Elio Altare
Einmalig gut: Altares Revolution der Barolos
GAMBERO ROSSO schreibt über Elio Altare, er sei keiner, der halbe Sachen macht. Und bewertet seine Weine seit den späten 1980ern mit zwei bis drei Gläsern. Wie wahr! Er revolutionierte den Weinbau und entschied sich kompromisslos für die Verjüngung der Weine seiner Vorfahren. Nach dem Vorbild, das er bei den Winzern im französischen Burgund sah, modernisierte er von der Pike auf die überkommenen Ausbaumethoden seines Vaters und Großvaters. Es gehörte viel Mut dazu, die alten Kastanienfässer radikal zu entfernen und durch neue Barriques zu ersetzen. Neue Pressen wurden eingekauft und kühle Keller gebaut. Gleichzeitig widmete er sich dem Terroir, der Pflege der Reben und der deutlichen Reduzierung der Weinerträge. Er verkürzte die Maischegärung und verordnete Strenge und Reinheit im Weinberg und beim Keltern.
Die Hälfte seiner Weinproduktion besteht aus Barolo-Weinen, zu denen die Cru-Lagen Canubi und Arborina gehören. Daraus entstanden die „neuen Barolos“: Seit den 1980er Jahren produziert Cascina Nuova weiche Barolos, die sich durch runde Tannine mit fruchtigen Anteilen auszeichnen. Das sind herrlich ausbalancierte Weine voller Finesse, Extravaganz und Eleganz. Elio Altares Cascina Nuova stehen für absolute Reinheit. Und wer den gastfreundlichen Weinmacher in seinem Weingut besucht, der wird freundlich darum gebeten, im Weinkeller sich die Hände mit Alkohol zu desinfizieren.
Elio Altare liebt es naturnah die Weinberge eigenhändig zu bewirtschaften. Seine Spezialität im Ausbau der Weine sind auch die Maischezeiten, die untypisch kurz ausfallen. Das führt dazu, dass seine in neuen Eichenfässern ausgebauten Weine schon nach relativ kurzer Zeit von wenigen Jahren genossen werden können und bei Weinkritikern Beachtung finden. Robert Parker entdeckte das Potenzial der „neuen Barolos“ bereits am Anfang von Altares Erfolgsgeschichte. GAMBERO ROSSO folgte wenig später und belohnt die Arbeit des Winzers mit über 30 Auszeichnungen.
Die schwere Entscheidung, die alles veränderte
Den Winzerhof in La Morra gründete Elios Großvater Giuseppe Altare, indem er 1948 einen Bauernhof mit Weinkellerei kaufte. Angebaut wurden auf 5 Hektaren Nebbiolo-, Barbera- und Dolcetto-Trauben – dazwischen wuchs Haselnuss, Apfel und Pfirsich. Diese Gemischtwirtschaft war lange Zeit sehr typisch für das bitterarme Piemont, in dem die Langhe liegt.
Wie so häufig im Leben: Die Jugend will es anders machen. Dass Neues und Altes sich gegenseitig ergänzen und dass Neues das Alte, nämlich den Geschmack des Weins und die Qualität der Reben, sogar retten kann – das wollten viele der alten Generation nicht verstehen. So auch der traditionsverhaftete Vater Giovanni Altare, der die Ideen des Sohnes Elio für so gefährlich hielt, dass er ihn enterbte und auch sonst aus dem Familienleben verbannte. Ausschlaggebend für das Zerwürfnis waren die Jahre 1979 und 1982.
1979 Jahren reiste Elio gemeinsam mit einigen anderen „Jungen Wilden“ (u.a. Domenico Clerico) nach Frankreich, in das Herz der Burgund-Weine. Die jungen Nachwuchswinzer wollten wissen, warum ihre Weine kaum jemand wollte, dabei waren die Lagen so hervorragend. Und der „Burgunder“ boomte wie eh und je. Als Elio Altare zurück nach Hause kam, hatte er klare Ideen, wie er das Weinmachen im Piemont verbessern und zum Erfolg führen könnte. Doch sie waren zu revolutionär für das traditionelle Denken.
Im Jahr 1982 erlitt Elio Altare eine schwere Pestizidvergiftung. Diese negative Erfahrung in der Landwirtschaft führte dazu, dass er ein absoluter Gegner der Pestizide wurde, die vergifteten Gewächse radikal entfernte und auf gleiche Weise mit den Weinfässern verfuhr: Sie wurden zum Feuerholz.
