Es spricht sich gerade herum, dass es hervorragende "weiße Riojas" gibt, und im Zuge dieser neuen in-Entwicklung bekommen auch Rosés an größerer Aufmerksamkeit. Nur wenige wissen, dass es in Spanien einen (auch gesetzlich geregelten) Unterschied zwischen den als "Rosé" und als "Rosado" bezeichneten Weinen gibt, doch dazu später mehr. Während die Roten und Weißen entweder Fisch oder Fleisch sind, hängt den Rosés beziehungsweise den Rosados immer noch der Makel an, weder das eine noch das andere zu sein. Und schon wieder irrt der so denkende Weintrinker! Die Roséweine gehören nämlich mit zu den ältesten Weinsorten der Welt. Spanische Rosés und Rosados haben hervorragende Potentiale und haben in der Welt der Weinkritiker schon längst ihre Eigenständigkeit bewiesen. Übrigens, die besten spanischen rosaroten Weine kommen aus dem Norden des Landes – ja, genau, schon wieder aus der DOC Rioja!
Rosés oder Rosados – das "dritte Weingeschlecht"?
Wer immer noch glaubt, Roséwein ist ein unentschiedenes Ding zwischen Rot und Weiß, der irrt schon lange. Genauso wie die Weißweine, so arbeiten sich die spanischen Rosés aus der Versenkung, genauer gesagt: aus der Missachtung vieler Weintrinker nach oben heraus. Während in einigen anderen europäischen Weinländern die Rosés tatsächlich eine Art Nebenprodukt und tendenziell von den Winzern als eine hingenommene Notwendigkeit angesehen werden, um die eigene Weinpalette "zu komplettieren", sind die spanischen Rosés und Rosados echte Winzerkunst.
Ja, es stimmt, die allgemein als Rosés bezeichneten Weine werden vorwiegend aus roten Trauben gemacht und sind, wenn man so will, die ehrlichsten unter den rosaroten Weinen. Sie sind alles andere als bloße Abfallprodukte, geboren aus den Resten der Rotweinproduktion, wie einige immer noch glauben und daher die Rosés ablehnen. Natürlich gibt es auch simple, schlecht gemachte Rosés, doch diese werden Sie, wenn überhaupt, dann sehr selten in Spanien finden.
Tatsächlich gehören die Rosés zu den ältesten Weinen der Welt und stammen aus einer Zeit als die Rotweine zu kräftig und zu tanninhaltig ausfielen, so dass man der Maische die Beeren früher entzog oder den Saft eher presste. Die ursprünglichen Bordeaux-Weine wären heutzutage eher als Rosé beziehungsweise als sogenannte Clairet(e) durchgegangen und auch der deutsche Weißherbst ist eigentlich ein Roséwein.
Eine kurze Aufklärung tut bei den Begriffen Not: Rosés (auch Clarete) werden in Spanien Weine genannt, die eine Assemblage aus Weißweinen und Rotweinen darstellen. Bei den Rosados handelt es sich um Weine, die ausschließlich aus roten Trauben entstehen und zunächst wie Rotweine gekeltert werden. Seit jeher legt man in Spanien großen Wert auf gute Rosados, die umsichtig und teilweise mit großem Aufwand produziert werden. In die Vinifizierung gelangen nur hochwertige, bestens ausgereifte Trauben, die nach dem gleichen Prinzip behandelt werden wir die Rotweine. Der größte Unterschied zu den Rotweinen besteht darin, dass die Beerenschalen früher aus der Maische entfernt werden oder der Saft nach nur kurzer Maischestandzeit abgezogen wird. Dabei gelangen sowohl weniger Gerbstoffe als auch weniger Farbstoffe in den Rosadowein. Wieviel Aufwand anschließend mit den Rosados betrieben wird, hängt natürlich vom jeweiligen Winzer und von der angestrebten Weinstilistik ab. Spanische Bodegas produzieren, ähnlich wie ihre französischen Pendants, sowohl Rosés als auch Rosados, die altern können.
