Weine aus der Provence
Die Provence ist eines der traditionsreichsten und ältesten Weinbaugebiete Frankreichs, dessen Kulturgeschichte bis in die Zeit vor dem Römischen Reich zurückreicht. Gesegnet ist dir Region von einem mediterranen Klima, mit nicht zu heißen Sommern und feuchten, milden Wintern, in denen genug Feuchtigkeit für das Wachstum der Reben zur Verfügung steht.
Das Anbaugebiet der namentlichen Côtes de Provence liegt im Osten der Region und umfasst etwa vier Fünftel des gesamten Weinanbaugebiets der Provence. Dazu kommen die Appellationen Coteaux d’Aix-en-Provence und Coteaux Varois en Provence. Seit 1977 gilt der Status der Appellation d’Origine Contrôlée (kurz AOC) als kontrollierte Herkunftsbezeichnung. Einzigartig ist der hohe Anteil an Roséwein an der Gesamtproduktion von etwa 80 Prozent, was gut acht Prozent der weltweit produzierten Menge an Rosé entspricht – eine stolze Zahl. In der Provence kommt der unterschätzte Roséwein zu seinen so oft verwehrten Ehren.
Typisch für den Rosé aus der Provence (zumindest, wenn man vor Ort genießt) sind die traditionellen kegelförmigen und leicht bauchigen Flaschen. Aus Gründen des Marketings verzichten viele Winzer auf diese einzigartige Flaschenform, da dieser ein Image von Billigwein anhaftet. Was jedoch keineswegs pauschalisiert werden darf.
Die wichtigsten Rebsorten für Rosé und damit auch für die Rotweine sind Grenache, Mourvèdre, Syrah und Tibouren. Die Cuvées bestehen aus mindestens zwei dieser Sorten. Dazu kommen Barbaroux (die Sorte wird allerdings zurückgedrängt), Cabernet Sauvignon (Anteil maximal 30 %), Calitor (eine seltene Rebsorte, die hier pécoui touar genannt wird und ebenfalls rückläufig ist) und Carignan (Anteil maximal 30 %). Eine weitere Regel besagt, dass der Anteil der Hauptrebsorte einer Cuvée nicht mehr als 90 % betragen darf. Und noch etwas komplizierter: Der gemeinsame Anteil aller Hauptrebsorten einer Cuvée muss seit 2015 mindestens 80 % betragen. Der Anteil an weißen Rebsorten in roten und weißen Cuvées darf 10 % nicht überschreiten. Mindestens 20 % des Roséweins muss mit dem Saignée-Verfahren hergestellt werden.
Die für den Weißwein der Provernce zugelassenen Rebsorten sind Clairette Blanche, Sémillon, Ugni Blanc und Vermentino, die hier Rolle genannt wird. Clairette Blanche ist eine Rebsorte, die für die Wermutproduktion eine große Rolle spielt. Sie ist würzig und alkoholreich, gleichzeitig sind die Weine anfällig für eine schnelle Oxidation, sodass Clairette Blanche oft als Verschnittpartner genutzt wird, um dem Wein Aroma zu verleihen. Typische Noten sind Apfel, Fenchel und weiße Blüten. Die Rebsorte ist unter anderem in den Appellationen Châteauneuf-du-Pape, Côtes du Rhône, Côtes de Provence Côtes du Ventoux, Coteaux d’Aix-en-Provence, Les Baux de Provence, Lirac und Tavel zu finden. International bekannter dürfte die Rebsorte Sémillon sein, aus der unter anderem aufgrund der Anfälligkeit für Edelfäule der berühmte Süßwein Sauternes hergestellt wird.
Kommen wir zu alten Bekannten aus Italien: Ugni Blanc dürfte eher unter der Bezeichnung Trebbiano bekannt sein und Rolle als Vermentino. Beide Rebsorten bringen duftende, fruchtige und goldgelb leuchtende Weine von wunderbarer Frische hervor.
Kulinarische Höhepunkte
Essen wie Gott in Frankreich — das ist die Provence. Aber nicht die raffinierte, verfeinerte und zum Teil überhöhte Küche der Pariser Spitzengastronomie. In der Provence wird im besten Sinne des Wortes provinziell gekocht: natürliche, einfache und regionale Zutaten von höchster Qualität sind das Markenzeichen der typischen Gerichte „à la provençale“. Grundlage ist Olivenöl statt Butter. Dazu kommen Auberginen, Courgettes (Zucchini) und Paprika sowie die typischen Kräuter der Provence.
Typische Gerichte sind Bouillabaisse und die Soupe-de-Poisson, beides Fischsuppen, die Daube provençale, ein Schmorgericht mit Rindfleisch, Aioli sowie die Ratatouille.
Notabene: Stéphen Liégeard publizierte im Jahre 1887 ein Buch mit dem Titel „La Côte d’Azur“. Bis dahin existierte der mittlerweile berühmte Name für den Küstenabschnitt zwischen Hyères und Menton im allgemeinen Sprachgebrauch nicht.