Die Geschichte des Barberas geht ins 13. Jahrhundert zurück, was Schriften im Archiv der Kirche Sant'Evasio in Casale Monferrato belegen. In ihnen tauchen mehrfach Belege dafür auf, dass Weinberge im Monferrato mit einer Sorte namens barbexinis kultiviert wurden. In späteren Jahrhunderten finden wir die Namen Grignolino Berbexino und Grisa maggiore, von denen auch vermutet wird, dass es sich um Vorfahren der Rebsorte Barbera handelt. Anfang des 20. Jahrhunderts vertrat der Ampelograf Pierre Viala die These, dass die Sorte aus der Lombardei stamme, und zwar aus dem Ort Oltrepò Pavese. Wie bei so manchen Rebsorten bleibt die Suche nach der Herkunft eine Detektivgeschichte. Eine hundertprozentige Sicherheit über die Ursprünge des Barbera bleibt uns die Weinwissenschaft noch schuldig.
Machen wir einen Sprung in die 1970er Jahre. Italien war plötzlich der Lieferant für hektoliterweise billigen Landwein, was die starkwüchsige und pflegeleichte Barbera zu einer der am meisten angebauten Reben machte. Selbst in schlechten Jahren garantiert die Rebsorte gute Erträge. Barbera ist so wuchsstark, dass sie gezielt und massiv zurückgeschnitten werden muss, um gute Qualitäten zu erzeugen. Zudem ist der gerbstoffarme Wein früh trinkreif. Die Geschichte gipfelte im Methanolskandal um gepanschte Weine in der Mitte der 1980er Jahre. Die Folge war nahezu eine Halbierung der Rebflächen. Und es setzte ein Umdenken bei den Erzeugern ein. Von da an, ging es mit der Barbera bergauf.
Qualitativ hochwertige Barberas vereinen wie ein guter Burgunder einen kräftigen Körper mit zarten Tanninen. Das beste Terroir für Barbera mit kargen Kalkböden, Sand oder Mergel bietet das Piemont. Die Regionen Alba, Asti und Monferrato bringen die besten Qualitäten. In der vermuteten zweiten Heimat der Barbera, in der Lombardei, sind im Oltrepò Pavese hervorragende Weine zu finden. Die Emilia-Romagnamit den Colli Piacentini sei als dritte Kraft genannt. Als Verschnittpartner in Cuvées finden wir Barbera in den DOC-Regionen Bardolino, Colli Perugini, Falerno del Massico und in Molise.
Aber wie schmeckt denn nun ein Barbera, wenn er nicht, wie oben beschrieben, als neutraler Massenwein in Erscheinung tritt? Nun, wie schon angedeutet verbindet ein Barbera burgundische Eleganz mit fruchtiger Kraft und lebendiger Säure. Er weiß mit Aromen von Süßkirschen (den sprichwörtlichen Piemontkirschen), von Pflaumen und Zwetschgen sowie von Veilchen und Vanille zu überzeugen.
Als Essensbegleiter machen sich Barberas ausgezeichnet zu italienischer Alltagsküche wie Aufläufe, Pizza oder Pasta mit würzigen Saucen. Bessere, holzfassgelagerte Qualitäten passen zu Leber auf venezianische Art, zu Wildgeflügel oder Kaninchen aus dem Ofen. Die Top-Weine aus Barbera versüßen Wildgerichte, Lammkarree oder Kalbsbraten.
Postscriptum: Italienische Auswanderer brachten die Rebsorte Ende des 19. Jahrhunderts nach Kalifornien und Argentinien und auf Sardinien finden wir eine Varietät der Rebsorte mit dem Namen Barbera Sarda. Die seltene Barbera Bianca ist nicht mit der roten, namensgebenden Sorte verwandt.