In Italien sind über 1.000 Rebsorten registriert, von denen immerhin gut 400 Sorten in den DOC-Regelwerken erlaubt, beziehungsweise empfohlen sind. Es handelt hierbei jedoch nur um Schätzungen, denn die Zahl an Synonymen und Namensvarianten geht in die Tausende. Wie viele dieser Sorten kennen Sie beim Namen? Wie viele Sorten haben Sie schon probiert? Italien ist das Land mit den meisten autochthonen, das heißt genuin einheimischen Sorten überhaupt. Da lohnt sich die Weinsuche jenseits des eigenen Horizonts.
Cabernet Sauvignon, Sangiovese und darüber hinaus
Beginnen wir mit den Rotweinen: Fast immer auf dem Radar erscheinen die Rebsorten Cabernet Sauvignon und Merlot – beides aus Frankreich importierte, aber in Italien nicht minder erfolgreiche Sorten. Wir verweisen auf die großen Supertoskaner, wie Ornellaia und Sassicaia, deren Erfolge nicht auf der beliebtesten italienischen (und in der Toskana, vor allem im Chianti Classico- und Brunello-Gebiet, beheimateten) Rebsorte Sangiovese beruhen, sondern auf Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc. Und denen das gelingt, ohne ihre toskanische Herkunft zu verleugnen. Die Rebsorte Nebbiolo dagegen, ist bei nicht-Italien-fokussierten Weintrinkern hingegen schon unbekannter, obwohl sie im Piemont so herausragende Weine wie den Barolo und den Barbaresco hervorbringt. Der Autor dieser Zeilen wagt zu behaupten, dass der Nebbiolo, der eigentliche Superstar der italienischen Weinlandschaft ist. Die Traube ist eine Diva, die mit jedem Jahrgang aufs Neue als Charakterdarstellerin brilliert. In der oscarprämierten Nebenrolle steht im Piemont der Barbera auf der großen Bühne.
Bleiben wir noch eine Weile im Norden des Stiefels, kurz hinter den Alpen, in einer Landschaft, nein, in vielen Landschaften, die trotz (oder gerade wegen) des kühlen Klimas, ausgefallene Rotweine hervorbringt. Aus Südtirol kommt der Lagrein. Er ist dicht, hoch konzentriert und belohnt den Winzer für einen Ausbau im Holzfass mit ausgefallenen Geschmackserlebnissen. Bei einem Ausflug nach Venetien lohnt sich ein Blick auf die Corvina, aus der der beliebte Valpolicella und der außergewöhnliche Amarone gekeltert werden. Die Nebendarstellerin hier: die Rebsorte Rondinella.
Auf dem Weg nach Süditalien legen wir einen Zwischenstopp in den Abruzzen ein. Hier treffen wir auf die Rebsorte Montepulciano, aus der der Montepulciano d‘Abruzzo gekeltert wird, ein Wein für Liebhaber fruchtbetonter und gleichsam weicher Rotweine mit unaufdringlichen Tanninen. Zu viele Zwischenstopps würden diese Zeilen sprengen, sodass wir schließlich (ohne dass der Autor einen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt) die Rebsorten Primitivo, Negroamaro und Nero d‘Avola vorstellen möchten. Primitivo und Negroamaro haben in den letzten Jahrzehnten der Region Apulien den Aufstieg auf der Beliebtheitsskala bis in die obersten Ränge ermöglicht. Dunkle, beerige und gehaltvolle Rotweine mit Kräuteraromen und dichten Tanninen treffen zurzeit den Geschmack der Weinwelt.
Chardonnay oder Arneis – Eine Frage des Geschmacks
Kommen wir zu den Weißweinen und beginnen wir gleichsam mit den bekannten (internationalen) Namen: Sauvignon Blanc und Chardonnay sind die weißen Gegenspieler zu Cabernet Sauvignon und Merlot – mit ähnlicher Aufgabenteilung: Die eine (Sauvignon Blanc, bzw. Merlot) bringt frische und fruchtbetonte Weine hervor, die andere (Chardonnay, oder Cabernet Sauvignon bei den Roten) gehaltvolle, körperreiche und gerne im Holzfass ausgebaute Weine. Hier sind die italienischen Alternativen: Pinot Grigio (Grauburgunder), Pinot Bianco (Weißburgunder) und Trebbiano (aus dem der beliebte Lugana vom Gardasee gekeltert wird) schenken uns herrlich frische und unkomplizierte Weine für jeden Tag. Etwas ausgefallener sind Arneis aus dem Piemont, Vermentino aus Sardinien, Garganega aus dem Veneto oder Grillo aus Sizilien. Gönnen Sie sich einmal eine Querverkostung zu Hause und entdecken Sie die Eigenarten dieser autochthonen italienischen Weißweinsorten. Erleben Sie den Duft nach frischen Kräutern, exotischen Früchten, Gewürzen oder Nüssen. Salute!
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