Sie alle kamen über das Meer. Einige von ihnen brachten den Wein mit auf die Insel. Da trifft es sich vorzüglich, dass Schäfer und Bauern mehr mit dem Weinbau zu tun haben, als die wenigen Fischer an den Küsten Sardiniens. Aus den Bergen kommen außer dem Wein ausgezeichnete Spezialitäten vom Lamm und Zicklein, Wurst, Käse und Wild – perfekte Begleiter zum kräftigen Rotwein der Insel.
Die Weine Siziliens spielen sich erst seit einigen Jahren in den Vordergrund. Zuvor waren Sie auf dem italienischen Festland, geschweige denn im übrigen Europa, so gut wie nicht zu bekommen. Lediglich einige sardische Restaurants boten den handimportierten Wein ihren Gästen an. Sardinien hat an der Gesamtproduktion Italiens gerade einmal einen Anteil von unter zwei Prozent. Große Genossenschaften hatten in der Vergangenheit hauptsächlich Massenware verkauft, die dem Potenzial der sardischen Weine kaum eine Chance gaben.
Das hat sich geändert. Aus den Weinbergen um Cagliari und Oristano im Norden Sardiniens sowie zwischen Alghero und Sassari im Süden der Insel, entstehen ausgezeichnete, vollmundige und so fruchtbetonte wie würzige Rotweine. Die Mikroklimata im Norden und Süden Sardiniens sind sehr unterschiedlich. Der Norden mit seinen kühlen Winden ist eher eine Weißweinregion. Im Süden dagegen ist es heißer und trockener – optimale Bedingungen für robuste und kräftige Rotweine, sowie süße Dessertweine.
Die Könige der Insel – Cannonau und Carignano
Bei den sardischen Rotweinen gebührt dem Cannonau und dem Carignano die Krone. Die Weinwelt streitet, ob der Cannonau mit der spanischen Sorte Garnacha und der französischen Sorte Grenache identisch ist. Die Sarden selber halten ihn allerdings für etwas Besonderes und das ist er sicherlich auch. Der Cannonau bringt sehr eigenständige Weine hervor, die mit ihren Verwandten vom Festland wenig gemeinsam haben. Sie sind robust und alkoholreich, würzig und kommen mit Aromen von Tabak, Holz, mediterranen Kräutern und Leder daher. Die Weine passen zur wilden Berglandschaft Sardiniens und zu den kräftigen Gerichten des Landesinneren. Wenn Sie einen Rotwein aus Italien zu Lammbraten oder Ragout vom Zicklein suchen, sind Sie bei Sardinen genau richtig.
Auch der Carignano ist mit einer Traube aus Südfrankreich identisch, mit der Carignan. Doch so wie der Cannonau, bringt auch diese Traube auf Sardinien einen ganz eigenen Typus von Wein hervor. Der sardische Carignano ist kräftiger als das südfranzösische Pendant und deutlich tanninhaltiger. Daneben finden sich die Trauben Bovale Sardo und Malvasia Nera, die ebenfalls vollmundige Weine hervorbringen. Der eigentümlichen Sorte Bovale Sardo wird eine Verwandtschaft zu den spanischen Rebsorten Bobal oder Monastrell nachgesagt, was durch die spanischen Eroberer durchaus sein kann. Beweisen ist dies jedoch nicht. Bovale Sardo findet hauptsächlich als Verschnittpartner Verwendung. Wir finden die Sorte in den DOC Zonen Campidano di Terralba und Mandrolisai.