La Rioja ist eine der ältesten spanischen Weinbauregionen mit einer langen Tradition. Heute ist sie außerdem die erfolgreichste, die sich längst international einen Namen gemacht hat und aus dem Schatten der großen italienischen und französischen Rotweine herausgetreten ist.
Rioja als Marke – Schon im 16. Jahrhundert
Zu Zeiten, als die Maremma in der südlichen Toskana noch moskito- und malariaverseuchtes Schwemmland war, blickte La Rioja bereits auf eine jahrhundertealte Weinbautradition zurück. Im Jahre 1560 wurde das erste einheitliche „Logo“ als Brandzeichen auf die Rioja-Fässer geprägt. Bereits eine Dekade zuvor wurden erste Qualitätskontrollen etabliert. Etwa ein Jahrhundert später taten sich die Winzer in Rioja zur Real Sociedad Económica de Cosecheros de Rioja (königlichen Wirtschaftsverband der Rioja-Winzer) zusammen. Feste Regeln für die Etiketten gibt es seit 1902 und seit 1953 einen Kontrollrat zur Überwachung der Qualität der Erzeugnisse und Einhaltung der Regeln.
Werfen wir einen Blick auf die Subzonen. Die 24.000 Hektar große Rioja Alta gilt als die beste der drei Unterzonen des Rioja. Im Osten der Zone liegt die Provinzhauptstadt Logroño. Der Atlantik weist einen starken Einfluss auf das Mikroklima auf. Das Ergebnis dieses besonderen Klimas und der speziellen Terroir-Qualitäten sind kleinere und dickere Beeren, was den Most besonders konzentriert macht. Neben der dominanten Rebsorte Tempranillo sind viele Weinberge mit Mazuelo und Graciano bestockt. Die Reservas und Gran Reservas aus Rioja Alta gelten als die am längsten lagerfähigen Weine aus der Region.
Östlich von Logroño liegt die Subzone Rioja Baja, die in die Region Navarra hineinragt, die gleichzeitig eine eigenständige Anbauregion DO darstellt. Hier ist das Wetter trockener. Der Einfluss des Atlantiks geringer. Neben Tempranillo ist hier die Garnacha Tinta (Grenache oder auf Sardinien Cannonau) die prägende Rebsorte. Die Weine sind fruchtbetonter, als diejenigen aus Rioja Alta bei gleichzeitig hohem Alkoholgehalt. Die Weine sind schneller ausgereift als die der Nachbarregion.
Die Rioja Alavesa im Norden liegt im Baskenland. Hier herrscht kühleres und feuchteres Klima vor. Die lokale Ausprägung des Tempranillo kommt mit etwas dünnwandigeren Beeren daher. Die Weine haben eine verspieltere Säure, als die des Rioja Alta und in jungen Jahren trinkreif.
Von den gut 20.000 Weinbauern im Rioja füllen 98 % keine eigenen Weine ab, sondern liefern an die etwa 500 kleinen bis großen Bodegas. Im Rioja werden größtenteils Rotweine produziert. Ein Blick lohnt aber auch auf die etwa 25 Prozent ausmachenden Weißweine sowie die Rosés (Rosados). Die traditionellen Trauben für den weißen Rioja sind Viura (Macabeo), Malvasía Riojana (Alarije) und Garnacha Blanca. Seit einigen Jahren haben die internationalen Sorten Chardonnay und Sauvignon Blanc Einzug gehalten. Seltener finden wir Tempranillo Blanco, Turruntés (Torrontés) und Verdejo.
Die Qualitätsstufen – Crianza, Reserva, Gran Reserva und darüber hinaus
Die vier Qualitätsstufen hängen mit der Lagerung im Holzfass zusammen – je länger der Wein Holz gesehen hat, desto höher die Einstufung. Die jungen Weine mit wenigen Monaten Fassausbau kommen als Joven auf den Markt. Ein Crianza muss dagegen im Rioja für 12 Monate im Holzfass gelagert werden (in vielen anderen Regionen Spaniens nur sechs). Reserva und Gran Reserva sind die höchsten Qualitätsstufen mit 24 beziehungsweise 36 Monaten Lagerung im Holzfass und anschließender Flaschenreife.
Kommen wir noch zu neueren Entwicklungen in Sachen Qualitätsbewertung. Seit einigen Jahren finden wir eine verwirrend große Auswahl an zusätzlichen Bezeichnungen auf den Etiketten. Das geht von Angaben über das Alter der Rebstöcke (Viñas viejas, Viñas centenarias, Viñas prefiloxéricas) über die Höhe der Weinberge (Viñedos de altura), im Weingut gereifte Weine (Madurados en Bodegas), Sondereditionen (Ediciones oder colecciones seleccionadas y limitadas), Einzellagenweine (Viñedos en propiedad, Viñedos singulares) bis hin zum Ausbau in verschiedenen Tanks (tinajas de barro, hormigón). Der Consejo Regulador Rioja (Verwaltungsrat von Rioja) hat hoffentlich zeitgleich ein Handbuch für den Weinkauf auf den Weg gebracht.
Notabene: Das goldene Netz, das sich um viele edle Reservas und Gran Reservas aus dem Rioja findet, heißt Alambrado. Einst war es eine Art Qualitätssiegel, um gegen Fälschungen vorzugehen. Das Netz ist heute etwas aus der Mode gekommen. Einige Traditionalisten halten jedoch daran fest.