Abstammung – Wie immer eine spannende Geschichte
Wie bei so vielen Rebsorten, sind sich auch beim Chardonnay die Experten nicht einhundert prozentig einig. Die gängige Theorie besagt, dass es sich beim Chardonnay um eine natürliche Kreuzung aus Heunisch und Pinot handelt. Um welche Pinot-Varietät es sich dabei handelt, ist unklar. Denn der rote Pinot Noir, der weiße Pinot Blanc und der Pinot Gris, der farblich irgendwo dazwischen liegt, haben ähnliches Genmaterial. Der Heunisch ist heute fast unbekannt, obwohl die Rebsorte zu einer der wichtigsten früherer Jahrhunderte zählte. Ein starker Ertrag und ein später Austrieb (nach den Frühjahrsfrösten) machten die Sorte attraktiv. Die dünnen, extraktarmen und säuerlichen Weine dürften heute kaum noch Chancen am Markt haben.
Im Jahre 1872 benannte eine Jury auf einer Weinbauausstellung in Lyon die damals neue Rebsorte nach dem kleinen Dorf Chardonnay im Burgund. Chardon heißt im Französischen Distel. Andere (Wein-)Historiker sehen den Chardonnay bereits im Jahre 1583 in der Gegend um Saône-et-Loire erwähnt – unter dem Synonym Beaunois und als Chardonnet im 17. Jahrhundert in Saint-Sorlin, ebenfalls in Saône-et-Loire. Insgesamt sind mehr als 120 Synonyme für die Rebsorte Chardonnay bekannt.
Chardonnay in Italien – Eine Erfolgsgeschichte
Dass in Italien die traditionellen Anbaugebiete für Chardonnay im Norden des Landes liegen, heute jedoch zunehmend großartige Weine dieser Rebsorte aus dem Süden kommen, zeigt, welche Bandbreite Chardonnay hinsichtlich Böden und Klimabedingungen aufweisen kann. Aus dem Friaul, Südtirol, dem Trentino und dem Veneto kommen frische mineralische Chardonnays. Aus Sizilien und Apulien hingegen fast cremige, weniger säurebetonte und oftmals holzfassgelagerte reinsortige Chardonnays, wie wir sie aus der Neuen Welt kennen. Das Weingut Planeta aus Sizilien sei hier stellvertretend zu nennen.
In Südtirol hieß der Chardonnay Gelber Weißburgunder. Kalkreiche Böden mit wenig Feuchtigkeit sind den Reben am liebsten. Gleichzeitig helfen die warmen Südlagen dem Chardonnay besser zur Vollreife zu gelangen. Bekommt er, wie in der Champagne, weniger Sonne und kühleres Wetter ab, ist der Säuregehalt (wie für den Champagner gewünscht) deutlich höher. In warmen Gegenden sind die Weine extraktreich und bringen einen vollen Körper und einen hohen Alkoholgehalt von 13 bis 14 Volumenprozent und mehr mit.
Die Weine
Typische Aromen des Chardonnays sind Honig und Honigmelone, weißer Pfirsich, Vanille (vor allem beim Ausbau im Eichenfass) sowie tropische helle Früchte. Mit Fingerspitzengefühl zaubern die Winzer Aromen von Himbeeren, reifen Tomaten, schwarzem Tee, süßem Gebäck und Rosenblättern zum Vorschein. Zuweilen unterziehen die Winzer den Wein einem biologischen Säureabbau, um ihn geschmeidiger zu machen.
Unser Verkostungstipp: Probieren Sie einen Chardonnay von Elena Walch aus Südtirol gegen einen sizilianischen Chardonnay aus dem Hause Tasca d’Almerita.