Frescobaldi - Ammiraglia
Die Frescobaldis besitzen insgesamt sieben Weinkellereien – alle auf dem Weltspitzenniveau. Ihre Tenuta dell‘Ammiraglia ist die jüngste Errungenschaft und der Beweis, dass die Maremma-Region aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht und nun zu den interessantesten Weinregionen Italiens gezählt werden muss. Wie viel Potenzial in der sonnendurchwirkten und von Meeresbrisen frisch gehaltenen Gegend steckt, beweisen nicht zuletzt auch die Weine der Tenuta Ammiraglia, die Fachleute wie James Suckling und Robert Parker mit 91+ Punkten bewerten – Tendenz zeigt eindeutig nach oben.
Inmitten der Maremma mit Blick aufs Meer
Die Tenuta dell’Ammiraglia wurde nach langer Suche nach geeigneten Weinstandorten von Lamberto Marchese de’Frescobaldi gegründet. Die Wahl fiel auf die Gegend von Magliano im Südwesten der Maremma nah an der Küste. 150 Hektar zu diesem Zeitpunkt noch natürlich bewachsene Areale wurden für die neue Weinberganlage erst planiert und 2010/11 vorwiegend mit den Varietäten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Vermentino, Merlot und Syrah bestockt. Die Ernte erfolgt ausschließlich per Hand und unterliegt einer peniblen Sortierung bevor sie sofort in den mitten im Weinberg liegenden Keller zu Weiterverarbeitung geht. Aufgrund der Hitze, die in den Sommermonaten in den Weinbergen herrscht, wird in frühen Morgenstunden geerntet, um so möglichst knackig-fische Trauben in den Weinkeller einzufahren.
Die Entscheidung für die neue Tenuta im Konglomerat des Weinimperiums der Marchesi de‘Frescobaldi war beflügelt von der Idee, ungewöhnliche Terroir-Weine in die Liste der Eigenherstellungen aufzunehmen und die Möglichkeiten der besten Lagen in der gesamten Toskana auszuloten. Maremma ist eine legendäre und in gewisser Weise bis in die frühen 2000er Jahre als „wild“ angesehene Gegend, die eine ganz besondere Lage zwischen Berg und Meer bietet. Viele Jahrhunderte lang war es still um die Region. Verschont von dem Ansturm der Investoren, hat sie sich lange als Insidertipp gehalten, nun entwickelt sie sich zu einer interessanten Gegend für die anspruchsvollen und etwas wagemutigeren Winzer. Dabei gehört die von den Etruskern besiedelte Maremma kulturell betrachten zu den ältesten Gegenden Italiens, wo schon früh Weinanbau kultiviert wurde. Wenn es um die Einschätzung der Maremma geht, darf man nicht vergessen, dass die berühmte Appellation Bolgheri bei Castagnetto Carducci schließlich ein Teil der Maremma ist! Seit 2011 verfügt die Region über DOC-Appellation in der Provinz Grosseto und DOCG in Morellino di Scansano.
Betrachtet man das geologisch-geographische Profil der Maremma und ihre klimatischen Bedingungen, so wird man gewahr, dass die Voraussetzungen sich hervorragend für französische Rebsorten eignen. Die Weinberge der Tenuta Ammiraglia zeichnen sich durch ein Mikroklima aus, das vom nahen Tyrrhenischen Meer und der am Horizont aufragenden Hügelkette, an dessen Ausläufern sich die Hänge der Tenuta befinden, geprägt sind. Die Sonneneinstrahlung ist hier besonders intensiv und die 30°-Celsius-Marke wird in den Sommermonaten ständig überschritten. Dennoch kann man das „Wetter“ im Weinberg für die Trauben der französischen Varietäten als optimal bezeichnen. Das vor allem dank der Meeresbrisen des nur wenige Kilometer davon entfernten Meeres, die für ausreichende Luftzirkulation und Abkühlung sorgt. Vor allem die Tag-Nacht-Temperaturdifferenz fördert die Wachstums- und Reifebedingungen der hier gedeihenden Traubensorten. Die Maremma bei Magliano hat vor allem ton- und kalksteinhaltige Böden, die optimal für die französischen als auch autochthonen Varietäten wie Vermentino, Sangiovese und Ciliegiolo sind, mit denen die Weinberge der Ammiraglia in kleinerem Umfang bestockt sind.
