Bodegas Muga
Das Terroir der kleinen Region bringt würzig-milde Noten in die Weine, die gewisser weise etwas paaren, was eigentlich nicht zu paaren ist: die warme Würze des Mediterraneo mit der strengen Klarheit der nordischen Regionen. Immer wieder hört man die Ansicht, diese Riojas sind die besseren Bordeaux-Weine. In Bordeaux-Manier arbeitet auch die Bodegas Muga, die zu der kleinen spanischen Riege von Weinmachern gehört, welche in der obersten Liga mitspielen können. Mehr noch, die Bodegas Muga repräsentiert die spanische Kultur in der Welt des Weines. Die Bodegas Muga „paart“ noch eine andere Unvereinbarkeit, denn sie steht in Spanien sowohl auf der Seite der Traditionalisten als auch auf der der Modernisten. Wie verträgt sich das? Der Winzer der Bodega erklärt dies durch die große Vielfalt an unterschiedlichen Terroirs, die die Appellation La Rioja Alta kennzeichnen. Es ist also der Boden und die mikroklimatischen Bedingungen, die mal die traditionelle, mal die moderne Vinifizierung nicht nur möglich, sondern auch notwendig machen, damit die jeweiligen Weintrauben ihr Bestes geben. Als Traditionalist arbeitet die Weinkellerei Muga ausschließlich mit Holzfässern als Modernist setzt sie das neueste Knowhow in der Weinbereitung ein. Bodegas Muga ist die höchst dotierte Weinkellerei Spaniens – ihr geht ein beinahe schon legendärer Ruf voraus. Nomen est Omen? Der baskische Familienname Muga bedeutet „Grenze“ und so sehen sich die Winzer auch als Vermittler und Grenzgänger zugleich. Mit ihren Weinen, die eine große Preispalette aufweisen und fast alle Portemonnaies bedienen, spielen sie in der höchsten Riege der spanischen und internationalen Weinmacher mit.
So macht man Riojas bei Muga
Bodegas Muga befindet sich etwas außerhalb des Zentrums von Haro, eine kleine, auf das frühe Mittelalter zurückgehende Ortschaft im Norden Spaniens und damit in der autonomen Region La Rioja. Das Haupthaus des Familienunternehmens liegt traditionsgemäß im sogenannten Bahnhofviertel, dem Barrio de la Estación, und erstreckt sich über 250.000 Quadratmeter Fläche, die für alle Prozesse der Weinherstellung bestens ausgebaut ist. Bodegas Muga verfügt über fünf Weinberge, die alle in der „La Rioja Alta“ DOCa-Zone entlang des Ebo-Flusses liegen.
Die Bodega Muga verfügt über 250 Hektar Weinberge und 150 Hektar Weiland unter Vertrag, die von ausgesuchten Weinbauern bewirtschaftet werden. Auf eigenen Weinbergen kultiviert sie ausschließlich autochthone Varietäten wie Tempranillo, Mazuelo (Carignan), Garnacha, Graciano und Mazuelo. Zusätzlich kommen noch die Sorten Viura und Malvasía für die Erzeugung der Muga-Weißweine hinzu.
Fünf Weinlagen nennt Muga ihre eigenen: Die Lage „Baltracones“ gilt als der erste Weinberg der Familie und ist ausschließlich mit alten autochthonen Rebsorten bestockt. „El Estepal“ liegt unmittelbar bei Haro und ist der ganze Stolz der Muga-Familie, da dessen Terroir als der „typischste“ von Haro bezeichnet wird. Weine aus dieser Lage gelten darüber hinaus als diejenigen mit dem größten Alterungspotenzial. Etwas weiter entfernt befindet sich die dritte Lage des Weinguts, die „La Loma“, die auf einem Bergplateau liegt und sowohl ein besonders Mikroklima als auch spezielle Bodenbeschaffenheit aufweist. Dementsprechend liefert sie Traubenmaterial, das zu sehr eigenständigen Charakterweinen führt. Die „La Loma Alta” ist eine relative neue Investition der Familie, in der sich der Wunsch nach Nachhaltigkeit mit regionalem Stolz der Besitzer paart. Dieser alte, jedoch lange Zeit vernachlässigte Stand wurde von der Familie Muga wiederhergestellt und gilt erneut als eine der besten Lagen der Region. Die letzte im bisherigen Verbund ist „Sajazarra“, eine Lage, die sich an der höchsten Stelle der La-Rioja-Alta-Appellation befindet. Mit ihr schreibt sich die Bodegas Muga in die kurze Liste derjenigen ein, die auf besonders hohen und damit auch schwierigen Arealen qualitative Reben kultivieren, die zu viel beachteten Qualitätsweinen mit guter Säureanbindung führen. Mit ihren fünf unterschiedlichen Weinbergen, deren Terrassen zwischen 430 und 600 m. ü. M. liegen, spiegelt die Bodega Muga ihren großen Wunsch wider, die Diversität der Region adäquat im Wein zu „vertonen“.
