Zuvor haben die Reblausplage und die Prohibition in den 1920er und 1930er Jahren den Weinbau in Napa Valley fast ganz zum Erliegen gebracht. Den Adelsschlag erhielt Napa Valley im Jahre 1976 als ein berühmter Weinkritiker in Paris eine Blindverkostung zwischen französischen und kalifornischen Weinen durchführte, die sich als „Judgement of Paris“ vor allem in das französische Weingedächtnis gegraben hat. Die hochkarätig und mehrheitlich mit Franzosen besetzte Fachjury wählte sowohl bei den Weißweinen als auch bei den Rotweinen die Weine aus Napa Vally auf die ersten Ränge. Eine Wiederholung der Verkostung mit den gleichen Weinen und der gleichen Jury im Abstand von mehreren Jahren bestätigte nicht nur das Ergebnis, sondern zeigte auch, dass die US-Weine sogar besser alterten, als die französischen Konkurrenten.
Der berühmte Napa-Stil
Napa Valley liegt in einer klimatisch begünstigten Region im US-Bundesstaat Kalifornien, nur etwa eine Autostunde von San Francisco entfernt. Die Nähe zum Pazifischen Ozean mit seinem kühlen Wasser sorgt für eine gute Durchlüftung der Weinberge und eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit. Die Bodenbeschaffenheit – beziehungsweise man müsste sagen: Die Bodenbeschaffenheiten – des Tals sind vielfältig. Nicht weniger als 50 verschiedene geologische Formationen bilden das Terroir des Napa Valley. Im Bordeaux existieren lediglich 17 unterschiedliche Böden. Die Mehrheit der Winzer arbeitet jedoch nicht vom Terroir einen charakteristischen Wein heraus. Sie geht mit der Idee eines Napa-Stils an die gegebenen Bedingungen heran (Terroir, Sonne, Niederschlag, Alter der Reben, usw.) und versucht, mit diesen Vorgaben den eigenen Stil zu kreieren.
Cabernet Sauvignon – Der König unter den Napa Weinen
Die Hauptrebsorte für Rotwein aus dem Napa Valley ist unangefochten die Cabernet Sauvignon-Rebe. Sie kommt mit dem porösen und wasserdurchlässigem Boden perfekt zurecht und bringt großartige Aromen von dunklen Johannisbeeren, Gewürzen, Oliven, Kaffee und Schokolade hervor. Die Weine sind gehaltvoll, dicht und konzentriert. Der Cabernet macht vom Volumen her 40 Prozent der Ernte im Napa Valley aus. Damit erreichen die Weinbauern einen Umsatz von 60 Prozent. Das zeigt die Qualität der Trauben und den Geschmack der Fangemeinde. Meistens wird der Cabernet Sauvignon im Napa Valley reinsortig im Holzfass ausgebaut. Zuweilen verschneiden die Winzer zu Cuvées mit Merlot, Petit Verdot, vereinzelt auch mit Malbec. Die Weine kommen als Proprietary Blend in den Handel.
In den 90er Jahren war noch Merlot der große Trendwein. Bei den Merlots lohnt deshalb ein genauerer Blick auf die Winzer und die Qualitäten, da durch die große Nachfrage einige zweifelhafte Massenweine auf dem Markt kamen. Eine große Bedeutung hat außerdem die Rebsorte Zinfandel, die mit der süditalienischen Rebsorte Primitivo identisch ist und wie ihre Verwandte reichhaltige Weine hervorbringt, die sich durch runde, kräftige Tannine und eine volle dunkle Frucht mit Würzaromen auszeichnen. Kleine Mengen an Pinot Noir und Sangiovese sind im Napa Valley noch zu vernachlässigen. Unter Experten gelten die Pinot Noirs aus dem nördlichen Nachbarstaat Oregon als feiner und ausgewogener. Beim Sangiovese empfiehlt Vinizia nach wie vor auf die Weine aus der Heimat der Traube in Italien zurückzugreifen.