Ein großes Problem der italienischen Winzer ist die globale Erderwärmung und die mit ihr einhergehende Trockenheit. So setzt die Tenuta auf integrierte, nachhaltige Bewirtschaftung, wozu zum Beispiel die Errichtung eines Regenauffangbeckens gehört. Das im Winter aufgefangene Wasser wird in heißen Sommermonaten zu Tröpfchenbewässerung genutzt. Gepaart ist die Arbeit auf der Tenuta mit Umweltschutz im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft, was sich in dem 2012 verliehenen Gütesiegel „AgriQualità “ widerspiegelt. Zum Umweltschutz gehört ferner die Verwendung von „grüner Energie“, die aus Pyrolyse von Altholz aus eigenen PEFC-zertifizierten Wäldern gewonnen wird, um so den CO2-Ausstoß zu verringern.
Das Vorzeigeobjekt – natürlich neben Ammiraglias erstklassigen Weinen – ist der topmoderne Weinkeller selbst. Angepasst an den Verlauf der hügeligen Landschaft, teilweise begrünt und mit Sonnenkollektoren ausgestattet, sticht dieses futuristisch anmutende Bauwerk aus der Masse der funktionalen Weinkeller deutlich heraus. Doch nicht nur die Architektur an sich macht den Unterschied, sondern auch die Ausstattung im Inneren. Das A und O der Verarbeitung liegt zunächst in der äußerst vorsichtigen Pressung, für die die neusten Gerätschaften zur Verfügung stehen. Dieser Vorgang wird unter Ausschluss von Sauerstoff vorgenommen. Bei der Abfüllung des Mosts wird sorgfältig auf die Reinheit des Saftes geachtet, der von allen möglichen Resten und Verunreinigungen penibelst befreit wird. In der Tenuta Ammiraglia wird der Wein von Anfang an nach Lagen verarbeitet. Die temperaturkontrolliere Fermentierung der Lagenweine erfolgt in 600-Liter großen Tonneaux-Fässern aus französischer Eiche, die zu 20 % neu und zu 80 % geröstet sind. Nach der Fermentierung werden die Weine je nach Sorte assembliert und je nach Sorte unterschiedlich lang in Barrique und in der Flasche einem differenzierten Alterungsprozess unterzogen.
Die jüngste Errungenschaft im luftigen Süden Toskanas
Die Tenuta dell‘Ammiraglia ist das jüngste Weingut der auf die Gesamtzahl von sieben Weingütern angewachsenen toskanischen Imperiums der Winzer- und Unternehmerfamilie Marchesi de‘Frescobaldi. Die Tenuta wurde 2011 ins Leben gerufen und wird wie alle anderen Tenute der Frescobaldis im Wesentlichen unabhängig bewirtschaftet, wobei jede von ihnen als Teile des Unternehmens „Marchesi de' Frescobaldi Società Agricola s.r.l.“ in Familienhand verbleibt.