Wie die spanischen Winzer zu ihren Rosados stehen, stellte das Jahr 2007 unter Beweis, als die EU-Kommission ein Gesetz verabschiedete, das den Winzern erlaubte, sowohl Rosados als auch Rosés aus Mischungen von Weißweinen und Rotweinen zu erzeugen. Die traditionell auf hohem Niveau arbeitenden spanischen Bodegas fürchteten um den Ruf ihrer Rosados und gingen gemeinsam mit ihren französischen Kollegen auf die Barrikaden. Das Gesetz wurde schließlich zurückgezogen, was jeden Weinliebhaber unbedingt freuen sollte, denn so kann er weiterhin auf ein großes Spektrum an hervorragenden Rosados (und Rosés!) zurückgreifen, die zu den besten auf dem Weinmarkt zählen. Das spiegelt sich auch im Preis so mancher ausgezeichneten Roséflasche wider. Allgemein betrachtet überwiegt aber ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, das so typisch für spanische Bodegas ist. Und das trifft auch auf die "echten" spanischen Rosés zu, die eben eine Mischung aus Weißweinen und Rotweinen sind.
Viele Wege führen zu einem Rosé: die Herstellungsverfahren in Spanien
Zwei klassische Methoden der Rosadoherstellung stellen die gängige spanische Winzerpraxis da, wobei das Mischen von fertigen Rotweinen und Weißweinen zu Rosés sicherlich eine große Kunst ist, die von Weinkritikern entsprechend gewürdigt wird, wenn sie denn gelingt.
Die erste klassische Bereitungsmethode der spanischen Weinmacher folgt zunächst der der Rotweine, wechselt aber ab der ersten Gärung zu der der Weißweine. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass man der Maische, das heißt dem Gemisch aus Beerenschalen, Beerenfleisch und Saft beziehungsweise Most, die Schalen schneller entzieht. Je nach angestrebtem Weinstil und dem Gusto des jeweiligen Önologen verbleibt der Saft auf den Schalen von wenigen Stunden bis zu einigen Tagen und wird anschließend gepresst bzw. von den Beeren getrennt. In dieser Zeit ist der Winzer darum bemüht, keine Spontangärung zuzulassen. Anschließend werden die Schalen entsorgt und der Wein wie im Weißweinprozess weiter verarbeitet. Im Vergleich dazu verbleiben die Moste bei der Herstellung von Rotweinen auf den Beeren bis zu zwei Wochen und länger. Die große Kunst der Rosados ist, den Saft so lange mit den Schalen im Kontakt zu belassen, bis die feinen Aromen und Farbstoffe möglichst ungetrübt in den Most übergehen, ohne dass zu viele Gerbstoffe seinen Weg in den Saft finden. Je länger der Most mit den Schalen im Kontakt bleibt, desto intensiver die Farbe, die Aromen und die Tannine. Bei dieser Herstellungsmethode ist der Rosé das angestrebte Hauptprodukt des gesamten Prozesses.
Die zweite in Spanien verwendete Methode heißt "metodo sagrado" und ist eine Art "Ausbluten" (saignée) der Trauben. Hierbei ist der Rosado ein Parallelprodukt der Rotweinherstellung. Dabei werden der Maische circa 10 bis 15 % des Saftes frühzeitig abgezogen, ohne dass die Trauben ausgepresst werden würden. Der Saft wird dann weiter wie Weißwein verarbeitet, während der übrige, reduzierte Most auf den Schalen verbleibt und zu kräftigen, vollen und dunklen Rotweinen führt. Man spricht dabei von einem "doble pasta" Verfahren. Bei dieser Methode sind die Weine aus Trauben entstanden, die für Qualitätsrotweine vorgesehen sind, währen bei der ersten Methode die Trauben ausschließlich für den Rosado Verwendung finden.
Die blassroten Weine aus den beiden genannten Herstellungsmethoden beruhen ausschließlich auf der Vinifizierung von roten Weintraubensorten und dürfen als einzige in Spanien den Namen "Rosado" tragen. Wird jedoch die dritte Methode gewählt, so spricht man von "Rosé" oder im Volksmund von "Clarete". Dabei mischt der Winzer Rot- und Weißweine in einem bestimmten Verhältnis – meistens 10 bis 20 % Rotwein zum restlichen Weißwein – miteinander. Diese Mischmethode ist bei der Herstellung von Sekt und Champagner zwar üblich, bei hochqualitativen spanischen roséroten Weinen jedoch relativ selten. Viele spanische Winzer lehnen diese Methode gänzlich ab, andere hingegen schaffen daraus vielbeachtete Rosés, die in der Kritikerszene große Beachtung finden. Die besten Claretes produziert die Rioja-Region. Festzuhalten ist, dass die spanischen Clarete- bzw. Rosé-Weine aus den Rioja-Bodegas sich einer Mischung aus hochwertigen roten und weißen Weinen verdanken.