Die typischen klimatischen Bedingungen der Region La Rioja zeichnen sich durch verhältnismäßig „kühle“ Sommermonate Juni, Juli, August aus, wobei hier die ansonsten in Spanien übliche Hitze durch Winde von den benachbarten Bergen sowie von dem nahen Atlantik abgemildert wird. Gleichzeitig verteilen sich die Regentage beinahe gleichmäßig auf das ganze Jahr über und sind überraschend zahlreich. Auf die milden Sommermonate folgt eine relativ kalte Winterperiode, wobei die Temperaturen in der Nacht bis zu -6 Grad fallen können. Diese Kontraste erinnern an das Kontinentalklima Zentraleuropas und schaffen zusammen mit der hier hauptsächlich vertretenen Bodenbeschaffenheit eine Gesamtsituation, die die Weinexperten an Bordeaux-Region in Frankreich erinnert. Kein Wunder also, dass hier traditionell die Bordeaux-Eichenfässer im Alterungsprozess der Weine Verwendung finden, was wiederum besondere Riojas nach sich zieht. Das Klima einerseits und die vorwiegend ton- und kalksteinhaltigen, sowohl „weißen“ als auch „roten“ Böden andererseits sorgen für einen Wachstumszyklus, bei dem die Trauben langsam und vollständig auswachsen und Zeit haben, sich mit spezifischen Mineralien anzureichern.
Sehr speziell: die Vinifizierungsarbeit im Muga-Weinkeller
Wie jede exzellente Weinkellerei so legt auch Bodegas Muga größten Wert auf eine penible Selektion der Trauben. Bereits bei der Lese werden die Trauben in kleine Boxen von circa 20 Kilogramm Größe gesammelt, was dafür sorgen soll, dass sie möglichst unversehrt den Vinifizierungskeller der Bodegas erreichen. Der erste Schritt dort besteht in der sorgfältigen Analyse der Traubenqualitäten. Untersucht werden neben dem optischen Zustand auch die Farbe, vor allem aber der Säure- und Alkoholgehalt der Trauben. Anhand der Ergebnisse werden die Trauben in entsprechende Klassen zusammengefasst, dabei die ungenügenden aus dem Vinifizierungsprozess ausgeschlossen. Mit diesem aufwendigen Vorlauf fundamentiert Muga die Exzellenz ihrer Produkte von der Picke auf.
Die anschließenden Fermentationsvorgänge werden in vier speziell dafür vorgesehenen Räumen vorgenommen, in denen 90 Holzfässer zwischen 3.000 und 5.000 Kilogramm Fassungsvermögen für den ersten Vinifizierungsprozess bereitstehen. Die sekundäre oder malolaktische Gärung findet auf natürliche Weise spontan statt und die anschließende Reifung im Holzfass dauert je nach Weinsorte zwischen 24 bis 36 Monaten. Der Aufwand, der letztendlich die Weinerzeugnisse der Bodegas Muga so exzellent macht, beinhaltet gleichwohl auch die sogenannte „Trasiega“ oder Regale, womit eine Umfüllung der Weine in neue Fässer gemeint ist. Bei Muga geschieht dies alle vier Monate und hat zum Zweck, den Wein von unerwünschten Resten und sonstigen Ablagerungen zu befreien. Darüber hinaus wird der Wein dadurch „gelüftet“.
