Das Trentino ist weniger deutsch als Südtirol und noch nicht so richtig italienisch, mit Dolce Vita und mediterraner Lebensart. Im Norden erheben sich die Gletscher der Dolomiten und im Süden, am Nordufer des Gardasees, gedeihen bereits die ersten Oliven- und Zitronenbäume.
Im 16. Jahrhundert erlangte die Stadt Trento internationale Bekanntheit. In den Jahren zwischen 1545 und 1563 blickte die gesamte Christenheit auf das in Trento tagende Kirchenkonzil. Heute ist Trento eine Provinzhauptstadt, die Italienreisende meist nur als Durchgangsstation auf dem Weg zum Gardasee oder nach Süden passieren. Dabei lohnt sich ein Zwischenstopp – vor allem aus kulinarischer Sicht und der Weine wegen.
Weine im Trentino
Das Trentino ist quasi die Verlängerung Südtirols. Der Weinbau wird hauptsächlich im Tal der Etsch (Adige) betrieben. Ein großer Teil der Winzer ist über Genossenschaften organisiert, doch es gibt auch eine Menge einzelner Weingüter mit herausragenden Qualitätsweinen.
Weit verbreitet im Trentino sind die einheimischen Rotweinrebsorten Vernatsch und Lagrein sowie internationale Sorten wie Cabernet Sauvignon und Merlot. Aus den autochthonen Reben Teroldego (die Einheimischen nennen sie liebevoll Tiroler Gold) und Marzemino werden samtige und vollmundige DOC-Weine gekeltert.
Unter den weißen Rebsorten finden wir im Trentino unter anderem Müller-Thurgau, Riesling Italico, und den beliebten Pinot Grigio. Internationale Sorten wie Sauvignon Blanc und Chardonnay sind vertreten. Letztere findet zudem bei der Schaumweinproduktion Verwendung. Ein genauerer Blick lohnt auf die autochthone Sorte Nosiola. Aus ihr gehen strohgelbe würzige Weine hervor, denen es allerdings etwas an Säure fehlt. Die Nosiola wird zudem an den Rebstöcken getrocknet und für die Produktion des Vin Santo verwendet.
Die Schaumweine des Trentino liegen auf Champagner-Niveau. Obwohl zuweilen kein DOC-Status auf dem Etikett zu finden ist, gehören sie zu den besten Schaumweinen Italiens. Der Ausbau erfolgt im traditionellen Flaschengärungsverfahren. Sie sind besonders feinperlig, frisch und besitzen eine ganz eigene Finesse. Probieren Sie die Schaumweine mit Metodo Clasico aus dem Trentino als elegante Alternative zum Prosecco.
Kulinarische Höhepunkte
Das Trentino ist als alpine Bergregion natürlich bekannt für dessen köstliche Wurstwaren wie die Lucanica oder die würzige Mortandela Val di Non, eine salamiähnliche Wurst aus Schweinefleisch. Luftgetrocknete und geräucherte Schinken sowie Almkäse wie Almkäse Trentingrana, Spressa delle Giudicarie und Vezzena gehören ebenfalls zu einer zünftigen Brotzeit mit Schüttelbrot, einem knusprigen Brot aus Roggenteig. Dazu passt ein Glas Teroldego aus der Rotaliano-Ebene.
Eine lokale Spezialität mit kuriosem Namen sind die Strangolapreti – Priesterwürger. Das sind kleine Spinatklößchen aus Nudelteig. Dazu passt ein mineralischer Weißwein mit feinen Bitteraromen.
Der Spätherbst gilt als die schönste und schmackhafteste Jahreszeit im Trentino. Denn dann werden die ausgewachsenen Schweine geschlachtet und die Wurstwaren werden frisch zubereitet und geräuchert.
Unser Literaturtipp zum Trentino: Eckhard Henscheid Die Lieblichkeit des Gardasee.