Herausragend konzipiert wurde die Gesamtanlage vom Stararchitekten Piero Sartogo, der nicht bloß eine futuristische Architektur ins Feld setzte, vielmehr die Erfordernisse einer Weinkellerei mit der Natur im besten Sinne „modern“ miteinander zu verbinden verstand. Die Form des Gebäudes ist einerseits in der Erde – dem Terroir – der Hügellandschaft Maremmas verankert, andererseits drängt sie mit ihrer spitzen Dachkonstruktion wie ein Schiff in das nur wenige Kilometer davon entfernte Meer hinaus. Die Integration in die Natur und eine symbolische Verneigung in ihre Richtung stellt das mit Gras und anderen Pflanzen bewachsene Dach der Kellerei dar. Angesichts dieser avantgardistischen Baukunst verwundert es nicht, dass die Tenuta Ammiraglia nicht nur eine Pilgerstätte für Weinliebhaber, sondern auch für Architekturfans geworden ist. Der Önologe der Tenuta ist seit 2015 Claudio Ragusa, der es bestens versteht, Weine zu kreieren, die zwar das Terroir widerspiegeln und dennoch einen „französischen“ Taouch haben. Das liegt sicherlich auch an seiner vorherigen Tätigkeit in der französischen Weinanwesen La Roche Lambert in Anjou.
Die aus Florenz stammende Familie de’Frescobaldi ist eine der ältesten, wenn nicht gar die älteste Winzerfamilie der Welt. Ihr Geschlecht ist urkundlich seit über 1.000 Jahren gesichert, als Winzer und Weinunternehmer sind die in den Stand der Marchesi gehobenen Frescobaldi seit mehr als 700 Jahren tätig. Ihr Vermögen und Ansehen erwarben die Vorfahren der heutigen Unternehmerfamilie in geschickten Bankgeschäften mit den mächtigsten Herrscherhäusern der damaligen Zeit. Ihr hauptsächliches Betätigungsfeld heute liegt in der Toskana, wo ihre Weine bereits im 16. Jahrhundert ein beachtliches Renommee genossen. Sie wurden von Päpsten und Königen getrunken, der berühmte Renaissancekünstler Donatello berichtete von der Qualität ihrer Weine genauso wie Papst Leo X. und Heinrich VIII. von England. Dabei heißt es, das eigentliche Geheimnis ihres Erfolges läge in einer Investition aus dem Jahr 1855, als die Familie vier Traubensorten in Frankreich einkaufte und begann, sie in der Toskana zu kultivieren: Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Merlot sowie Petit Verdot. Bis heute setzten die Frescobaldis, so auch in der Maremma, vor allem auf französische Varietäten.
Über 30 Generationen tragen ununterbrochen zur Kontinuität des Kelterns und der Bewahrung alter Kultur, auch die der Weine. Gleichwohl sorgen die jüngeren Generationen immer wieder auch für neue Anregungen und Ansichten. Die Marchesi Frescobaldi gelten als die Avantgarde des toskanischen Weinbaus und beweisen mit Ammiraglia noch einmal, dass sie ein hervorragendes Gespür für aktuelle Weinentwicklungen haben. So unterschiedlich die Tenute der Frescobaldis auch sind, sie haben eines gemeinsam: Sie sollen die außerordentliche Vielfalt der Toskana in den unterschiedlichen Weinen auf höchstem Niveau konservieren und nach außen vertreten. Das ist die konstante Philosophie der Frescobaldis, an der nicht gerüttelt wird. Sie scheint aufzugehen, denn die Weingüter der Marchesi zählen zu den weltweit prominentesten Weinkellereien. Das Stammhaus der Weinunternehmer ist die Tenuta di Castiglioni im Chianti Classico, von wo aus Lamberto Frescobaldi das Unternehmen leitet.
Das Portfolio der Ammiraglia: nicht nur aber eben auch klasse Rosés!
Wer Rosé-Weine liebt, der wird an den Weinen der Ammiraglia nicht vorbeigehen können. Die Produktionspalette der Tenuta Ammraglia ist mit insgesamt 5 Sorten übersichtlich und bietet echte Terroir-Weine der Region in der roten (2), Rosé (2) als auch in der weißen Ausführung (1) an. Kurz zusammengefasst: Wir haben es hier mit deutlich eigenständigen, komplexen Qualitätsweinen zu tun, die sowohl auf Typizität als auch auf moderne Eleganz setzten. Manches Sperrige – als Gegenbegriff zum smooth einiger modern geglätteter Weine – ist hier zu entdecken, doch durch die hervorragende önologische Fähigkeiten des Weinmachers Claudio Ragusa sind die Weine niemals bloß kantig.
