A-Mano
Stattdessen arbeiten die beiden Besitzer Elvezia Sbalchiero und Mark Shannon mit zum Teil sehr alten Rebflächen von hohem Potenzial, die sie überall in Apulien aufspüren, pachten oder zusammen mit ihren Besitzern bearbeiten. Die handverlesenen Weinbauern sind ihre Partner. Bei einem solchen Projekt mag man vielleicht eher an ganz viele Probleme und Unwegsamkeiten denken, doch A Mano beweist mit ihren staunenswerten Top-Weinen, dass dem ganz und gar nicht so ist. Zusammenfassend kann man sagen, dass A Mano für moderne Weine im apulischen Stil einsteht. Respekt vor dem jeweiligen Terroir und den teilweise beinahe hundertjährigen Reben lässt A Mano nicht in ‚modernistische‘ Gefilde abdriften, sondern verhilft ihren besonderen Charakter in finessenreiche, trinkbare Weine übergehen zu lassen. So ist der kalifornische Winzer und Önologe immer wieder damit beschäftigt, den klassischen Stil der apulischen Weine gerade in der ‚Modernität‘ seiner Weinbereitung beizubehalten.
Innovatives Weinprojekt: Hervorragende Weine aus handverlesenen apulischen Parzellen
Zwei wichtige Informationen zuerst: A Mano ist eine Marke und eine Weinkellerei, die in einer „Fattoria“ in der Appellation Primitivo di Puglia nahe an Tarent ihre Vinifizierungen vornimmt. Der Name bedeutet soviel wie „von Hand“ oder „handwerklich“, und bezieht sich auf die gesamte Struktur des innovativen Projekts: A Mano hat nämlich keine eigenen Rebstöcke und auch keine eigenen Weinberge. A Mano arbeitet ausschließlich mit auserwählten Partnern zusammen, mit Winzern, die im Besitz von außergewöhnlichen Arealen und Reben sind. Und nur diese besonderen Örtlichkeiten werden unter Vertrag genommen. Verarbeitet werden neben Primitivo, der Vorzeigetraube der Region, und der zweit bekannten Negroamaro-Traube, vor allem autochthone, international bisher noch nicht besonders bekannte Sorten, zu denen Fiano Minutolo, Greco und Susumaniello gehören.
A Mano sorgt für das Knowhow, für Arbeiter und für das wachsame Auge, dem noch so kleine Details nicht entgehen. Die beiden Weinmacher von A Mano und ihr kleines Team legen selbst Hand an die in ihrer Obhut sich befindenden Weinparzellen und sind in alle Prozesse am Weinberg eingebunden. Obwohl Apulien seit einem Jahrzehnt sich zu einer ‚Hexenküche‘ italienischen Weinanbaus entwickelt, was soviel heißt, dass hier besonders viele unkonventionelle junge Winzer ihr Glück versuchen, ist das Projekt von Sbalchiero und Shannon sogar für hiesige Verhältnisse ungewöhnlich.
Die Weinberge unter Vertrag, die weiße Trauben liefern, sind zurzeit Locorotondo, Martina Franca, Massafra und Gravina (Alter zw. 20 und 40 Jahren). Sie alle befinden sich im Itria-Tal, das von Winden aus der Adria profitiert. So erreichen die Nächte hier eine angenehm abgekühlte Temperatur, die den Trauben fruchtiger und aromatischer macht. Die Primitivo-Weintrauben wachsen im Herzen der Appellation, in Manduria, Torricella, Sava, Lizzano und Pulsano (Alter zw. 30 und 60 Jahren), die Negroamaro-Trauben kommen aus Salice Salentino im südlichen Apulien, während die Susumaniellos aus den Regionen Brindisi und San Vito dei Normanni kommen. Ein ganz besonderer Stolz der A Mano sind die Primitivo-Trauben von ganz alten Reben, die auf einer speziellen Parzelle mit Blick auf das Ionische Meer in Lizzano wachsen. Die Reben sind zwischen 70 und über 90 Jahre alt und liefern nur geringe Erträge ab, die es jedoch in sich haben. Auf A Mano werden sie zu dem herausragenden roten Tropfen „Prima Mano Primitivo“ verarbeitet. Alle Weinberge werden händisch gelesen und sind ökologisch, die meisten trocken bewirtschaftet.