Wie sind die spanischen Rosados?
Das Spektrum der spanischen Rosados und der Roséweine ist entsprechend den sehr vielschichtigen Anbaugebieten Spaniens groß und reicht von fruchtig, beschwingt, lebendig-frisch bis ausgereift, kräftig, körperbetont und aromastark.
In höhergelegenen Gebieten oder jenen, die dem atlantischen Einfluss unterstehen, entstehen fruchtigere und säurebetontere Rosados, während die körperbetonteren aus dem warmen bis heißen mediterranen Raum Spaniens stammen. Die geologische Vielfalt der Böden spiegelt sich wider in den mineralischen Nuancen der Rosados aus den Schiefergebieten des La Rioja, während sand- und lehmhaltige Bodenbeschaffenheiten die Weine entsprechend anders modellieren.
Der Stil der spanischen Rosados ist durchweg trocken. Liebliche Rosés bzw. Rosados sind in Spanien sehr selten zu finden. Bei der Vinifizierung wird alles daran gesetzt, möglichst aromastarke Weine zu keltern, die gut mit dem teilweise scharfen spanischen Essen, zu Tapas oder Fischgerichten im Sommer harmonieren.
Die gesetzlichen Kriterien, nach denen die Rosados klassifiziert und entsprechend etikettiert werden, folgen denen der Weißweine und richten sich nach der Ausbauzeit der Weine. Unter den Qualitätsrosados gibt es dementsprechend folgende Kategorien:
Als "Joven", "Roble" oder "Baricca" werden Rosados/Rosés (wie alle spanischen Qualitätsweine) bezeichnet, die im Wesentlichen keinen Alterunsprozess durchlaufen haben. Sie können zuvor in Holzfässern, Beton- und/oder Edelstahltanks vinifiziert worden sein, sie unterlaufen jedoch selten einer weiteren Reifungsperiode.
Bei Rosados bzw. Rosés selten, aber durchaus möglich, sind folgende drei Kategorien zu finden: "Crianza" heißen sie, wenn sie mindestens 12 Monate gereift sind, wovon sechs Monate auf Barrique- und sechs Monate auf Flaschenreifung entfallen. "Reserva" Weine müssen mindestens 24 Monate reifen. Auch hierbei sind sechs Monate in Barrique ein Muss. "Gran Reserva" Weine haben insgesamt 48 Monate in Holzfass, davon mindestens sechs Monate in Barrique, verbracht.
Traubensorten für die Rosados
Spanische Winzer verwenden für ihre Rosados die gleichen Weintraubensorten wie für ihre Rotweine. Zu den beliebtesten Sorten gehört die Tempranillo-Traube, die nicht zuletzt durch die Rioja-Weine berühmt geworden ist. Zu Rosados vinifiziert ergibt die Tempranillo sehr aromatische, nach Beeren und Kirsche duftende Weine, die gleichzeitig kraftvoll und fruchtig sind. Wie schon bei Rotweinen assemblieren die spanischen Winzer die Tempranillo gerne mit Garnacha und Mazuelo.
Die rote Garnacha-Traube ist nach Tempranillo die bekannteste der spanischen Weintraubensorten und wahrscheinlich auch die interessanteste. Wie Tempranillo ist auch sie sehr aromatisch und fruchtig, allerdings bietet sie neben den typischen beerigen Nuancen mehr Zitrusfrucht im Bouquet. In reiferen Varianten bekommen Noten von Leder und gerösteten Nüssen, was die Garnacha so spannend macht und den daraus gekelterten Rosés einen ganz besonderen Charakter verleiht.
Neben der roten gibt es auch die weiße Garnacha Blanca, die von manchen Winzern zu einer rot-weißen Assemblage verschnitten wird. Diese rosigen Cuvées sind nicht allzu häufig zu finden, gekonnt gemischt ergeben sie genussvolle, sehr cremige Weine mit dezenter Säure, allerdings dürfen sie nicht als Rosados etikettiert werden.