Als Giovanni Altare 1985 starb, herrschte schon lange Schweigen zwischen Vater und Sohn. Er vererbte seinem Sohn nur 6,67 Prozent des Guts als Pflichtteil. Auf diesen Weinberg konnte Elio ungebremst seine Ideen von dem neuen Barolo verwirklichen – und zwar so gut, dass er nur wenige Jahre später den gesamten Hof von seinen Geschwistern zurückkaufen konnte.
Heute bewirtschaftet Elio und seine Frau Lucia elf Hektar Weinberge mit einer Produktion von ca. 70.000 Flaschen. Seit 2003 wird Elio tatkräftig von seiner ältesten Tochter Silvia, die Wirtschaft studierte, unterstützt, und das Weingut übernehmen wird. Während seine jüngste Tochter Elena, eine gelernte Önologin, in Deutschland eine Weinimportfirma führt.
Altares Weine habe es in sich
Sortenreinheit moderner Nebbiolo-Weine, der Barolos DOCG, ist die Spezialität der Cascina Nuova. So zum Beispiel der Barolo DOCG Arborina, gekeltert aus 100 Prozent Nebbiolo-Trauben, deren Reben 1948 und 1989 gepflanzt wurden, und in Barrique für 24 Monate gelagert. Dieser Wein ist elegant abgerundet und von weicher Tannine. Er überzeugt mit blumiger, rosenangereicherter Nase und einem ätherischen Bouquet. Rosso Langhe DOC Già rborina (ehem. Langhe Arborina), auch er aus 100-prozentiger Nebbiolo, besticht im Duft, Farbe und ausgeglichenem Gaumen. Verführerische Komposition nach süßen roten Beeren, Orangenschalen, Tabaknoten und einer Priese Minze. Robert Parker ist davon begeistert und gibt 93 Punkte, Antonio Galloni und VERONELLI tun es ihm gleich. Der zweite im Bunde, der Beachtung verdient, ist der nach Pflaume, Leder und Kirsche schmeckende Rosso Langhe DOC Larigi, reinsortiger Barbera. SUPERIORE urteilt darüber: „… ein Traum und wird leider noch immer unterschätzt“. Trotz der starken Gaumennoten ist der Larigi überraschend frisch im Finish. Wer einen günstigen Barbera kosten möchte, der wunderbare weiche Tannine mit frischen Blumen und leichten Gewürzen am Gaumen zaubert, der sollte Barbera d’Alba DOC probieren.
Lieblingsprojekt von Elio Altare – unbedingt kaufen!
l´Insieme („alle zusammen“) – dieser Wein ist ein Herzensprojekt. Gemeinsamt mit sieben befreundeten Winzern keltert Altare einen exzellenten Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Nebbiolo, Barbera und Dolcetto – dafür verwendet er Trauben seiner besten Lagen. Pro Flasche gehen 5,- Euro zugunsten einer sozialen Einrichtung. Der Wein überzeugt Liebhaber großer Strukturen mit würzigen intensiven Noten.
Geheim und vielversprechend – neue Projekte von Elio Altare
Elio Altare kann sich nicht zu Ruhe setzten. Seine anspruchsvollen Projekte fordern und fördern ihn. Dazu gehört die Erneuerung eines Weinguts in den höchsten Lagen der Langhe, wo Altare die einheimische, kaum mehr bekannte Weinbeere Liseiret retten möchte, um daraus Sekt herzustellen. Daneben verfolgt er noch den Anbau von organischem Gemüse, Obst und Heilkräutern. Ein altes verlassenes Dorf in den Bergen von Piemont (Castelmagno) soll noch gerettet werden. Und in Ligurien (Cinqueterre) möchte der erfahrene Revoluzzer Wein herstellen… Das lässt hoffen auf neue hervorragende Weinexperimente.
Elio Altare
Eigentümer: Elio Altare
Gründungsjahr: 1948
Önologe: Elio Altare
Jahresproduktion: ca. 70.000 Flaschen
Rebfläche: ca. 11 Hektar im naturnahen Anbau
Notabene: Erleben Sie Elio Altare im preisgekrönten Dokumentarfilm „Barolo Boys – A Story of a Revolution“ von Paolo Casalis und Tiziano Gala (I 2014) und lernen Sie alles Wissenswerte über die berühmten „Barolo Boys“ aus erster Hand.