Die vielen Namen der Sangiovese
Die Rebsorte Sangiovese kommt mit zahlreichen lokalen Bezeichnungen daher, was das Lesen der Etiketten zuweilen erschwert. Die Toskana proklamiert den Ursprung der Sorte für sich. Innerhalb der Region hat sie jedoch zahlreiche verschiedene Namen. Beim Vino Nobile di Montepulciano heißt sie Prugnolo Gentile, in Montalcino heißt sie Brunello und in der südlichen Toskana Morellino. Im Chianti-Gebiet weist der Name Sangiovese grosso immerhin direkt auf die Rebsorte hin. Einschlägige (Wein-)Lexika zählen viele Synonyme mehr auf. Auf die heute französische Insel Korsika fand die Sangiovese ihren Weg durch die Genuesen. Dort heißt sie Nielluccio und überall auf der Insel zugelassen. Letztendlich handelt es sich bei all den Varianten um unterschiedliche Biotypen der gleichen Sorte.
Am liebsten sonnig und trocken
Das Spannende beim Wein ist ja, dass die gleiche Rebsorte so unterschiedliche Endprodukte hervorbringen kann – je nach Bodenbeschaffenheit, Reberziehung, Ertragsbeschränkung, Klima und Mikroklima, Ausbau und vielen Faktoren mehr. Sangiovese mag es warm und sonnig, weshalb sie von der Toskana südwärts überall in Italien kultiviert wird. Die trocken und steinigen Böden in Montalcino sind wie gemacht für Sangiovese. Die Sorte keimt spät, sodass Frühjahrsfrost kaum ein Problem ist. Gleichsam spät im Jahr erfolgt die Ernte und heftige Regen- und Hagelfälle im Herbst können ihre zarte Schale zerstören und Krankheiten begünstigen. Durch die lange Reifeperiode bringt Sangiovese alkoholreiche Weine mit guter Säurestruktur hervor.
Von jung und dynamisch bis edel und robust
Junge Sangiovese-Weine sind fruchtig und verspielt. Aromen von süßen Kirschen und roten Beeren mischen sich mit Nuancen von frischen Kräutern und floralen Noten, vor allem Veilchen. Wird die Sorte sorgsam im Holzfass ausgebaut, entstehen Weine, die lange reifen können. Sie entwickeln Aromen von Leder, getrockneten und gerösteten Gewürzen, Rauch, Tabak und Schokolade sowie von Kaffee und Waldboden. Ein großer Brunello hat durchaus das Potenzial für mehrere Jahrzehnte Lagerung.
Ein vielseitiger Begleiter
So unterschiedlich der Ausbau, so vielseitig ist die Sangiovese, wenn es ums Essen geht. Die jungen, fruchtbetonten Weine eignen sich hervorragend zu italienischer Alltagsküche, zu Pizza, Pasta und Gemüseaufläufen, zu jungem Käse und leichten Vorspeisen. Ein Vino Nobile di Montepulciano, ein Chianti Classico oder ein Brunello – das sind die passenden Weine zu kräftigen Speisen, zu kurzgebratenem roten Fleisch, zu Wildgerichten mit Waldpilzen, zu dunklen Braten und zu würzigen, gereiften Käsesorten.