Mazuelo (Cariñena, Carignan noir) ist eine ehemals sehr beliebte Traubensorte, die durch exzessive Rodungen vor allem in Frankreich kaum mehr anzutreffen ist. Sie hat in Spanien aus einem ganz bestimmten Grund überlebt – sie ist Verschnittpartner der berühmten Rioja-Weine. Ihr Ursprung liegt in Aragonien und der Provinz Saragossa, wo sie gar nicht mehr angebaut wird. Die Mazuelo ist eine schwierige Weintraubensorte, die allerdings nicht nur hervorragende rote Rioja-, sondern auch Rosé-Cuvées abgibt. Der Wein ist tanninreich, von guter Säureaustattung und sehr dunkel. Zugegeben, normalerweise bringt die Traubensorte recht wenig eigene Aromen mit. Ganz besonders interessant sind allerdings die Erträge aus alten Mazuelo-Reben, die bei entsprechender Lagerungszeit Weine mit feinen Aromen von Zwetschgen und Feigen ergeben.
Die internationalen Rebsorten sind bei den spanischen Winzern nicht allzu beliebt, doch sie finden immer mehr Eingang in der Rosé- und Rosadoverarbeitung. Hierbei sind vor allem die Cabernet Sauvignon und die Merlot-Traubensorten zu nennen. Aus der Merlot gewonnene Roséweine habe viel Frucht. Neben Kirsche und dunklen Beeren dominiert hier die Pflaume. Die deutliche Fruchtigkeit gepaart mit knackigen Frische macht die Merlot-Rosados zu beliebten Weinbegleitern der spanischen Tapas.
Weitere, häufig als Verschnittpartner verwendete Traubensorten sind Petit Verdot, Xarello, Syrah und Tinto Fino, um einige weitere stellvertretend aus dem großen Sortensortiment der spanischen Winzer herauszugreifen.
Anbauregionen für spanische Rosados
In Spanien werden die Rosados in jedem Anbaugebiet produziert, da sie sowohl von den spanischen Winzern sehr ernstgenommen als auch bei den spanischen Weinkonsumenten entsprechend geschätzt werden. Die meisten und für viele die besten Rosados produziert die Denomination de Origen Navarra, die im nördlichen Teil der Rioja-Region liegt, gefolgt von der La Rioja. Mehr als die Hälfte der gesamten Weinproduktion aus Navarra wird der Rosadoherstellung zugeführt. Die meisten hier entstehenden roséroten Weine werden aus Garnacha gemacht, erlaubt sind in der DO Navarra darüber hinaus Tempranillo, Graciano, Mazuelo und die internationalen Cabernet Sauvignon und Merlot.
Weitere nennenswerte Anbauregionen mit entsprechender Produktion von Rosados sind die DO-Denominationen Alicante, Cigales, Jumilla, Ribera del Duero, Tierra de Leon, Txakoli, Utiel-Requena und Yecla. Interessante Rosados als auch Rosés kommen auch von den Inseln Mallorca und Lanzarote.
Beispiele der besten Rosados, Rosés & Claretes aus Spanien
Ausnahmen bestätigen die Regel, doch im Großen und Ganzen sind die spanische Rosados vor allem Jungweine und sollten daher spätestens nach zwei Jahren ihrer Marktfreigabe genossen werden. Ähnlich wie die meisten Weißweine sind sie am besten kühl aber nicht kalt, das heißt zwischen 8 °C und höchstens 12 °C besser 10 °C zu trinken.
Wie fast schon zu erwarten, kommen mitunter die besten Rosados des Landes aus der Rioja-Gegend- Dazu gehört die gesamte Produktion der Bodega Cune. Zu nennen ist zum Beispiel der Cune Rosado, ein reinsortiger Tempranillo DOCa Rioja. Es ist ein junger und ungeschönter Wein, der in Haro seit 1879 gemacht und mit vielen Preisen ausgezeichnet wird. Für diesen Wein bluten die Trauben 48 Stunden lang aus und ergeben in der Vinifizierung einen geschmeidigen Wein mit deutlichen Noten von roten Früchten und feinen Lakritzanklängen.
Aus der gleichen DOC-Region kommt der "Lalomba Rosé", den die Bodega Ramón Bilbao produziert. Hier trifft Granacha auf Viura und ergibt einen echten Terroir-Wein, komplex und raffiniert mit Noten von Steinobst, Zitrus, Kräutern und weißen Blumen. Wer lieber etwas reinsortiges probieren möchte, der greift zu Ramón Bilbao Rosado, 100 % Granacha. Beide Weine sind fruchtig und lebendig und eigenen sich sowohl zum Fisch, japanischen Essen als auch zum Aperitif. PeñÃn bewertet hier mit 90 Punkten!