Während der Weinkeller der A Mano abgelegen, ein paar Kilometer außerhalb von Tarent liegt, befindet sich der Hauptsitz des Unternehmens in einem alten Palazzo inmitten des Städtchens Noci, circa 30 Kilometer von Monopoli und der Adria entfernt. Die Vinifizierung wird in toto durch moderne Technik und viel Erfahrung des kalifornischen Winzers bestimmt: Bereits die Pressung der Trauben erfolgt unter automatischer Temperaturkontrolle, um dadurch auch im heißen Apulien frische, fruchtige Weine zu produzieren. Bei der relativ kühl gehaltenen Fermentation in Edelstahltanks, die unter regelmäßiger Umwälzung langsam vonstattengeht, werden ausschließlich natürliche Hefe verwendet. Vinifiziert wird jedoch nicht nur in Edelstahltanks, sondern auch in Zementbottichen, die vor allem bei den Rotweinen eingesetzt werden und zudem in den Boden eingelassen sind. Auch diese Maßnahme sorgt für natürliche Reduzierung der Temperatur und eine langsamere Alterung. Eine Spezialbehandlung kommt dem weißen Fiano-Wein zu, dessen Trauben zum gewissen Prozentsatz bis Ende Oktober getrocknet werden, um anschließend am Ende der Fermentation dem Weißwein beigemischt zu werden. Die Weine der A Mano Weinkellerei altern grundsätzlich ohne Holz. Einige der Liebhaber von A Mano sind kontinuierlich der Meinung, den Weinen würde etwas Holzfass am Ende der Produktion guttun, um so die sowieso schon hervorragende Qualität ins Herausragende zu steigern. Doch die beiden Besitzer möchten Qualitätsweine zu günstigen Preisen produzieren, die sich möglichst viele Weinliebhaber leisten können, was mit dem Einsatz von Holzfässern und langen Alterungsprozessen nicht mehr möglich wäre.
Ade Konventionen!
Geboren ist A Mano aus einer Idee heraus der aus dem Friaul stammenden Unternehmerin Elvezia Sbalchiero und des kalifornischen Winzers und Önologen Mark Shannon, der an der Davis University studierte und dort von der Verwandtschaft zwischen Primitivo und Zinfandel erfuhr. Mark arbeitete zu diesem Zeitpunkt, wie er selbst sagt, als „fliegender Winzer“ und war seit den 1980er Jahren an verschiedenen Weingütern tätig. 1997 hielt er sich in Sizilien auf und lernte dort seine zukünftige Lebensgefährtin und Partnerin Elvezia Sbalchiero kennen, die sich auf Weinmarketing spezialisiert hat. Motiviert wurden die beiden nicht nur durch eine gute unternehmerische Idee, die ganz nebenbei gesagt auch recht ‚verrückt‘ war, sondern vor allem durch Apulien selbst. Elvezia und Mark besuchten 1998 Apulien und haben schnell das Potenzial der fruchtbaren Region und ihrer wenig bekannten Weine erkannt, und sich darüber hinaus in die Landschaft mit den uralten Olivenhainen und der roten Erde verguckt. Zunächst wollte der US-Amerikaner eigentlich nur das Land und seine richtig alten Primitivo-Weine auf einer kurzen Urlaubsreise kennenlernen, von denen er wusste, dass sie genetisch mit dem kalifornischen Zinfandel identisch sind. Aus dem Urlaub wurde eine ungeplante Passion und ein Projekt mit dem Namen A Mano, das 1998 umgesetzt wurde. Elvezia und Mark Shannon leben seitdem auf ihrer Fattoria und bereiten hier Weine jenseits von den herrschenden Konventionen. Neue Wege mit alten Weintrauben – so könnte man die Produktion von A Mano in einem Satz zusammenfassen. Wie gut das ihnen gelingt, bezeugen viele renommierte Auszeichnungen. Schon der erste Jahrgang des Primitivos, der mit dem A-Mano-Etikett gelabelt wurde, hat Mark Shannon auf dem „International Wine Challenge“ in London eine Goldmedaille beschert.