Für die Rosé-Liebhaber und jene, die es noch werden wollen, gilt es den „Aurea Gran Rosé“ Toscana IGT, einen vornehmen, nach frischen Früchten duftender Wein von beinahe weißer Klarheit, zu probieren. Es handelt sich dabei um einen Lagenwein der erst zum Schluss assembliert wird. Er lagert acht Monat in französischer Eiche bevor ihm ein wenig weißer Syrah als Vin de Reserve vom Vorjahr hinzugefügt wird, der wiederum 20 Monate in Flaschen gereift ist. Dieser samtige, süßaromatische und gleichzeitig leicht würzige Wein überzeugt mit langen und komplexen Finish. Der zweite Rosé des Hauses Ammiraglia ist der zart-rosige „Alìe“ Toscana IGT, benannt nach der Meeresnymphe Halia, die für Schönheit und Sinnlichkeit steht. Hier paaren sich Syrah und Vermentino zu einer blumig-zarten Variante eines Rosés, der nach weißen Blüten und Zitrusfrüchten duftet und mit den typischen für den Terror stehenden mineralischen Gaumennoten überrascht. Beide Rosés widmet Lamberto Frescobaldi poetisch der Maremma, die die „Weiblichkeit“ symbolisiert, und damit auch der Frauen, die für die Kultur der Region sorgen, und auch jenen, die die Lese dieser Trauben in den Taustunden des Morgens besorgen.
Zwei Rotweine kommen zurzeit aus dem Weinkeller der Tenuta. Dazu gehört der „Terre More“ Maremma Toscana Cabernet DOC, eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Syrah, die vor allem eines sein will: moderner Terrorwein. Ihre Reifung erfolgt 12 Monate lang in unterschiedlich belegten französischen Barriques, was der Cuvée eine schöne Komplexität sowohl im Bouquet als auch am Gaumen verleiht. Lakritze, Vanille und dunkle Waldfrüchte einerseits – seidig ausgewogene Tannine andererseits ergeben einen terroirstarken, lebendigen und harmonischen Wein, den mit einer schönen Fruchtigkeit punktet. Das hat er mit dem zweiten Roten der Tenuta gemeinsam, dem strukturstarken „Pietraregia“ Riserva DOCG, einer Cuvée aus Sangiovese, Ciliegiolo und Syrah, den man als den Vorzeigewein der Tenuta dell’Ammiraglia bezeichnen könnte. 24 Monate im Barrique und acht Monate in der Flasche machen aus ihm einen starken, vielschichtigen Wein. Auf eine großartige Weise kommen hier Komplexität und Sanftheit zusammen. Wahrlich, das ist ein ganz großer Wein der Maremma, der obwohl von reifen schwarzen Früchten und Pflaumen zeugt, gleichzeitig eine gut eingebundene Säure hat, die für seine Frische und balsamische Nuancen sorgt. Das Finish ist süß und „röstig“ und von langer Ausdauer.
Tenuta dell‘Ammiraglia
Gründungsjahr: 2011
Eigentümer: Marchesi de’Frescobaldi
Önologe: Claudio Ragusa
Rebfläche: 150 Hektar in integriertem Anbau
Notabene: Die Tenuta Ammiraglia kann nach einer persönlichen Voranmeldung per eMail, Telefon oder über das Online Formular besichtig werden. Es wird um eine mindestens zweitägige Vorabreservierung gebeten. Diese Lokation ist in seiner Gesamtanlage so großartig, dass sie auf keinen Fall als einfach „bloß eine Weinkellerei“ abgetan werden sollte. Bei der Degustation werden auf Wunsch auch typische Speisen der Region vorgestellt.