Welcher Kaffee darf es denn sein?
Sind Sie ein Morgenkaffeetrinker oder ein Espresso-Aficionado, bei dem der Kleine Schwarze nach dem Essen dazu gehört, wie der Wein als Begleiter? Espresso-Trinker bevorzugen Mischungen (Blends) aus Arabica und Robusta oder reinsortige Robusta-Röstungen. Die Sorte unterstreicht die typischen Bitteraromen des Espresso und ist gleichzeitig ausbalanciert. Ein klassischer Filterkaffee hingegen schmeckt meist besser mit einem Arabica-Kaffee. Die Aromen sind milder und feiner, es treten mehr helle Noten sowie Fruchtaromen in den Vordergrund. Die Robusta-Bohnen enthalten die doppelte Menge an Koffein gegenüber den Arabica-Bohnen. Die Herkunft der Bohnen spielt eine weitere Rolle. Zuweilen finden Sie Kaffees aus einzelnen Anbaugebieten wie Nicaragua, Kenia, Indonesien oder Guatemala – Grand Crus sozusagen, die den typischen Geschmack einer Region widerspiegeln. Massenprodukte hingegen verwenden meist „Cuvées“ aus den jeweils preiswertesten Kaffees auf dem Markt.
Ein weiterer Unterschied zwischen Espresso und Filterkaffee ist die Röstung. Filterkaffees sind meist heller. Espressobohnen sind durch eine längere Röstung dunkler, teilweise fast schwarz. Dabei werden die typischen Bitterstoffe des Kaffees hervorgehoben, der dem Espresso die ganz eigene Note verleiht. Ein Espresso nach dem Essen genossen regt die Verdauung an und ein Kleiner Schwarzer mit Zitronensaft ist ein traditionelles Hausmittel gegen Migräne und Kopfschmerzen.
Auf die Röstung kommt es an
Günstige Kaffees und Massenprodukte aus dem Supermarkt für wenige Euros schmecken oft bitter und flach. Das Geheimnis eines guten Kaffees ist die Röstung. Diese liegt in der Hand des Röstmeisters. Gute Röstereien setzen auf eine schonende und langsame Trommelröstung, wogegen Großbetriebe meist Heißluftröster verwenden, die die Bohnen in wenigen Minuten fertig rösten. Nehmen Sie eine Bohne in die Hand und reiben Sie sie zwischen den Fingern. Sie sollten eine feine Fettschicht auf den Bohnen fühlen. Die typische Crema des Espressos entsteht durch die Öle im Kaffee. Und noch etwas: Lagern Sie Kaffee auf gleichbleibender Zimmertemperatur, luft- und lichtdicht verschlossen. Kaffee gehört nicht in den Kühlschrank.
Italien – Der Ursprung des Espressos
Auch wenn die typischen Aluminum-Kaffebereiter von Bialetti gerne als Espressokannen bezeichnet werden – der damit bereitete Kaffee entspricht eher einem Mokka. Denn echter Espresso kann nur durch einen hohen Druck entstehen. Der Dampfdruck der Aluminium- oder Edelstahlkannen reicht dafür nicht aus. (Was nicht heißt, dass die Kannen guten Kaffee bereiten. Nur eben keinen Espresso.)
Auf der Weltausstellung in Paris im Jahre 1855 präsentiert Luigi Bezzera die erste Maschine zur Bereitung von gepresstem Kaffee. Pavoni kaufte später das Patent. Von da an begann der Siegeszug der kleinen schwarzen Kaffees in Italien, im Mittelmeerraum und auf der ganzen Welt. Berühmte Kaffeehändler und Röstereien stammen aus Italien: Lavazza, Illy oder Lucaffe.
In Italien gibt es übrigens einige Besonderheiten beim Espresso-Genuss, der im ganzen Land eine soziale Komponente hat. Er wird selten alleine zu Hause genossen. Die Kommunen legen den Maximalpreis für einen Café am Tresen fest, im Stehen (al banco) und auf die Schnelle zwischendurch genossen. Er liegt etwas über einem Euro. Am Tisch und mit Servicegebühr (coperto) steigt der Preis – zuweilen deutlich, je nach Etablissement oder Location. Haben Sie schon mal einen Espresso auf dem Markusplatz in Venedig getrunken?
In Neapel git es eine Tradition, dass hilfsbereite Espresso-Liebhaber den doppelten Preis für Ihr Heißgetränk bezahlen. Sie bezahlen einen Espresso für sich und einen zum aufheben. Der Sospeso (der Aufgehobene) kommt Leuten zugute, die sich sonst keinen Kaffee in einer Bar leisten können.