Die Bodegas Muga ist eine traditionelle, der Jahrhunderte alten Kultur der Region verpflichtete Weinkellerei, die ausschließlich auf Eichenholzfässer setzt. Darin sehen die Winzer die eigentliche Perfektion in der Vinifizierung, die am Ende den großen Unterschied ausmacht. Als eine der ganz wenigen leistet sich die Weinkellerei daher auch eine eigene Küferei mit drei Küfern und einem Fachmann, dem sogenannten „Cubero“, der auf große Holzfässer spezialisiert ist. Nach Bedarf stellen diese Fachleute sowohl große Eichenfässer als auch kleine Barriques. Individuell angepasst wird nicht nur die Form beziehungsweise das Volumen der Fässer, sondern auch das Holz (Art und Herkunft) sowie sein Alter und der Grad der Röstung. Insgesamt stehen circa 14.000 verschiedene Fässer aus französischer, russischer, ungarischer, amerikanischer und spanischer Eiche im Weinkeller der Mugas. Die meisten Holzfässer werden als Allier-, Tronçais- und Jupilles-Ausführungen aus französischer Eiche hergestellt. Im Fasskeller reifen drei verschiedene Jahrgänge (zwei Jahre bei „Muga Reserva“ und drei bei „Prado Enea“) gleichzeitig. Das bedeutet eine ganze Menge an Fässern und Jahrgängen, deren Betreuung versierte, zuverlässige Arbeiter erfordert. Die Familie Muga setzt auch hierbei auf Kontinuität und beschäftigt circa 60 Mitarbeiter, die seit Jahrzehnten für die Bodegas tätig sind und an Ort und Stelle ausgebildet wurden.
Eine weitere traditionalistische Handlung ist die Klärung der Weine mit Eiweiß. Benutzt werden zwei bis drei Eiweiße auf 100 Liter Wein. Das Eiweiß bindet Schwebeteilchen, Sedimente und bittere Tannine an sich und eliminiert sie auf diese Weine naturbelassen und schonend aus dem Endprodukt. Nach der Klärung, auch „Schönung“ genannt, erfolgt die Flaschenabfüllung. Das angereicherte Eiweiß und Resthefe, die am Fassboden zurückbleiben, sind besonders hochwertige Naturstoffe, die zur Düngung der Weinfelder genutzt werden. In der Flasche veredeln die Wein bis zu ihrer Auslieferung zwischen neun Monaten, so beispielsweise der „Muga Crianza“, bis zu 36 Monaten, wie der „Prado Enea Gran Reserva“.
Muga schreibt spanische Weingeschichte mit
Isaac Martínez Muga gründete zusammen mit seiner Ehefrau Aurora Caño 1932 die Bodegas Muga, bis heute ein reines Familienunternehmen etwas außerhalb von Haros Zentrum gelegen. Wie es sich damals gehörte, wurde die unterirdische Weinkellerei im Barrio de La Estación, im sogenannten Bahnhofsviertel errichtet. Die Nachbarn des jungen Winzerpaares waren (und sind bis heute) alteingesessene, bekannte Weingüter, die für sie große Konkurrenz wie die Weinkellerei La Rioja Alta, um nur eine an dieser Stelle zu nennen, darstellten. Doch Isaac Martínez war kein Newcomer auf dem Gebiet der Weinherstellung. Bereits sein Vater arbeitete als Kellermeister für das damals berühmte Weinunternehmen „La Rioja Alta S. A.“. Und auch Isaac sammelte seine ersten Weinerfahrungen dort – und lernte nebenbei seine spätere Ehefrau Aurora kennen. Es heißt, Aurora war eine hervorragende Weinkennerin mit einem untrüglichen Gaumen bei der Weinprobe als auch einem guten Auge für die richtigen Grundstücke. Die heutige Weinkellerei bezogen die Mugas 1970.
1969 verstarb der Gründer der Bodegas und überließ das Anwesen seinen Kindern Isabel, Isaac und Manuel, die klug genug waren, den bestens von ihrem Vater ausgelegten Fußstapfen zu verfolgen. Doch alleine der Tradition zu folgen, ist die Sache der Jugend nicht. Notwendige Modernisierungen im Keller wurden zum Wohle der Qualität vorgenommen. Auch dem Weinsortiment sind Erneuerungen abzulesen, ohne dass dabei die Geschichte des Familienunternehmens verlorenginge. Dieses Zweisäulensystem hat dazu geführt, dass die Bodegas Muga mit zwei widersprüchlichen Labels, nämlich als „Traditionalist“ und „Modernist“, belegt wurde. Die Familie Muga schafft scheinbar spielerisch dieses Kunststück und vereinigt moderne Önologie mit der über 100 Jahre alten Tradition der Weinbereitung. Einen Einblick in dieses Kunststück bekommt man bei der Besichtigung der altehrwürdigen Hallen des Weinkellers, die sicherlich jeden Besucher beeindrucken werden.
Das Weingut führt hauptsächlich Manuel Muga. Ihm zur Seite steht bereits die vierte Generation: seine Söhne Manu, Juan und Eduardo, die im Management und Vertrieb arbeiten, und seine Tochter Ana, die die Kommunikationsaufgaben von Madrid aus steuert. Für den Weinanbau und die Vinifizierungsvorgänge sind ihre Cousins Jorge und Isaac verantwortlich. Dazu kommen ein ganzer Stab an Mitarbeitern, die sich um die Vorgänge in den Weinbergen und im Weinkeller kümmern, sowie natürlich die Küfer der eigenen Küferei.
