erzogen werden.
Das Terrain besteht aus mineralischen, sedimentreichen Kalkstein-Sand-Boden, der recht durchlässig ist, gleichzeitig aber gewisse Tonbestandteile aufweist, die Feuchtigkeit aufnehmen können. Auf diesem idealen Boden gedeihen Trauben für besonders elegante Weine von vielschichtigem Charakter.
Die anderen Lagen des Weinguts liegen tiefer in den Tälern des Chianti, unterliegen teilweise starken Tag- und Nachttemperaturschwankungen und bestehen aus kalkhaltigen Mergelböden. Hier werden Sangiovese, Merlot Cabernet Sauvignon aber auch Colorino und Malvasia Nera kultiviert. Die Anbaulage in Siepi gehört zu den ältesten Weinbergen Italiens und wurde als solche in einem Dokument von 1435 als Besitz von Madonna Smeralda Mazzei erwähnt. Das rare Dokument befindet sich mit vielen einmaligen Zeugnissen des Weinbaus im Familienarchiv von Castello di Fonterutoli.
Gemeinsame Geschichte: Chianti, Fonterutoli und die Marchesi Mazzei
Fonterutoli, die winzige Ortschaft zwischen Florenz und Castellina, war eine Siedlung der Etrusker und war mehrfach Schauplatz wichtiger politischer Auseinandersetzungen und Pakte. Seit Jahrhunderten gehören das Land und die Ortschaft mit all ihren Gebäuden der noblen Familie der Marchesi Mazzei.
Die Legende besagt, dass im Castello di Fonterutoli das Chiantigebiet erst aus der Taufe gehoben wurde. Tatsächlich fanden hier 1206 und 1208 Friedensverhandlungen zwischen Florenz und Siena statt, die über die Zugehörigkeit des Gebiets entschieden. Den Zuschlag bekam Florenz. Der schwarze Hahn, der gallo nero, im Wappen des Chianti Classico erinnert an den Hahn, der angeblich den Verlauf der Grenze mitentschieden haben soll, indem er für die Florentiner früher krähte und damit dem Ritter im Rennen um die Grenzziehung gewaltigen Vorsprung gewährte. Die historische Burg gibt es nicht mehr. An ihrer Stelle steht die prachtvolle Villa der Marchesi, die nur in ihrem Namen „Castello“ führt. Sie befindet sich seit 1435 offiziell im Familienbesitz der Mazzei und dient seit 24 Generationen als Sitz der Winzerfamilie.
Die Familie Mazzei betreibt nachweislich seit dem 11. Jahrhundert Weinwirtschaft im Chianti und hat so einige berühmte historische Persönlichkeiten hervorgebracht. So geht der Name Chianti für den Wein der Region zurück auf den Notar Ser Lapo Mazzei, einer historischen Figur im berühmten „Decamerone“ von Boccaccio und direktem Vorfahre der Winzerfamilie. 1398 nennt Ser Lapo in einem Kaufvertrag zum ersten Mal den Wein aus Chianti. Ein anderer berühmter Weinkenner der Familie war Philip Mazzei (1730–1816), der eng mit dem US-amerikanischen Gründervater Benjamin Franklin und dem Präsidenten Thomas Jefferson befreundet war. Philip Mazzei ist der erste Weinbetrieb in Virginia zu verdanken und – historisch wesentlich wichtiger – die These von der Gleichheit aller Menschen, die er seinem Freund Jefferson offenbar so gut nahe brachte, dass sie schließlich zu einer wichtigen Klausel in Jeffersons Unabhängigkeitserklärung wurde. Die USA ehrt den Italiener aus dem Chianti dafür mit einer Briefmarke, die ihn als einen der wichtigen „American Patriots“ darstellt.
Erst mit dem Marchese Lapo Mazzei, dem langjährigen Präsidenten des Consorzio del Marchio Storico Chianti Classico (Gallo Nero), in den frühen 1950er Jahren endet die landwirtschaftliche Verpachtung der Ländereien und der systematische Ausbau des Weinbetriebs beginnt. Die Erneuerung der Weinberge ging einher mit Bepflanzung neuer Rebsorten und Modernisierungen in der Vinifizierung. 1975 wurde hier der erste Cabernet Sauvignon der Region im großen Stile angebaut und Barriques zum ersten Mal zur Reifung der Weine eingeführt.
In den 1980er Jahren übernahmen die Söhne von Lapo und Carla Mazzei, Filippo (Produktion/Finanzen) und Francesco (Verkauf/Marketing), das Familiengut und sind bis heute Geschäftsführer, die noch einmal für den entscheidenden Qualitätsausbau des Weinbetriebes sorgten.
Weine, die Maßstäbe setzen
Die Weine des Castello di Fonterutoli begeistern durch ihr reiches Bouquet und eine weiche, dichte Struktur voller Anmut und Finesse. Dabei sorgt der berühmte Önologe Carlo Ferrini dafür, dass die Weine ihren Charakter beibehalten, der sie zu unverwechselbaren Chianti voller fruchtiger Würze und samtiger Tannine mit ausgewogener Säure und einem lebendigen Abgang macht. Basisweine für die Chianti des Hauses bilden Sangiovese und Merlot mit Beimischungen aus Colorino und Malvasia Nera.
Flaggschiffe des Weinguts ist die dicht strukturierte, blumig nuancierte und mit Beeren- und Kirschfrucht durchsetzte Weintroika: Chianti Classico Castello di Fonterutoli (Sangiovese und etwas Cabernet Sauvignon) – Chianti Classico Riserva Ser Lapo (Sangiovese und 10% Merlot), der an den Chianti-Namensgeber Ser Lapo Mazzei erinnern soll – und der „Supertuscan“ Siepi (50 zu 50% Sangiovese und Merlot), der Kultcharakter unter den italienischen Weinen hat. Volle dunkle Beeren, reife Kirchen und süße Zwetschgen begegnen hier feinen Holznoten mit fulminantem Abgang.
Ein hervorragender Einstiegswein ist beispielsweise der Chianti Classico DOCG 2016, der mit 12 Monaten aus dem Barriqueausbau kommt und mit reifen Cassisbeeren und Kirschen sowie schönen Orangen- und Zitronennoten begeistert. James Suckling und Robert Parker geben dem Alleskönner 90 bis 92 Punkte.
Castello di Fonterutoli
Eigentümer: Marchesi Mazzei
Gründungsjahr: 1435
Önologen: Luca Biffi und Carlo Ferrini
Jahresproduktion: ca. 700.000 Flaschen
Rebfläche: ca. 117 Hektar im konventionellen aber naturnahen Anbau