Nur 35 Kilometer lang ist die Küstenlinie am Adriatischen Meer. Auch die spätmittelalterliche Provinzhauptstadt Campobasso ist so gut wie unbekannt. Erst 1993 wurde die Region Molise politisch von den Abruzzen abgespalten. Der Anteil Molises an der italienischen Weinproduktion beträgt mickrige 0,5 Prozent und nur zehn Prozent der Anbaufläche ist als DOC oder DOCG-Region ausgewiesen. Ein Großteil der Weine aus dem Molise kommt als schlichter Vino da Tavola oder IGT (Indicazione Geografica Tipica) auf den Markt. Die Weinberge verteilen sich auf viel kleine und kleinste Parzellen, die meistens nicht größter als ein halber Hektar sind. Bis auf 600 Meter über dem Meer klettern die Lagen an den Hängen hinauf. Der Charakter der meisten Weine aus Molise lässt sich als rustikal beschreiben, mit vollem Aroma und herben mediterranen Noten. Und das soll in diesem Fall durchaus als Kompliment gelten. Denn die Weine mit den DOC-Klassifizierungen Biferno, Molise, Pentro di Isernia und vor allem Tintilia del Molise munden hervorragend zu der ländlichen Küche Molises, die durch eine atemberaubende Gebirgslandschaft geprägt ist. Lamm, deftige Würste und kräftige Pastagerichte stehen auf den Speisekarten der Restaurants.
Autochthone Rebsorten Süditaliens neu entdeckt
Nur etwa 40 Prozent der Produktion entfällt auf Weißwein. Neben dem in ganz Italien beliebten Trebbiano, die in Molise Bombino Bianco heißt, finden sich die Rebsorten Falanghina, Fiano und Greco. Bombino Bianco ist eine spät reife Sorte, die hohe Erträge verspricht. Die Fiano ist eine autochthone Rebe Süditaliens. Sie besitzt die Eigenart, dass sie eine große Attraktivität auf Honigbienen ausübt. Die Weine überzeugen mit Honig- und Nussaromen, sie sind nuanciert und würzig. An dieser Stelle sei ein Verweis auf die Weine des Weinguts Planeta auf Sizilien erlaubt, das herausragende Weine aus der Rebsorte Fiano produziert. Unter den einheimischen lokalen Sorten schlummert in Molise, wie in ganz Italien, ein großes Geschmackspotenzial, das Lust auf Entdeckungen macht. Die Falanghina erlebt im Zuge der Wiederentdeckung und Kultivierung alter Rebsorten in Italien eine wahre Renaissance. Die Traube ist griechischen Ursprungs. Ihr Name bedeutet soviel wie „an den Pfahl gebunden“, was auf die Anbaumethode hinweist. Sie ist spät reif und wird erst in der zweiten Septemberhälfte gelesen. Die Falanghina mag das warme, trockene Klima Süditaliens. Erstaunlich ist dagegen, dass einige Pflanzungen an Riesling in der Region Molise vorzufinden sind. Neben den oben erwähnten regionalen Trauben finden wir verstärkt auch Weinberge mit Chardonnay, die im mediterranen Klima ausgezeichnete Weine hervorbringt.