Ausgewogenes Portfolio eines großen spanischen Weinhauses
Das Portfolio der Bodegas Muga ist zwar mit 10 Posten groß, aber für ein so großes Haus wiederum eher bescheiden und dabei perfekt ausgewogen. Ein Weißwein und zwei Rosados sowie zwei Cava („Conde de Haro“) in Weiß und Rosé mischen sich unter die Zugpferde und Flaggschiffe der Bodega, die natürlich allesamt Rotweine sind. Zu Mugas Unternehmensphilosophie gehört auch, nicht nur hochpreisige Premiumweine zu erzeugen, sondern auch die Kultur der Region und die Geschichte des Muga-Weinhauses hochzuhalten. Ganz wesentliche Rolle spielt dabei der Weißwein, für den der Gründer der Bodegas berühmt war. Dieser Weiße ist tatsächlich etwas ganz besonderes, der durch eine feine Priese Holznoten sehr raffiniert daherkommt. Genauso vorzüglich und in Spanien kaum zu toppen, ist der „Muga Rosé“, den angeblich (oder auch tatsächlich) Robert Parker zu seinen Lieblings-Rosé-Weinen zählt.
Flaggschiffe des Hauses finden sich unter den tiefroten Riojas: der erschwinglichen „Selección Especial“, den darauffolgenden modernen „Torre Muga“ und „Aro“ und schließlich dem Klassiker des Hauses, dem „Prado Enea“. Der „Torre Muga“ und „Aro“ sind Terroirweine aus Trauben der höhergelegenen Weinareale, und vereinigen überraschend, jeder auf seine spezielle Weise, Frische mit Opulenz. Herausragend eingebundene Säure und Tannine machen beide Weine, die zu den modernen Kreationen der Bodegas Muga gehören, zu echten spanischen Weinschätzen. Während „Torre Muga“ ein ganz besonderer Lagenwein ist, ist der „Aro“ eine Cuvée aus Tempranillo und Graciano von über 60 Jahre alten Rebstöcken. Dieser Wein ist eine rare Schöpfung, denn er wird alle zwei bis drei Jahre auf den Markt gebracht. Beide „Modernisten“ zählen zu den zehnbesten spanischen Weinen überhaupt. Der „Prado Enea Grand Reserva“, der sieben Jahre braucht, um in die Welt entlassen zu werden, ist der Klassiker der Bodegas Muga und von Anfang an stilbildend. Fachleute bezeichnen ihn auch gerne als einen „großen Burgunder“.
Während der „Prado Enea“ ein Komplexer und überwältigender, kraftvoller Wein voller konzentrierter Aromen, dunkler Schokolade und gebrannter Butter, Karamell ist, der mit sich selbst oder mit kräftigen Gerichten gepaart werden sollte, ist der „Rioja Reserva“ ein herausragender „Alleskönner“ der Extraklasse und das auch noch zu einem vernünftigen Preis. Er begleitet helles oder dunkles Fleisch genauso hervorragend wie einen kurzgebraten Thunfisch oder sogar Lachs. Robert Parker sagt: „Sehr lang und kraftvoll. Wunderbare Länge. Echter Rioja. Einer der besten Rotweine mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis in Spanien. Trinken oder behalten.“ Wer hingegen nach einem spanischen Sommerwein sucht, sollte zu „Muga Rosado“ greifen! Von den Klassikern bis hin zu den Modernen, ob Einzellagenweine oder Cuvées: die Mugas sind charakterstark, „smooth“, regional und nicht zuletzt einfach exzellent.
Bodegas Muga
Gründungsjahr: 1932
Eigentümer: Familie Muga
Önologe: Isaac Muga
Jahresproduktion: ca. 1,5 Millionen Flaschen
Rebfläche: ca. 250 Hektar in konventionellem Anbau
Notabene: Die Bodegas Muga ist bestens auf Besucher eingestellt und bietet neben fachkundigen Führungen durch den alten Weinkeller sowohl klassische Degustationen als auch spezielle Degustationsevents, Dinner, Kurse, Vorführungen und Schulungen. Geburtstage, Hochzeiten und andere kleine und große Veranstaltungen können in den unterschiedlichen Räumlichkeiten der Weinkellerei abgehalten werden. Eine Führung durch das Weingut und die historische Kellerei sollte unbedingt vorgebucht werden (Preise und Termine bequem auf der Homepage zu ersehen).