Dazwischen schlängeln sich endlose Täler mit Flüssen, Seen und dichten Wäldern. Im Süden der Region bestimmen die Weingärten an den Rändern der Täler das Landschaftsbild. Die Mikroklimata in Südtirol sind so unterschiedlich, dass Gletscherregionen teilweise nur wenige Kilometer von den Weinlagen entfernt liegen. Die Hauptanbaugebiete für Weißwein sind das südliche Unterland, das Etschtal, die Umgebung der Städte Bozen und Meran, das Vinschgau und das Eisacktal.
Die Südtiroler Weinstraße mit gut zwei Dritteln der Weinberge des Anbaugebiets verläuft über 84 Kilometer von Nals über Bozen bis nach Salurn. Es ist eine der ältesten Weinstraßen Italiens. Das vergleichsweise kleine Weinanbaugebiet Südtirol hat an der Gesamtproduktion des Landes nur einen Anteil von etwa 0,7 Prozent. Der Weinbau an oftmals steilen Hanglagen wird zu einem Großteil in Handarbeit durchgeführt. Kein Wunder, dass aus Südtirol besonders viel Qualitätswein stammt. Es ist das Anbaugebiet mit den meisten DOC-Weinen im Verhältnis zur Gesamtproduktion. Stolze 90 Prozent der Weine tragen das Prädikat DOC Südtirol oder DOC Alto Adige auf dem Etikett. In Südtirol werden gut 20 verschiedene Rebsorten kultiviert. Die Geschichte des südtiroler Weinbaus geht bis in die vorrömische Zeit zurück. Cato hat in einem Werk über die Agrikultur die Region bereits für den Weinbau gelobt, bevor sie von den Römern erobert wurde. Nach Plinius übernahmen die Römer die Lagerung von Wein in Fässern aus der späteren Provinz Rätien. Vor Ort lässt sich die Geschichte des Südtiroler Weins im Weinbaumuseum in Kaltern im Überetsch nachverfolgen.
Vielfalt auf engstem Raum
Kaum verwunderlich, dass in einem so weit nördlich und so hoch gelegenen Anbaugebiet wie Südtirol der Weißwein mit gut 60 Prozent der Anbaufläche dominiert (obwohl die am meisten angebaute Rebsorte der Vernatsch ist – siehe dazu Rotwein aus Südtirol). Dabei kann Südtirol mit einer unglaublichen Geschmacks- und Rebsortenvielfalt aufwarten. Die Rebsorten Pinot Grigio, Gewürztraminer, Chardonnay und Weißburgunder sind am häufigsten verbreitet. Daneben finden sich in kleineren Pflanzungen Sauvignon Blanc, Müller-Thurgau, Kerner, Goldmuskateller, Sylvaner, Riesling und Veltliner. Der Ursprung des Gewürztraminers wird bei dem kleinen Ort Tramin in der Nähe von Bozen vermutet und ist somit ein echter Einheimischer. Bereits im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurde in dem Ort Weinbau betrieben. Tramin war im 15. Jahrhundert ein für Südtirol wichtiger Markt für Wein.
Bemerkenswert sind die zart duftenden Rieslings, die mit einer feinen und mineralischen Säure überzeugen. Die Chardonnays sind für die nördliche Lage und das kühle Klima Südtirols erstaunlich körperreich und vollmundig.
Im Eisacktal sind die Weinberge fast ausschließlich mit weißen Rebsorten bestückt. Das kleine Tal mit nur 300 Hektar Rebfläche ist das nördlichste Weinanbaugebiet Italiens. Auf den Weinbergen wachsen die Sorten Kerner, Riesling, Sylvaner und Müller-Thurgau.