Allein die Namen der vier Appellationen Chianti Classico, Vino Nobile di Montepulciano, Montalcino und Maremma verzaubern mit ihren Assoziationen von betörend duftenden und komplexen Weinen. Jede einzelne der Appellationen innerhalb der Toskana weist ihr eigenes charakteristisches Mikroklima und eine spezielle Bodenbeschaffenheit auf. Und jede Unterregion hat ihre eigene DOC- oder DOCG-Regularien. Rotwein aus der Toscana gehört zu den besten Weinen Italiens.
Die Nachfrage nach einem internationalen Weinstil führte in den letzten Jahrzehnten dazu, dass viele Winzer ihre Weine zu einem IGT (Indicazione Geografica Tipica) herabstuften. So entstanden die sogenannten Super-Toskaner (oder im internationalen Sprachgebrauch: Super-Tuscans) – Cuvées aus Sangiovese und internationalen Sorten wie Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot sowie reine „Bordeaux-Cuvées“. Jede Unterregion der Toskana verdient mit ihren Weinen eine eigene große Bühne: sei es Chianti und das Kerngebiet Chianti Classico, Montepulciano mit dem Vino Nobile, Montalcino mit dem Brunello oder die Maremma an der Mittelmeerküste mit dem wohl berühmtesten Wein des Landes, dem Sassicaia aus Bolgheri.
Die Vielseitigkeit der Sangiovese
Die wichtigste Rebsorte der Toskana, wenn nicht gar ganz Italiens, ist die Sangiovese. Im Chianti-Gebiet hat sie einen Anteil von mehr als 75 Prozent, im ganzen Land ist sie mit zehn Prozent die am meisten angebaute Rebsorte. Bereits im antiken Rom war die Sangiovese bekannt. Der Name Sangiovese bedeutet übersetzt soviel wie "Blut des Jupiters". Die Rebsorte reift besonders langsam. Die Lese findet Ende September oder erst im Oktober statt. Das heißt, die Trauben haben besonders lange Zeit, ihre feinen Aromen auszubilden. In der Toskana liefert die Sangiovese die besten Qualitäten in ganz Italien. Dem Sangiovese wird eine deutliche Säure und eine robuste Tanninstruktur nachgesagt. Das macht die Rebsorte zu einem Kandidaten für Cuvées mit anderen, weicheren und samtigeren Rebsorten wie Merlot oder Canaiolo, im Chianti auch mit den weißen Rebsorten Malvasia und Trebbiano. Reinsortige Sangiovese s sind die Brunellos aus dem Gebiet bei Montalcino. Die Weine zeichnet kräftige Tannine und eine nuancierte Geschmackstiefe mit langem Abgang aus. Die Sangiovese ist bekannt für ihre Aromen von roten Kirschen und Veilchen. Zuweilen kommen hellrote Beerenfrüchte wie Himbeeren und Erdbeeren hinzu. Im Brunello finden sich weitere florale Aromen, ätherische Öle, der Duft von mediterranen Kräutern und bei gealterten Weinen Noten von Leder, Kaffee, Tabak, Holz, Schokolade, Lakritz und sogar Teer. Je hochwertiger der Wein, desto tiefer und vielschichtiger sind die Aromen.
Ein Ausbau im Holzfass und eine jahrelange Lagerung vor dem Verkauf ist für alle Brunellos vorgeschrieben. Der Vino Nobile di Montepulciano ist ebenfalls ein reinsortiger Sangiovese. Wer den Geldbeutel schonen möchte, greift auf den Zweitwein, den Rosso di Montepulciano zurück, der sich in Sachen Qualität nicht in der zweiten Reihe zu verstecken braucht. Das gilt übrigens auch für den Rosso di Montalcino, den kleinen Bruder des Brunellos. Auch hier finden sich bemerkenswerte Qualitäten, für die man kein Vermögen ausgeben muss.