Die Ausnahmeweine von A Mano: „Die handwerkliche Moderne“
Das Portfolio der Ausnahmekellerei A Mano besteht aus fünf Rotweinen, einem Weißen und einem Rosato. Sie alle sind etwas ganz Besonderes und unbedingt wert, probiert zu werden. Die Vorzeigeweine finden sich unter den Roten. Der Klassiker ist der „A Mano Primitivo“ IGT, ein verdichteter Wein, der trotz seiner Üppigkeit durchaus nuanciert und elegant daherkommt. Die Spitze bildet der „Prima Mano Primitivo“, der die Essenz aus Trauben uralter, beinahe hundertjähriger Weinreben ist. Dieser Wein lebt vollkommen ohne Holzalterung und besticht durch Aromen von Rosenblättern, Blaubeeren, schwarzem Pfeffer und Trockenfrüchten. Am Gaumen überrascht er mit Maraschino Kirsche und Anklänge an zitronige, frische Früchte, lebendige Tannine und optimierter Säure. „Prima Mano“ entsteht nur aus besten Weinjahrgängen, in denen alles vom Wetter bis zur Ernte optimal stimmte. Hierbei sind die harmonischsten, die besten Weine des Unternehmens zu erwarten. Hervorzuheben sind auch die beiden „Imprint“-Weinen: der „Imprint Primitivo“ IGT und der „Imprint Susumaniello“ IGT, beide jeweils 100-prozentig tiefrote Reinweine. Während der Imprint-Primitivo eine üppiger, beeriger und nach warmen Gewürzen duftender Wein ist, dessen Herstellung dem eines Amarone gleicht, ist der Imprint-Susumaniello ein geradezu schokoladener, Cassis und Blüten-dominierter Roter, der die Wucht des mediterranen Raums und seiner Kräutervielfalt in sich trägt.
Erwähnt werden muss aber noch der einzige Weiße des A-Mano-Hauses, der „Bianco Puglia“ IGT, der eine ungewöhnlich schöne Mischung aus circa 90 % Fiano- und 10 % Greco-Trauben, die blumige und zitronige Nuancen – Birnen, Orangen- und Jasminblüten – ergeben. Hier kommen auch die angetrockneten Fiano-Trauben zum Einsatz. Für viele ein echter Geheimtipp und ungekrönte Star von A Mano ist jedoch der Roséwein „Rosato Puglia“ IGT, eine Cuvée aus circa 90 % Primitivo- und 10 % Aleatico-Trauben, der sich durch ein kräftiges Rosa und viel Exotik auszeichnet. Neben Ananas und anderen exotischen Zitrusnoten kommt der ‚Biss‘ mit Ingweranklängen und ein wenig karamellisierten Obst hinein.
A Mano
Gründungsjahr: 1998
Eigentümer: Mark Shannon und Elvezia Sbalchiero
Önologe: Mark Shannon
Jahresproduktion: ca. 330.000 Flaschen
Notabene: Die Weinkellerei Fattoria A Mano ist normalerweise nicht zu besichtigen – doch wie immer: fragen schadet nicht. Hingegen steht der alte Palazzo in Noci jedem Interessierten offen. Hier finden ungezwungene Degustationen von fünf Weinen aus der A-Mano-Produktion statt, begleitet von typischen regionalen Snacks und einer Vorstellung der Entstehung des Weinprojekts A Mano und seiner Weine, was alles in allem circa 1,5 Stunden in Anspruch nimmt. Voranmeldung online oder telefonisch ist erwünscht.