Das Weingut Gramona Gramona in der DO Penedes bei Barcelona ist einer der besten Kellereien für die rosafarbigen Weine (aber nicht nur). Hier gibt es Rosados aus dem gehobenen Preissegment, die man sich unbedingt gönnen sollte, aber auch hervorragende erschwingliche Jungweine, wie bspw. den "Mart", einen Rosado der klassisch-einfachen Art, der vorführt, was man alles aus der lokalen roten Xarello-Traube zaubern kann. Er ist ein geschmeidiger, biodynamisch hergestellter Wein mit frischem Bouquet nach Wassermelone, Pampelmuse, Pfirsich und Erdbeere. Der Grundton wird durchbrochen von dezenten Pfeffernoten und einem leichten Bitterton im Abgang.
Castell d’Enclús ist nicht nur eine mittelalterliche Festung in den Pyrenäen, sondern eine phantastische Bodega von Raul Bobet in der DO Costers del Segre gelegen. Bobet produziert seine Weine im Einklang mit der Natur. Darunter befindet sich der Rosado "Jhana", ein Verschnitt aus Merlot und Petit Verdot. Der Rosado besticht durch seine runde Eleganz und die klassischen Hauptaromen nach roten Früchten. Für den ersten Jahrgang gab es vom Robert Parker 93 Punkte!
Im DO Navarra in Nordspanien sorgen vier Brüder für einen Rosado der Superlative, den "Chivite Collection 125" aus der Bodegas Chivite. Die Geschichte des Weinguts und seiner Winzerfamilie geht auf das Jahr 1647 zurück. In 11ter Generation werden hier ungebrochen auch Rosados auf höchstem Niveau produziert! Der "Chivite" ist ein Granache-Tempranillo-Verschnitt, der vorsichtig in Eichenfässern ausgebaut wird, so dass am Ende das Holz die frisch-fruchtige Aromatik nicht überdeckt.
Aus dem DO Ribera del Duero stammt der "Le Rosé" der Bodega Antidoto. Hier schafft Bertrand Sourdais, ein Franzose aus der La Loire, wunderbare Luxusprodukte, die Neues mit spanischer klassischer Weinmacherkunst kombinieren. Bei seinem blassen Rosé sind sich die Weinkritikerorgane von Parker, Suckling und der Guia PeñÃn einigt und vergeben jedes Jahr zwischen 91 und 93 Punkte. "Le Rosé" ist tatsächlich kein Rosado, sondern ein Clarete, das heißt ein Roséwein aus der weißen Albillo und der roten Tinto Fino. Dabei darf der Anteil der roten Sorte zwischen 25 und unter 50 % des Gesamtcuvées liegen. Wer einen günstigeren und gleichzeitig einen typischen Rosado aus der Region möchte, der greift bspw. zu dem "Roselito" des Hauses Antidoto, einem reinsortigen Tinto Fino.
Zum Abschluss seien stellvertretend für viele andere wunderbare Rosés und Rosados von den spanischen Inseln zwei sehr spezielle blassrosa Weine erwähnt: Auf der Insel Lanzarote kreiert das Weingut Puro Roche auf den einzigartigen Vulkanascheböden, sogenannten Rofe, hervorragende Rosados als auch Clarete-Weine wie den "Mascache El Mentidero". Die Trauben liefern die autochthonen Gewächse Listán Negro, Listán Blanca, Malmsey und Vijariego Blanco. Sie werden gemeinsam gelesen (was sehr schwierig ist), zusammen vinifiziert und ausgebaut. Die Gärung erfolgt teilweise in Amphoren, im Betontank und in Eichenfässern. Anschließend werden die Weine gemischt. Der Clarete ist nicht günstig. Wer gute und im Preis moderatere Rosés aus dem Land der Vulkane probieren möchte, der greift zu den Produkten von Grifo Rosado e Lágrima oder Vulcano Rosado. Eine weitere Besonderheit kommt von dem relativ jungen und besonders motivierten Weingut auf Mallorca mit dem ungewöhnlichen Namen "4 kilos". Zwei Weinapasionados haben die Bodega 2006 gegründet und den "Moteur Pistache" Rosé kreiert, einen organischen Naturwein, der schon beinahe mittelalterlich und dennoch geradezu perfektionistisch gemacht wird. Dazu gehört das Stampfen der Maische mit den Füssen, aber auch das Mischen von Syrah, Callet und Premsal Blanc. Parker bescheinigt ihm 92 Punkte!